Essen-Stadtwald. Seit fünf Jahren steht das Gebäude in Stadtwald leer, ab Sommer soll es umgebaut werden. CDU-Ratsherr drängt auf die Einhaltung des Zeitplans.
- Die Gesamtschule Süd in Essen-Stadtwald ist seit Jahren weitgehend ungenutzt.
- Im Sommer soll der Umbau beginnen.
- CDU-Politiker befürchtet eine deutliche Steigerung der Kosten.
Vor fünf Jahren ist der Schulbetrieb an der Gesamtschule Süd in Essen-Stadtwald ausgelaufen. Seitdem steht das Gebäude mehr oder weniger leer, obwohl in Essen dringend Unterrichtsräume benötigt werden. Mitte des Jahres soll der Umbau des Gebäudes starten. Der örtliche CDU-Ratsherr Sven-Martin Köhler befürchtet eine Kostenexplosion und drängt auf die Einhaltung des Zeitplans.
Das Gebäude soll später als Dependance der Erich-Kästner-Gesamtschule in Steele genutzt werden. „Fünf Jahre ohne sinnvolle Nutzung sind eine lange Zeit angesichts des Platzmangels an Schulen. Aber auch das Gebäude wird natürlich nicht besser, wenn es so lange quasi leer steht“, so der Ratsherr.
Bereits im Sommer 2017 endete die Geschichte der Gesamtschule Süd. Der letzte Jahrgang verließ ein Jahr später die Einrichtung, die zuletzt als Zweigstelle der Frida-Levy-Gesamtschule betrieben wurde. „Bis Mitte 2023 laufen dort noch Deutschkurse für Flüchtlinge aus der Ukraine“, sagt Sven-Martin Köhler, der unweit der Schule wohnt und früher selbst das Stadtwald-Gymnasium, Vorgängereinrichtung der Gesamtschule Süd, besucht hat.
Die neue Nutzung der Gesamtschule in Essen soll ab 2026 erfolgen
Es sei jetzt wichtig, trotz der derzeitigen Krise, des Mangels an Fachkräften und Baumaterial, den Zeitplan einzuhalten und tatsächlich im Sommer mit dem Umbau zu beginnen, so dass die beiden Bauabschnitte 2025 beziehungsweise 2026 fertig würden. Eine Verlängerung der Bauphase sei dennoch nicht auszuschließen. Die bisher veranschlagten Kosten von rund 20,5 Millionen Euro hält Köhler inzwischen angesichts der Kostensteigerungen in fast allen Bereichen für völlig unrealistisch. „Zumal wir ja inzwischen auch über eine energetische Sanierung sprechen“, sagt Köhler. Er schätzt die Umbaukosten inzwischen auf mindestens 50 Millionen Euro.
Der Schulentwicklungsplan
Im Schulentwicklungsplan Band I geht es laut CDU-Ratsherr Sven-Martin Köhler um acht neue Grundschulen, eine Förderschule und 33 Schulerweiterungen.
Im Schulentwicklungsplan Band II (weiterführende Schulen) gehe es um den Neubau von einer Realschule, zwei Gymnasien, zwei Gesamtschulen und 21 Schulerweiterungen.
Im Schulentwicklungsplan Band III (Berufskollegs) stünden zwei Erweiterungen und sechs Umbauten an.
Geplant sind laut Verwaltungsvorlage unter anderem die Erneuerung von Fassaden, Dach, Lüftungs-, Sicherheits- und Medientechnik, Sanitäranlagen, die Erstellung von Rettungswegen und barrierefreien Zugängen, die Anlage von Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen, die Optimierung der Raumzuschnitte und die Öffnung des parkartigen Schulgeländes für die Anwohnerinnen und Anwohner.
Der Gebäudekomplex an der Frankenstraße 200 war Ende der 1960er Jahre errichtet worden. „Gegen die Umwandlung des Gymnasiums in eine Gesamtschule gab es damals durchaus Proteste“, erinnert sich Köhler. Die Gesamtschule Süd ging 1989 an den Start – ist aber laut Köhler „nie richtig im Stadtteil angekommen“.
Im Laufe der Jahre sei die Schule immer unbeliebter geworden, die Anmeldezahlen seien zurückgegangen. Es folgte das Aus. Zwischenzeitlich war eine Dependance des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs dort untergebracht, als deren Räumlichkeiten in der Frohnhausen aufwendig umgebaut wurden. Verschiedene Überlegungen zur Folgenutzung – wie eine evangelische Gesamtschule – waren wieder verworfen worden.
Nach dem Willen von Rat und Schulkonferenz soll das Gebäude künftig als Dependance der Erich-Kästner-Gesamtschule in Steele dienen. Dort sollen die Jahrgänge neun bis 13 untergebracht werden – auch wenn zwischen Steele und Stadtwald eine Strecke von 6,4 Kilometer liegt. Bis es soweit ist, sind umfangreiche Umbauarbeiten notwendig, denn in der Vergangenheit waren am Gebäude Bau- und Brandschutzmängel festgestellt worden. „Von der Fassade hatten sich zwischenzeitlich Waschbetonplatten gelöst“, blickt der CDU-Ratsherr zurück.
Fremdvergabe von Schulneubauten könnte Entlastung bringen
Er will seinen Appell, jetzt möglichst im Zeitplan zu bleiben, nicht als Kritik an der Immobilienwirtschaft der Stadt verstanden wissen. Das Arbeitsaufkommen sei angesichts von Schulentwicklungsplan, Neu- und Umbauplänen hoch. Wenn Schulbauprojekte künftig auch von Stadttöchtern, privatwirtschaftlichen Unternehmen oder im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften realisiert werden könnten, könne das Entlastung bringen. Über diese Möglichkeit will der Rat in seiner Februar-Sitzung entscheiden. „Ein Problem werden am Ende wohl die benötigten Flächen sein, denn auch für Wohnungsbau ist Platz erforderlich.“
Köhler plädiert dafür, auch über die Anmietung von Gebäuden für Schulzwecke nachzudenken. Für die Gesamtschule Süd komme das zu spät. „Es kann aber verhindern, dass so etwas noch einmal passiert und dringend benötigte Räume so lange ungenutzt bleiben.“
Am Samstag, 28. Januar, und Samstag, 4. Februar, wird die Aula der Schule noch einmal für die Sitzungen der Karnevalsgesellschaft Gemütlichkeit Rellinghausen geöffnet. „Das wird dann in den nächsten Jahren wegen des Umbaus nicht mehr möglich sein. Wichtig ist aber, dass die Aula später wieder für Veranstaltungen im Stadtteil zur Verfügung steht.“