Essen-Stadtwald. . Nach dem Willen der Bezirksregierung schließt die Gesamtschule Süd vorzeitig zum 31. Juli. 100 Schüler müssen auf andere Schulen verteilt werden.
- Zu geringe Schülerzahlen in der zehnten Klasse sind der Grund für das vorzeitige Aus der Gesamtschule Süd
- Nur die jetzigen Zwölftklässler können noch ihr Abitur in Stadtwald machen
- Die übrigen 100 Schüler sollen auf umliegende Essener Schulen verteilt werden, was für Protest sorgt
Fassungslos haben Schüler, Eltern und Lehrer auf die Hiobsbotschaft aus Düsseldorf reagiert: Die Gesamtschule Süd soll nach dem Willen der Bezirksregierung bereits zum 31. Juli schließen. Das haben die zuständige Dezernentin Christine Fasselt und Schulamtsleiterin Regine Möllenbeck bei einer eilig einberufenen Schulvollversammlung am Mittwochabend mitgeteilt. Lediglich die jetzigen Zwölftklässler werden in Stadtwald noch ihr Abitur ablegen.
Dabei hatte der Stadtrat im vergangenen Dezember beschlossen, dass der Standort noch bis zum Schuljahr 2019/2020 erhalten bleibt – als Dependance der Frida-Levy-Gesamtschule. Die Politiker hatten so sicherstellen wollen, dass alle noch verbliebenen Schüler ihr Abitur an der Frankenstraße machen können.
Elternvertreterin fürchtet Bruch im Lebenslauf
Die Düsseldorfer Bezirksregierung lehnte einen entsprechenden Antrag Anfang der Woche ab. Dadurch sind rund 100 Schüler gezwungen, sich eine neue Gesamtschule zu suchen – auch die Elftklässler, die sich bereits für ihre Leistungskurse entschieden hatten. „Und das, wo doch alle Gesamtschulen in der Stadt schon völlig überbelegt sind“, kritisiert eine Elternvertreterin. Gleichzeitig befürchtet sie einen Bruch in den Lebensläufen der betroffenen Schüler. „Ich arbeite selbst in einer Personalabteilung und weiß, dass so späte Schulwechsel bei Einstellungsverfahren immer Fragen aufwerfen.“
Die Bezirksregierung begründet die vorzeitige Auflösung mit den geringen Schülerzahlen in der zehnten Klasse. 43 Jugendliche besuchen den Jahrgang, „wobei nicht sicher ist, ob alle Schülerinnen und Schüler die Zulassung für die Oberstufe erreichen“, heißt es auf Anfrage bei der Bezirksregierung.
Leistungskurse wären nicht mehr zu Stande gekommen
Nach internen Gesprächen zwischen der Bezirksregierung Düsseldorf, dem Schulträger und der Schulleitung habe man sich für eine vorzeitige Auflösung zum 31. Juli entschieden. „Es hat sich erwiesen, dass (...) die von den Schülern gewählten Leistungskurse nicht mehr zu Stande kommen“, heißt es in der Stellungnahme der Bezirksregierung. Darin wird allen betroffenen Schülern gleichzeitig ein Platz an anderen Schulen mit gymnasialer Oberstufe in Essen „selbstverständlich zugesagt“.
Die Zeit für diesen Schulwechsel ist knapp bemessen, hat Ratsherr Michael Schwamborn vom Essener Bürgerbündnis (EBB) erfahren: „Schon am Freitag sollen die Schüler der Schulleitung mitteilen, welche andere Schule und alternativen Leistungskurse für sie in Frage kommen. Das ist doch Irrsinn.“
Er kritisierte, dass die Bezirksregierung völlig am Willen des Rates vorbei entschieden habe – und die Schüler das nun ausbaden müssten. Schwamborn kündigte Protest seitens des EBB an, ein entsprechender Antrag für die Ratssitzung am 24. Mai sei in Vorbereitung. Auch die Eltern wollen einen Schulwechsel verhindern: Rechtliche Schritte würden geprüft, so die Elternvertreterin, die anonym bleiben möchte.