Essen. Blutkonserven werden knapp, das Deutsche Rote Kreuz ruft auf, jetzt Blut zu spenden. Warum es zu Engpässen kommt und wie die Lage in Essen ist.

Der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der auch die Kliniken im Ruhrgebiet mit Blutkonserven versorgt, schlägt Alarm: „Bereits seit mehreren Wochen wird weit weniger Blut gespendet, als benötigt“, heißt es beim DRK. Hauptgrund dafür sei der extrem hohe Krankenstand in der Gesamtbevölkerung. Essener Krankenhäuser bestätigen, dass die Situation angespannt ist; aktuell sei die Versorgung aber sichergestellt.

„Eine gewisse Bevorratung mit Blutpräparaten ist auch im Kontext der Krisenvorsorge unabdingbar, hiervon sind wir jedoch sehr weit entfernt“, sagt der Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes, Stephan David Küpper.
„Eine gewisse Bevorratung mit Blutpräparaten ist auch im Kontext der Krisenvorsorge unabdingbar, hiervon sind wir jedoch sehr weit entfernt“, sagt der Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes, Stephan David Küpper. © WP

DRK-Blutspendedienst: Rote Linie ist erreicht

„Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und die Grippewelle schlagen noch drastischer in der ohnehin kleinen Gruppe der regelmäßig Blutspendenden zu“, erklärt der Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes, Stephan David Küpper. Da die Ausfälle bei den Stamm-Blutspendern nicht durch Neu-Spender ausgeglichen würden, habe sich die Situation zu Jahresbeginn zugespitzt: Im Bestand sei nur noch ein Tagesbedarf an Blutspenden: „Eine absolut rote Linie“, sagt Küpper. Eine gewisse Bevorratung mit Blutpräparaten sei auch für die Krisenvorsorge unabdingbar.

So werden Blutkonserven im Kühlschrankraum der Universitätsklinik Essen aufbewahrt. Derzeit ist dort das Spenderaufkommen gut.
So werden Blutkonserven im Kühlschrankraum der Universitätsklinik Essen aufbewahrt. Derzeit ist dort das Spenderaufkommen gut. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Halten die Engpässe an, müssten Krankenhäuser notfalls planbare Operationen und Behandlungen absagen. Noch sehen sich die Essener Kliniken dazu nicht gezwungen. „Auch wir haben eine Vorab-Info erhalten, dass es Engpässe geben könnte“ heißt es etwa von den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM), zu denen das Huyssensstift gehört. Aktuell gebe es dort aber keine entsprechenden Engpässe: „Eingriffe müssen bislang nicht abgesagt werden.“

Auch am Elisabeth-Krankenhaus mussten in jüngster Zeit keine Operationen wegen fehlender Blutkonserven verschoben werden. Was auch daran lag, dass „in den letzten Wochen des Jahreswechsels die Zahl der planbaren Eingriffe eher gering war“, wie eine Sprecherin mitteilt. Auch wenn es bislang keinerlei Probleme gab, gelte: „Grundsätzlich müssen wir immer wieder und regelmäßig auf die Situation von Blutkonserven-Knappheit vorbereitet sein.“

Bei den Blutpräparaten ist die Lage angespannt

Auch an den beiden Krupp-Krankenhäusern in Rüttenscheid und Steele habe der Rückgang der Blutspenden „bislang zu keinen Einschränkungen geführt“, sagt Sprecherin Hille Ahuis. Das Medizinische Versorgungszentrum für Labormedizin und Mikrobiologie Ruhr habe den beiden Krankenhäusern aber signalisiert, dass die Lage angespannt sei.

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Die Uniklinik Essen hat als Maximalversorger ein eigenes Blutspendezentrum, das allerdings im Dezember 2022 wegen Personalmangels tagelang geschlossen blieb. Erst nach Weihnachten kehrte man zum Normalbetrieb zurück und darf sich nun offenbar anders als das DRK über ein „gutes Spenderaufkommen“ freuen. „Viele treue Blutspender und Blutspenderinnen kommen und unterstützen uns mit ihrer Blutspende, so dass der Bedarf an Blutprodukten aktuell gedeckt werden kann“, teilt die Uniklinik mit.

Blutspende an der Uniklinik Essen: Nach der zeitweiligen Schließung im Dezember 2022 kehren nun viele Stamm-Spender zurück.
Blutspende an der Uniklinik Essen: Nach der zeitweiligen Schließung im Dezember 2022 kehren nun viele Stamm-Spender zurück. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Mit Blick auf den hohen Bedarf und den Umstand, dass einige Blutprodukte nur wenige Tage lang verwendet werden können, sei man aber auch weiterhin auf jeden Blutspender und jede Blutspenderin angewiesen: „Vor allem bei der Blutgruppe 0, sowohl Rhesus positiv als auch Rhesus negativ.“

Uniklinik Essen muss regelmäßig Blutkonserven zukaufen

Der Blutspendedienst des DRK sendet sogar einen dringenden Appell an die Bevölkerung, „jetzt und in den kommenden Wochen Blutspendetermine aufzusuchen“. Angesichts der angespannten Situation seien auch Spontan-Spenden ohne Terminreservierung willkommen. „Um die Blutkonserven-Lager wieder aufzufüllen und die Versorgung sicherzustellen, benötigt der DRK-Blutspendedienst West täglich bis zu 3500 Blutspenden.“ Der Blutspendedienst West ist in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland tätig und versorgt damit nach eigenen Angaben 25 Prozent aller Kliniken in Deutschland mit Blutpräparaten.

Auch die Uniklinik Essen deckt mit ihrem Blutspendezentrum nicht einmal ein Drittel ihres Bedarfs: Regelmäßig kauft die Universitätsmedizin Blutkonserven zu – vor allem beim Deutschen Roten Kreuz.

Infos bei der Uniklinik Essen auf: www.uk-essen.de/transfusionsmedizin/blutspende/ und beim Deutschen Roten Kreuz auf: www.blutspende.jetzt