Essen. Der Willy-Brandt-Platz, das Tor zur Innenstadt, wird umgestaltet. Bürger können abstimmen, welche Planungsidee 2023 getestet werden soll.

Der Willy-Brandt-Platz in Essen soll bis 2026 ein neues Gesicht erhalten – und die Bürgerinnen und Bürger entscheiden mit, wie das Entree zur Innenstadt in Zukunft gestaltet und genutzt werden soll. Bis zum 13. Januar 2023 läuft auf der Webseite willy-brandt-platz.de ein Internetvoting, bei dem drei Konzepte für ein sogenanntes Reallabor im nächsten Sommer zur Auswahl stehen. Die Resonanz übertreffe die Erwartungen, sagt Margarete Meyer vom Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement. Seit dem 7. Dezember hätten bis kurz vor Weihnachten mehr als 350 Personen ihre Stimme für eines der Konzepte abgegeben.

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Der Blick auf den Zwischenstand zeigt auch, welches Konzept in der Gunst der Bürger aktuell deutlich vorne liegt. Etwas mehr als die Hälfte der Stimmen entfällt auf das Konzept „Wunderkammer City Nord“ des Planungsteams MAP. Die beiden anderen Konzepte – „Rot Weiss Willy“ von Modulorbeat und „Mehr Demokratie wagen“ von Raumlaborberlin – verbuchen fast gleich viele Stimmen. „Ich freue mich über die große Resonanz und das Interesse am Verfahren und den drei Entwürfen“, sagt Margarete Meyer und fügt hinzu: „Wir hoffen, dass der Schwung auch in den nächsten Sommer zur Realisierung mitgenommen werden kann und dann auch vor Ort die Möglichkeiten zur Beteiligung weiter wahrgenommen werden.“

Reallabor Willy-Brandt-Platz: Das Konzept wird im Sommer/Herbst 2023 ausgetestet

Das Reallabor, das die Abstimmung gewinnt, soll im kommenden Sommer/Herbst zwei Monate ausgetestet werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Nutzungsideen zu Aufenthaltsqualität und Gestaltung fließen ein in das eigentliche Planungsverfahren. Der Zeitplan sieht für 2025 ein europaweit ausgeschriebenes Wettbewerbsverfahren vor, so dass Neugestaltung und Umbau des Platzes 2026 in Angriff genommen werden kann. (Hier unser Kommentar zu den Reallaboren:https://www.waz.de/staedte/essen/essen-warum-der-willy-brandt-platz-besser-ist-als-sein-ruf-id237238907.html

Das Projekt „Wunderkammer City Nord“ von MAP Düsseldorf ist eine mit dünnen Stoffbahnen bespannte Gerüst-Installation: fünf Meter breit, 20 Meter lang und drei Etagen hoch.
Das Projekt „Wunderkammer City Nord“ von MAP Düsseldorf ist eine mit dünnen Stoffbahnen bespannte Gerüst-Installation: fünf Meter breit, 20 Meter lang und drei Etagen hoch. © MAP

Konzept 1: Das Projekt „Wunderkammer City Nord“ von Markus Ambach Projekte (MAP) in Düsseldorf will die „unbekannten Potenziale“ der nördlichen Innenstadt auf den Willy-Brandt-Platz holen. „Während die Rü im Süden als glänzendes Zentrum der Stadt gilt, unterschätzten selbst alteingesessene Essenerinnen und Essener die City Nord, die aktuell zudem unter den wirtschaftlichen Druck aktueller Ereignisse leidet“, heißt es im MAP-Entwurf.

Die mit dünnen Stoffbahnen bespannte Gerüst-Installation ist fünf Meter breit, 20 Meter lang und drei Etagen hoch. Auf dem Dach schaffen die Düsseldorfer eine grüne Oase als Ort zum Verweilen. Zum Eickhaus hin, soll es eine Bühne für Veranstaltungen geben. Auf den anderen Ebenen wirken Akteure und Geschäftsleute aus dem Kreativquartier Nördliche Innenstadt. Auch der beliebte Marktstand könnte in die Wunderkammer aufgenommen werden. MAP sind in Essen keine Unbekannten: Für das Projekt „Folkwang und die Stadt“ haben sie im Sommer auf dem Berliner Platz das „Eco-Village“ installiert.

“Rot-Weiss Willy“ ist ein Entwurf des Münsteraner Architekturbüros Modulorbeat.
“Rot-Weiss Willy“ ist ein Entwurf des Münsteraner Architekturbüros Modulorbeat. © Modulorbeat

Konzept 2:„Rot-Weiss Willy“ nennt das Münsteraner Architekturbüro Modulorbeat seinen Entwurf. Es handelt sich um eine langgezogene Holzkonstruktion mit drei Hochpunkten und begehbaren Flächen dazwischen. Dort stehen verschiebbare Elemente wie etwa Wanderbäume und Bänke, die auch auf dem Willy-Brandt-Platz an unterschiedlichen Stellen aufgestellt werden können. Weitere Elemente sind eine Bühne, Projektionsflächen und das an drei Wochenenden präsente Partizipationsmobil, mit dem Planer und Bürger ins Gespräch kommen. Trotz der auffälligen Schreibweise „Rot-Weiss“, so heißt es, weise der Projektentwurf keinerlei Bezug zum Essener Fußball-Drittligisten auf.

„Mehr Demokratie wagen“: Das „Reallaborberlin“ erinnert mit seinem Entwurf an den Wahlkampfslogan, mit dem Willy Brandt, der Namensgeber des Platzes, 1969 Bundeskanzler wurde.
„Mehr Demokratie wagen“: Das „Reallaborberlin“ erinnert mit seinem Entwurf an den Wahlkampfslogan, mit dem Willy Brandt, der Namensgeber des Platzes, 1969 Bundeskanzler wurde. © Reallaborberlin

Konzept 3: Das dritte Konzept, mit dem Titel „Mehr Demokratie wagen“ erinnert an den Wahlkampf-Slogan des SPD-Politikers und Bundeskanzlers, der Namensgeber des Platzes ist. Für das „Raumlaborberlin“ ist der Platz ein Ort des freien Experimentierens und des freien Diskurses. Zentraler Ort des Reallabors ist das „Parlament“: ein kreisrunder Pavillon, „der die Zusammenkunft von bis zu 40 Personen im Kreis sitzend – palavernd – ermöglicht. Er besteht aus einer einfachen Holzkonstruktion, ein ringförmiges Luftkissendach schützt vor Sonne und Regen.

Wer an der Abstimmung teilnehmen möchte, muss sich zuerst auf der Plattform willy-brandt-platz.de mit seiner E-Mail-Adresse registrieren. Dadurch sollen Mehrfachnennungen verhindert werden.

Die drei Entwürfe für das Reallabor sind auch auf dem Willy-Brandt-Platz selbst zu sehen. Sie zieren den Bauzaun der Baustelle Königshof.