Essen. Immer weniger Menschen können es sich wegen der gestiegenen Preise offenbar leisten, zu spenden. Das Tierheim Essen habe zunehmend Probleme.
- Das Tierheim Essen erhält derzeit weniger Spenden
- Das liegt laut der Tierheim-Leitung ab der Krise samt Preissteigerungen
- Manchen Menschen könnten sich auch Tierarzt-Behandlungen nicht mehr leisten
Die Folgen der Krise samt Preissteigerungen werden zu einem großen Problem für das Tierheim Essen. „Das ist echt fürchterlich im Moment“, sagt Leiterin Jeanette Gudd im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei seien gestiegene Energiekosten zunächst kein unmittelbares Problem für die Einrichtung. „Wir haben Fernwärme“, sagt Gudd, und eine Erhöhung der Stromkosten sei bisher nicht eingetrudelt. Noch nicht. Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig & Werden + Borbeck & West | Alle Artikel aus Essen]
Die Bevölkerung leidet aber zunehmend an den immer teurer werdenden Lebenshaltungskosten. Und gerade auf Menschen sind Tierheime wie die Einrichtung an der Grillostraße angewiesen. „Die Spendenbereitschaft ist deutlich zurückgegangen“, sagt Jeanette Gudd am Montag (17. 10.). Kein Wunder, schließlich hätten viele damit zu kämpfen, den eigenen Einkaufswagen voll zu bekommen.
Tierheim Essen beobachtet eine nur noch geringe Spendenbereitschaft
Die Tierheimleiterin beobachtet nicht nur eine geringere Spendenbereitschaft, sondern macht derzeit wie ihre Kolleginnen und Kollegen Beobachtungen wie diese: „Wir werden um Hilfe gebeten, weil die Menschen, Tierarztkosten nicht bezahlen können.“ Sie erzählt etwa von einer älteren Dame, die ihre Katze in der Hoffnung vorbeigebracht habe, dass diese tierärztlich versorgt werde. „Wir versuchen natürlich zu helfen“, sagt Gudd, allerdings weiß sie auch, dass die Ressourcen des Tierheims endlich sind.
„Die derzeitige Situation ist für uns belastend, aber natürlich auch für die Leute, die vorbeikommen. Wer fragt schon gerne nach Hilfe? Das ist unangenehm“, so Gudd. Und die Aussicht bei den Tierarztkosten ist für Tierliebhaberinnen und -liebhaber nicht gut. Am 22. November tritt die Änderung der sogenannten Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) in Kraft – mit teilweise kräftigen Erhöhungen.
Es gibt eine Tiertafel in Essen
Und unter den Menschen, die Hilfe suchend zum Tierheim kommen, seien wenige, die sich ihre Tiere während der Corona-Zeit aus Langeweile angeschafft hätten. Vielmehr seien es Leute, die seit vielen Jahren vor allem Hunde und Katze hätten – und sich ihre Lieblinge immer schlechter leisten könnten. Jeanette Gudd berichtet aus ihrem Alltag, wie heftig Preissteigerungen für Tierbesitzer aktuell zu Buche schlagen: „Vor einem halben Jahr habe ich eine Dose Nassfutter für 1,69 Euro bekommen, jetzt liegt der Preis bei 2,39 Euro.“
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Für viele ist das ein großes Problem, weshalb in der Region Tiertafeln deutlichen Zulauf haben. Auch in Essen gibt es solch ein Angebot (Ausgabestelle und Büro in der I. Weberstraße 10, 45127 Essen). Seitens der „S.A.T.Tiertafel“ heißt es auf der Homepage: „Wir unterstützen Tierhalter, die aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht in der Lage sind, ihre Haustiere ausreichend zu versorgen.“ Voraussetzung sei allerdings, dass Tiere bereits vor dem „Eintritt in die Hilfsbedürftigkeit“ im Haushalt lebten: „Wir unterstützen keine Neuanschaffungen.“ (weitere Informationen zu Essener Tiertafel: mehr Infos: https://www.sattiertafel-essen.de/)
Tierheim Essen baut um: Aus Hunde-Zwingern werden -Zimmer
Aber zurück zum Tierheim an der Grillostraße – und zur Situation fernab von Problemen im Zuge der allgemeinen Krise, in der sich die Gesellschaft befindet. Nicht nur finanziell ist die Lage wegen zunehmend ausbleibender Spenden angespannt. Hinzu kommt die Belegungssituation. Bei den Katzen sei man laut Jeanette Gudd fast voll ausgelastet, „Abgabetiere können wir hier gar nicht mehr annehmen.“ Bei den Hunden sehe die Situation nicht besser aus, was mit der Aktion „Zimmer statt Zwinger“ zu tun habe. Gudd berichtet von aktuellen Umbaumaßnahmen: „Uns fehlen gerade die Plätze von zwölf Zwingern, die zu Zimmer umgebaut werden.“ Dabei sei der Bedarf nach Plätzen eigentlich hoch: „Wir könnten uns theoretisch massig Hunde anlachen. Aus ganz NRW gibt es Anfragen.“ Das dürfte wiederum sehr wohl etwas mit den zahlreichen angeschafften Tieren während der Corona-Hochzeit und offenbar weit verbreiteter Langeweile zu tun haben.
Aus der Pandemie nimmt das Essener Tierheim aber nicht nur Negatives mit. Wegen des Virus ist die Einrichtung für spontane Besuche geschlossen gewesen, Vermittlungen fanden nur nach vorheriger Terminabsprache statt. An dieser Praxis hält man weiter fest, was aber nichts mit Schutzmaßnahmen zu tun hat. Vielmehr habe man positive Erfahrungen gesammelt. Gerade samstags hätte es vor Corona lange Schlangen von Menschen gegeben, die sich für Tiere interessieren. Die durch Corona zwangsweise eingeführte Regelung hätte laut Jeanette Gudd dann gezeigt: „Die Leute kommen bewusster und wir haben mehr Zeit für sie – früher war es oft ‘schnell, schnell’.“ Das sei nun anders.
Trotzdem überwiegt in Anbetracht der finanziell angespannten Situation die Sorge bei der Leiterin des Tierheims. Sie sagt: „Man kann im Moment schlecht schlafen.“
>>> INFO: Herbstfest des Tierheims
- Das Tierheim an der Grillostraße 24 öffnet am Sonntag (23. 10.) seine Pforten für einen Tag der offenen Tür. Dieser findet als Herbstfest statt.
- Zwischen 11 und 16 Uhr soll es Musik, Livemusik und Spiele geben. Außerdem erfährt man vor Ort Wissenswertes aus verschiedenen Stellen des Tierheims.
- Wer die Einrichtung finanziell unterstützen möchte, kann diese Bankverbindung nutzen: Sparkasse Essen; IBAN: DE11 3605 0105 0004 9131 33.