Essen-Steele. Einen Laden mieten und bis Ende 2023 nur 20 Prozent der üblichen Miete zahlen: In Essen-Steele beteiligt sich an dem Modell ein drittes Geschäft.
Dominika Sagan
Mit Konzepten fürs Stadtteilzentrum überzeugen und lediglich 20 Prozent der üblichen Miete zahlen: In Steele ist das nun dem dritten Ladeninhaber gelungen. Ab Anfang Januar 2023 möchte Patrick Marx „Spielbasis Ruhr“ in Steele allen Besuchern und Besucherinnen mehr Raum und weitere Angebote präsentieren. Möglich macht dies der Umzug in ein größeres Ladenlokal auf der Kaiser-Wilhelm-Straße 14 und vor allem auch das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“.
Seit zwei Jahren betreibt Patrick Marx das Fachgeschäft für Gesellschaftsspiele und ungewöhnliche Puzzles am Scheidtmanntor 2. Wenn es nun mehr Platz geben wird, sollen die Kunden und Kundinnen die Möglichkeit haben, vor Ort Spiele zu testen und sich zu gemeinsamen Spiele-Events zu treffen. Bislang mussten sie dafür in andere Steeler Lokale ausweichen.
Die ‚Spielbasis Ruhr‘ ist ein Anlaufpunkt für die ganze Familie
Nun möchte Marx zudem sein Sortiment erweitern, hinzukommen soll Holzspielzeug für Kleinkinder. „Das Sofortprogramm ermöglicht mir, noch mehr Spiele-Begeisterte jeden Alters in meinem Laden willkommen zu heißen. Die ‚Spielbasis Ruhr‘ ist ein Anlaufpunkt für die ganze Familie und alle weiteren, die Freude am Spielen haben, und sie sorgt für eine erhöhte Attraktivität des Stadtteils Steele“, ist er überzeugt.
In Steele profitieren von dem Sofortprogramm die Geschäfte „50’s & No-Re-Style“, „Artgrey Photoproducts“ und nun die „Spielbasis Ruhr“. Nicht alle sind neu im Stadtteil, zwei sind lediglich an einen neuen Standort gezogen. Auf der Limbecker Straße in der Essener Innenstadt konnten mit dieser Unterstützung inzwischen neun Leerstände belebt werden. Gleichwohl hat etwa das Sartup Mykraut bereits aufgegeben und die Ansiedlung von Lindt auf der Limbecker Straße sorgte für heftige Diskussionen. Es stellte sich die Frage, warum ein milliardenschwerer Schokoladenproduzenten gefördert werde.
Mehr Vielfalt und höhere Qualität vor allem beim Einzelhandel lauteten Kundenwünsche
Die Förderung sieht vor, dass Mieter bis Ende 2023 nur die reduzierte Miete zahlen. Möglich ist das, da Vermieter die Miete ihrerseits um mindestens 30 Prozent senken müssen. Die Differenz wird von Land und Stadt übernommen. Mit dieser Unterstützung sollen sich die Händler erfolgreich im Wettbewerb positionieren und am Standort bleiben, wenn die Förderung ausgelaufen ist.
Kriterien für Bewerber
Das Konzept mit dem potenzielle Mieter sich bewerben können, muss bestimmte Kriterien erfüllen. So muss es Passantenfrequenz bringen. Beispiel dafür sind Einzelhandel-Startups (Popup-Stores) und Gastronomie-Startups, Dienstleistungsgewerbe mit Publikumsverkehr, Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte, neue Angebote von Lieferservices/ Verteilstationen, Showrooms des regionalen Online-Handels, kulturwirtschaftliche Nutzungen, bürgerschaftliche und nachbarschaftliche (wohn-affine) Nutzungen, Repair-Cafés sowie Räume für Initiativen.
Auch Bildungsangebote und Kinderbetreuung sind möglich. Die Nutzungen sollen neue Mobilitätslösungen (zum Beispiel Fahrradabstellflächen mit E-Ladestationen) ermöglichen.
Info und Kontakt: Jörg Schürholz, 511002, info@optik-schuerholz.de
Mehr Vielfalt und höhere Qualität vor allem beim Einzelhandel, das hatten sich Bürger vor einem Jahr gewünscht, als sie befragt worden sind. Über die eingereichten Konzepte der Händler wiederum entscheidet eine Jury, deren Mitglieder von der Stadt und aus der Politik, aus dem Handel und der Gastronomie kommen. Ein Mitglied ist Jörg Schürholz, er ist stellvertretender Vorsitzender des Initiativkreises City Steele (ICS) und arbeitet seit mehr als 20 Jahren im Stadtteil, wo sein Optikergeschäft seit rund fünf Jahrzehnten ansässig ist.
Als das Projekt startete wünschte er sich vor allem mehr Gastronomie und nicht zusätzliche Bäcker oder Friseure für den Stadtteil. Abgesehen von Wünschen und Hoffnungen haben die Verantwortlichen dann die leerstehenden Lokale aufgelistet und auch recherchiert. Nicht immer sei die Suche nach dem Eigentümer so einfach gewesen, beschrieb Schürholz die Anfänge, bei denen sie es etwa mit Erbengemeinschaften zu tun hatten.
Insgesamt gebe es wenige neue Konzepte für Steele, blickt Jörg Schürholz auf das Förderprogramm, für das man sich noch durchaus bewerben könne. „Wir haben hier in der City eine tolle Frequenz“, wirbt er für den Stadtteil, derzeit sorge auch der Weihnachtsmarkt für dessen volle Innenstadt. Auch die Umzüge trügen dazu bei, dass Steeles City gestärkt werde.
Lücken sollen gefüllt und nicht lediglich Leerstände verschoben werden
Svenja Krämer, Leiterin Citymanagement und Prokuristin der EMG – Essen Marketing GmbH, ist bei der „Spielbasis Ruhr“ sehr optimistisch: „Herr Marx war in den bisherigen Räumlichkeiten schon sehr erfolgreich. In dem neuen, größeren Ladenlokal wird er noch mehr Kunden und Kundinnen mit seinem Sortiment und den generationenübergreifenden Veranstaltungen erfreuen. Es ist klasse, dass wir mit unserer Vermittlung im Rahmen des ‚Sofortprogramms Innenstadt‘ dazu beitragen konnten.“
Dabei ist bei der Förderung grundsätzlich nicht vorgesehen, dass jemand unterstützt wird, der lediglich umzieht. Schließlich sollen Lücken gefüllt und nicht lediglich Leerstände verschoben werden. Kein Widerspruch, sagt EMG-Sprecherin Ina Will, denn gut begründete Ausnahmen seien möglich. Beim Spielefachgeschäft etwa habe eine Kündigung des Ladenlokals wegen Eigenbedarf im Raum gestanden. Daher gab es Hilfe, um das Angebot in Steele zu halten.
Modenschauen bringen Menschen aus anderen Stadtteilen und Städten nach Steele
Bei „50’s and NoRe-Style“ habe der Standort-Wechsel wiederum habe der Umzug einen deutlich stärker frequentierten Bereich mit sich gebracht. Diesen Umzug habe man dem Inhaber ermöglichen wollen, da er eben nicht nur Kleidung verkaufe, sondern beispielsweise durch seine Modenschauen auch zahlreiche Menschen aus anderen Stadtteilen und Städten nach Steele bringe.
So zog Marc Noll (47) bereits an die Kaiser-Wilhelm-Straße und hat seinen Laden mit Hilfe des Förderprogramms zudem vergrößert. Hier verkauft er nun weiterhin Damenkleidung und Accessoires aus den 1950ern, importiert seine Ware, die er bei britischen Spezialfirmen bestellt. Für die Petticoats etwa lockt er so Kundinnen aus ganz NRW in die Innenstadt des Stadtteils.