Essen-Nordviertel. Vonovia legt im Essener Eltingviertel Wert auf kulturelle Aktionen. Das ist in der Galerie Hermann und auf dem Eltingplatz jetzt geplant.

In ihrer Pop-Up-Galerie am Zwingliplatz bietet Ruth Herberhold mithilfe des Wohnungsunternehmens Vonovia Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Workshops an. Am Dienstag (6.12.) sind Besucher und Besucherinnen zum Nikolausmarkt am Eltingplatz eingeladen.

Vonovia hat Galerie im Essener Eltingviertel gemietet

Der Zwingliplatz im Essener Nordviertel liegt ruhig da. Doch was macht eigentlich das Sofa dort vor der Tür des früheren Lebensmittelgeschäftes Franzmann? Und was hat „Gründervater“ Hermann Elting mit experimenteller Kunst zu tun? Vonovia-Regionalleiter Ralf Feuersenger und Künstlerin Ruth Herberhold sitzen vor dem Arbeits- und Ausstellungsraum „Der schöne Hermann“ an der Waterloostraße und genießen einen Kaffee. Beide freuen sich auf spannende Kulturevents.

Die 49-Jährige, alias „Rutkovska Kandinsky“, ist hier so was wie „Artist in Residence“. Vonovia hat das etwa 80 Quadratmeter große Ecklokal angemietet und überlässt es Kulturschaffenden mietfrei. Das Wohnungsunternehmen hatte vor Jahren damit begonnen, das Eltingviertel ganzheitlich zu entwickeln. Kulturelle Angebote seien da ein wesentlicher Faktor, berichtet Feuersenger: „Jeder Künstler gibt frische Impulse. Das schlägt Brücken zu den Menschen hier.“ Herberhold ergänzt: „Es ist mir ein Anliegen, das Nordviertel in seiner Schönheit zu zeigen. Es gibt hier sehr viele nette und engagierte Menschen.“

Die Pop-Up-Galerie Hermann im Essener Eltingviertel.
Die Pop-Up-Galerie Hermann im Essener Eltingviertel. © FUNKE Foto Services | Julian Heppe

Sie stammt aus Gladbeck, studierte Kunst an der Hochschule der bildenden Künste (HBK) mit dem Schwerpunkt Fotografie. Hier im schönen Hermann stehen für sie Installationen im Vordergrund: „Ich bediene mich ausschließlich aus Fundstücken. Ich möchte nichts Neues in diese Welt bringen, sondern Ressourcen schonen.“ Die Fundstücke werden zu eigenen, neuen Objekten arrangiert und erinnern an die Readymades von Marcel Duchamp, dem Mitbegründer der Konzeptkunst. Poetische Werke, die gerne humorvoll gelesen werden dürfen.

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Ruth Herberhold hat 25 Jahre lang eine Gaststätte geleitet. Sie wisse, wie man Leute zusammenbringt. Über kulturelle Angebote komme man ins Gespräch miteinander. Und zwar eben nicht mit sogenannter „großer“ Kunst: „Bei uns gibt es Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Workshops. Ohne Hürden, ohne Schwellenangst. Die Nachbarn können einfach bei uns reinschauen, auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen, miteinander quatschen und Pläne schmieden. Wir bringen Menschen zusammen, jenseits aller Milieugrenzen.“

Geplante Kita im Eltingviertel kommt zunächst nicht

Zurzeit müssen Unternehmen wie Vonovia Bauprojekte und Investitionen zurückfahren. Zu rasant steigen Zinsen und Baukosten, die Unsicherheit am Immobilienmarkt wächst. So müsse die zunächst am Ostermannplatz vorgesehene und nun an der Altenbergstraße geplante Kita noch warten, gibt Ralf Feuersenger zu verstehen: „Den Zeiten geschuldet, mussten wir auf den Pausenknopf drücken, alles abgesprochen mit der Stadt und dem zukünftigen Träger.“ Diese Entscheidung fiel kurzfristig. Noch vor einigen Wochen hatte Feuersenger gesagt, es gebe zwar noch keinen konkreten Zeitplan, die Dringlichkeit der Kita werde aber von allen gesehen.

Lesungen, Konzerte und Workshops

Am 18. Dezember wird es unter dem Motto „Wenn es bei der Liebe bliebe“ eine Lesung des Essener Literaten Ingo Munz geben, plus einer Performance. Es folgen Konzerte der Art-Rocker „Infant Finches“ und des Rappers „Dein Couseng“.

Bei Workshops der Objektdesignerin Christine Klomfaß werden kleine, tragbare Plastiken hergestellt, deren Materialien gefunden wurden.

„Der schöne Hermann“ an der Waterloostraße öffnet samstags von 14 bis 18 Uhr, bei Veranstaltungen oder nach Vereinbarung: schoener_hermann@gmx.de

Und die Kulturprojekte? Darf man in diesen Zeiten überhaupt noch Geld darein stecken? Vonovia-Sprecherin Bettina Benner ist geradezu empört: „Was hier wächst, wird ja niemandem woanders weggenommen. In Zeiten wie diesen können wir doch solche Räume der Begegnung nicht schließen.“ Für Ruth Herberhold wäre es das völlig falsche Signal: „Wir dürfen uns jetzt nicht zurückziehen und ängstlich in der Bude hocken.“ Was Ralf Feuersenger noch unterstreicht: „Gespräche, Nachbarschaft, gegenseitiges Unterstützen ist gerade jetzt besonders wichtig.“

Essener Eltingviertel soll belebt werden

Vonovia unterstütze gezielt Künstler und Studierende der Folkwang-Universität im Eltingviertel. Man verspreche sich eine Belebung des Viertels und eine Ausstrahlung in andere Stadtteile: „Einmal mit den Scheinwerfer an so ein Thema gehen, um den Ort nach vorne zu bringen. Mit Kunst und Kultur.“ Ob mit dem schönen Hermann, Residenzprojekten, Graffitiaktionen, Künstlergemeinschaften oder dem Kunstraum „City of Gold“.

Die Künstlerin Harriet Wölki zum Beispiel habe schon acht Mal ein adventliches Lichterfest organisiert, um das nachbarschaftliche Miteinander zu stärken und einen hellen Punkt zu setzen in dunkler Jahreszeit. In diesem Jahr falle das Fest allerdings krankheitsbedingt aus. Vonovia unterstütze auch den „Nikolausmarkt am Eltingplatz“. Organisiert vom Verein „Buntes Nordviertel“, ISSAB, Jugendamt Essen und CSE Essen. Am Dienstag, 6. Dezember, gibt es am Eltingplatz ab 15 Uhr ein gemütliches Beisammensein für die Nachbarschaft des Nordviertels. Mit Waffeln, Lebkuchen, Kekse, Mitmachspielen, Kinderpunsch und Nikoläusen. Bei Ruth Herberhold im schönen Hermann wird es Glühwein geben: „Und gute Gespräche.“