Essen-Nordviertel. Die Originalbüste von Hermann Elting kommt zurück ins Essener Eltingviertel. Jetzt wurde der Vertrag unterschrieben, der den Zeitplan vorgibt.

Heinz-Hermann Elting hat seinen 83. Geburtstag am Dienstag (30.8.) im Eltingviertel gefeiert und selbst ein Geschenk mitgebracht: Den Vertrag, der festlegt, dass die Büste seines Urgroßvaters und Gründers des Eltingviertels wieder zurück nach Essen kommt.

Original Elting-Büste steht beim Urenkel auf der Terrasse

Einst zierte die Büste das alte Essener Rathaus, zusammen mit weiteren neun Büsten von Persönlichkeiten, die am Bau des Rathauses beteiligt waren. Als das Rathaus in den 60er-Jahren abgerissen wurde, waren allesamt zunächst verschwunden, wie Dr. Frank Kerner, stellvertretender Museumsdirektor des Ruhr Museums, bei der Vertragsunterzeichnung erzählte. Vier von ihnen fand man schließlich im Bauhof, fünf weitere im Keller des neuen Rathauses. „Nach der zehnten, der von Hermann Elting, haben wir gesucht und gesucht“, so Kerner.

Im Café Zwingli im Essener Nordviertel unterschrieb Heinz-Hermann Elting (vorne Mitte) den Vertrag zur Übertragung der Elingbüste. Unterzeichner waren außerdem Ralf Feuersenger von Vonovia (vorne links) und Frank Kerner vom Ruhr Museum (vorne rechts).
Im Café Zwingli im Essener Nordviertel unterschrieb Heinz-Hermann Elting (vorne Mitte) den Vertrag zur Übertragung der Elingbüste. Unterzeichner waren außerdem Ralf Feuersenger von Vonovia (vorne links) und Frank Kerner vom Ruhr Museum (vorne rechts). © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Fündig wurden sie im Garten des Urenkels Heinz-Hermann Elting. Der war einst zur St. Barbara-Schule in Kray gegangen, später auf die Goethe-Schule in Bredeney. Dort lebten auch seine Eltern, bei der die Büste gelagert war, nachdem das Rathaus abgerissen wurde. „Die Stadt hatte sie unserer Familie überlassen“, so Heinz-Hermann Elting, der sein Abitur in Hamburg machte. Später verschlug es ihn nach Luxemburg, wo er als Hauptverwaltungsrat lange beim Europäischen Parlament arbeitete und jetzt seinen Ruhestand genießt. Die Büste holte er 1985 von Bredeney nach Luxemburg. Seitdem steht sie in seinem Garten auf der Terrasse. „Ich habe kürzlich noch mit meinem Urgroßvater gefrühstückt und ein Bier getrunken“, erzählt Elting lachend. Jetzt habe sein Urgroßvater jedoch Heimweh. Heimweh nach Essen.

Stellvertretender Museumsdirektor des Ruhr Museums inspizierte Elting-Büste

Sein Freund Ernst-Albert Ratajczak hatte das 65 Zentimeter große Steinkunstwerk 2009 bei ihm im Garten gesehen und 2015 bei der Ausstellung „Arbeit und Alltag“ auf der Essener Zeche Zollverein festgestellt, dass die anderen Büsten im Museumsbesitz sind. So kam der Kontakt zustande und der Weg zurück nach Essen wurde geebnet. Frank Kerner selbst reiste auch nach Luxemburg und inspizierte die Büste.

So sieht die Elting-Büste im Original aus.
So sieht die Elting-Büste im Original aus. © Ernst-Albert Ratajczak

Das Ruhr Museum soll jedoch nicht das alleinige Ziel der Büste sein, schließlich gehört sie ins Eltingviertel, dessen Namensgeber der Unternehmer und Sägewerksbesitzer Hermann Elting ist. Ende des 19. Jahrhunderts ließ er Quartier in unmittelbarer Nähe zur Zeche Victoria Mathias für Arbeiter errichten. Innerhalb von rund 20 Jahren entstand eine Siedlung von Mietshäusern im Stil der Gründerzeit, von denen heute viele unter Denkmalschutz stehen und von der Wohnungsgesellschaft Vonovia betrieben werden.

Originalbüste von Hermann Elting soll zweimal kopiert werden

Der Vertrag, der am Dienstag im Café Zwingli unterschrieben wurde, legt nun fest, dass von dem Original zwei Kopien erstellt werden. Dafür soll die Original-Büste noch im September nach Deutschland geholt werden. In einer Werkstatt soll dann zunächst eine Form angefertigt werden, die man dann für entsprechende Repliken nutzen könne, so Kerner. Die Abgüsse müssten wind- und wetterfest sein. Eine Replik soll nämlich wieder auf die Terrasse von Heinz-Hermann Elting nach Luxemburg und die andere auf den Eltingplatz.

Heinz-Hermann Elting, Sohn Stephan Elting und Neffe Peter Elting (v.l.) mit der Büste ihres Vorfahren Hermann Elting im heimischen Garten in Luxemburg.
Heinz-Hermann Elting, Sohn Stephan Elting und Neffe Peter Elting (v.l.) mit der Büste ihres Vorfahren Hermann Elting im heimischen Garten in Luxemburg. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Das Original soll schließlich im Schaudepot des Essener Ruhr Museums ausgestellt werden. Die Sammlung wäre dann – zur Freude von Frank Kerner und seinem Team – komplett. „Die Kopien werden sich vom Original optisch nicht unterscheiden“, erklärt Kerner. Man könne es nur fühlen und am Gewicht wird es deutlich werden. Während das Original 150 Kilo wiegt und aus Stein ist, werden die Repliken deutlich leichter sein.

Zeitplan für Heinz-Hermann Elting wichtig

Im kommenden Jahr soll das Projekt abgeschlossen sein. Im besten Fall soll die Replik der Büste am 22. Mai 2023 im Eltingviertel aufgestellt werden. Das ist der Geburtstag von Hermann Elting, der von 1838 bis 1898 lebte. Unklar ist nach Angaben von Ralf Feuersenger, Bereichsleiter vom Wohnungsunternehmen Vonovia, noch, ob die Büste dann auf einem Sockel auf dem Eltingplatz aufgebaut wird oder gar in eine Hauswand eingelassen und ob es eine entsprechende Infotafel geben wird. Oder, ob sie gar eingelagert wird, bis der Eltingplatz erneuert ist. Dazu laufen die Planungen bereits seit einigen Jahren, eine Umsetzung ist bisher allerdings nicht in Sicht.

Für Heinz-Hermann Elting ist es äußerst wichtig, dass das Projekt im Jahr 2023 abgeschlossen wird. Dann jährt sich die Ruhrbesetzung zum hundertsten Mal. Französische und belgische Truppen besetzten 1923 das gesamte Ruhrgebiet, um anstelle von Geld Rohstoffe wie Holz, Kohle und Stahl zu erwerben. Die Elting-Familie sei mittlerweile sowohl deutsch als auch französisch geprägt, erklärt das Geburtstagskind und freut sich darauf, im kommenden Jahr wieder ins Essener Eltingviertel zu kommen. Erst dann will er sich auch seinen Bart abrasieren, den er sich seit 2019 wachsen lässt, um dem Bild seines Urgroßvaters möglichst nahe zu kommen.