Essen/Düsseldorf. Der 17-Jährige, der im Mai einen Terroranschlag auf das Essener Don-Bosco-Gymnasium geplant hatte, muss sich vor Gericht verantworten.
Vor dem Prozess um einen vereitelten rechtsextremen Terroranschlag auf das Don-Bosco-Gymnasium in Essen hat die Verteidigung ein Geständnis angekündigt. Angeklagt ist ein 17-Jähriger. Sein Mandant werde „geständig sein“, sagte Verteidiger Andreas Wieser in Essen auf dpa-Anfrage. „Mir ist wichtig, dass man bei einem so jungen Menschen genau hinguckt“, sagte der Strafverteidiger.
- Lesen Sie auch:Partnerin erstochen – Rentnerin wegen Totschlags verurteilt
„Pubertät, Corona-Pandemie, wenig soziale Kontakte“ - es gebe einige Faktoren, die zu berücksichtigen seien. Der Gymnasiast habe sich bereits umfassend gegenüber dem psychiatrischen Gutachter geäußert. Die Radikalisierung des Jugendlichen habe unbemerkt von den berufstätigen Eltern über das Internet stattgefunden, sagte der Anwalt.
Reul: „Möglicherweise Alptraum verhindert“
Der Zugriff erfolgte am 12. Mai um 4.20 Uhr morgens: Schwer bewaffnete Spezialeinheiten stürmten ins Kinderzimmer des damals 16-Jährigen in Essen-Borbeck. Die Beamten stießen nicht nur auf rassistische, antisemitische und antimuslimische Schriften, sondern auch auf Materialien zum Bombenbau. 16 Rohrkörper, einige präpariert mit Uhren und Nägeln, wurden abtransportiert. „Möglicherweise hat die NRW-Polizei heute einen Alptraum verhindert“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nach dem Einsatz.
Danach übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen der „besonderer Bedeutung“ des Falls. Nun vertritt sie auch die Anklage. Sie wirft dem Schüler die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, Terrorismusfinanzierung sowie Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz vor. Dem Angeklagten drohen nach Jugendstrafrecht dafür bis zu fünf Jahre Haft.
Der im Mai festgenommene Gymnasiast soll den rechtsextrem motivierten Terroranschlag über einen langen Zeitraum hinweg geplant haben. Der Prozess wird als Jugendstrafverfahren an diesem Freitag beginnen und voraussichtlich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat zehn Verhandlungstage vorgesehen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der damals 16-Jährige am 13. Mai dieses Jahres am Essener Don-Bosco-Gymnasium ein Blutbad anrichten wollte - erst einen Tag vorher wurde er nach dem Hinweis eines Mitschülers in seinem Elternhaus festgenommen. Er habe „Lehrer sowie eine größere Anzahl von Schülern töten wollen“, heißt es in der Anklage.
Rassistische Gesinnung und Gewaltbereitschaft attestiert
Der Bundesgerichtshof hatte dem Schüler im August ungewöhnlich deutlich in einem Beschluss eine „gefestigte rassistische Gesinnung“, „massive Gewaltbereitschaft“ und „schädliche Neigungen“ attestiert.
Polizisten hatten bei dem Deutschen unter anderem Armbrüste, Messer, Macheten, Luftdruckpistolen und alle wesentlichen Utensilien für den Bau potenziell tödlicher Rohrbomben gefunden, wie eine Untersuchung später ergab.
Jugendlicher zeigte „blinde Entschlossenheit“
Die Einzelheiten des geplanten „Massakers“ habe der Jugendliche in einem Tagebuch und einem „Manifest“ ausgearbeitet. Für Nachahmer habe er umfangreiche Handlungsanweisungen verfasst und Videobotschaften aufgezeichnet.
- Auch interessant:Fall Maddie McCann: Weiterer Haftbefehl gegen Christian B.
Im Gefängnis habe er gegenüber Bediensteten „offen von seinem Anschlagsplan, seinen Mordfantasien, seinem Ausländerhass“ und seiner Bewunderung für frühere rechtsextremistische Attentäter gesprochen und „hiervon bisher keinen Abstand genommen“, sondern im Gegenteil „blinde Entschlossenheit“ gezeigt, hatte der Bundesgerichtshof ausgeführt.
Das Essener Don-Bosco-Gymnasium war nach Bekanntwerden der Terrorpläne vorübergehend geschlossen und mit Sprengstoff-Spürhunden gründlich durchsucht worden. Der Jugendliche soll seine dunklen Pläne gegenüber Mitschülern gegenüber angedeutet haben. Einer von ihnen nahm das Ernst und vertraute sich einer Lehrerin an. (dpa)