Essen. Wie wurde der geplante Anschlag auf ein Gymnasium im Essener Stadtteil Borbeck vereitelt? Der 16-Jährige soll sein Vorhaben angekündigt haben.
Der 16-jährige Schüler, der dringend verdächtigt wird, einen Sprengstoff-Anschlag auf das Essener Don-Bosco-Gymnasium geplant zu haben, soll seine Pläne wenige Tage zuvor gegenüber Mitschülern angekündigt haben. Das berichtet Pater Otto Nosbisch, der Direktor der Ordens-Einrichtung im Stadtteil Borbeck, zu dem seit 1961 auch das Gymnasium gehört.
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Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen konnte die Tat nur deshalb vereitelt werden, weil sich Mitschüler noch am Mittwoch einer Lehrerin der Schule anvertrauten.
Geplanter Amoklauf in Essen: Schulleitung informierte Polizei
Die Lehrerin informierte unverzüglich die Schulleitung, die wiederum die Polizei in Kenntnis setzte. „Als uns die Schüler berichteten, was der Verdächtige gesagt hat, war uns der Ernst der Lage sofort klar“, sagt Pater Nosbisch. Wenige Stunden später, in der Nacht auf Donnerstag, stürmten Spezialkräfte der Polizei die Wohnung, in der der 16-Jährige mit seinen Eltern lebt.
Man fand, wie berichtet, rechtsradikales Material, außerdem 16 Rohrkörper (teilweise mit Nägeln) sowie gemischte Explosionsstoffe. NRW-Innenminister Herbert Reul sagte am Donnerstagmittag, dass diese „funktions-, aber nicht einsatzfähig“ gewesen seien. Der Zünder fehlte.
Schüler war in diesem Schuljahr von der Realschule ans Gymnasium gewechselt
Der 16-jährige Tatverdächtige ging in die Stufe EF, also in den zehnten Jahrgang. Er war zu Beginn des Schuljahres von der Realschule am Schloss Borbeck ans Don Bosco gewechselt. Ersten näheren Kontakt zu einigen Mitschülern hatte er auf einer gemeinsamen Stufenfahrt in die Eifel geknüpft, die traditionell zu Beginn der gymnasialen Oberstufe unternommen wird.
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„Der Verdächtige hat regelmäßig kenntnisreich vom deutschen Waffenrecht erzählt und den Schülern gegenüber erklärt, er sei dazu in der Lage, Waffen zu bauen“, berichtet Pater Nosbisch im Gespräch mit unserer Redaktion. In dieser Woche soll er dann „einen Abschied für immer“ am Donnerstagabend, 20.30 Uhr, angekündigt haben, und dass er noch „ein Geschenk für alle“ habe, das sie am Freitag bekommen sollten. Entsprechend, so die Mutmaßung, hatte der Jugendliche die Bluttat offenbar für Freitag, 13. Mai, geplant.
Spruch mit rotem Filzstift: Kündigte der Täter „Blutbad“ an?
Gegenstand polizeilicher Ermittlungen ist derzeit außerdem ein hingekritzelter Spruch auf einer Wand in Wohnort-Nähe des Täters. „Kennst du Freitag, den 13.? Blutbad am 13. 5. MfG Don Bosco“ steht dort mit rotem Filzstift geschrieben. Das Bild ging am Donnerstag, dem Tag des Großeinsatzes, bei der Polizei über den Nachrichtendienst „Twitter“ ein. Ob die Schmiererei wirklich vom Täter stammt, ist derzeit unklar – womöglich hat sich auch jemand einen schlechten Scherz erlaubt.
Der Schulbetrieb am Don-Bosco-Gymnasium wird erst am Montag, 16. Mai, wieder aufgenommen – an diesem Tag finden die mündlichen Abiturprüfungen statt, regulären Unterricht gibt es erst wieder am Dienstag. Um zu klären, wie man die Geschehnisse verarbeiten will, trafen sich die Lehrerinnen und Lehrer der Schule am Freitagvormittag. Die Realschule am Schloss Borbeck öffnete zur zweiten und dritten Stunde; es sollte Gelegenheit geben, über die Geschehnisse zu sprechen. Regulären Unterricht gab es am Freitag nicht.
Oberbürgermeister Thomas Kufen kam am Freitag zu beiden Schulen, um mit den Betroffenen zu sprechen. „Sowohl am Don Bosco Gymnasium als auch an der Realschule am Schloss Borbeck gibt es erheblichen Gesprächsbedarf“, stellte Kufen nach seinen Besuchen fest. „Die Lehrerinnen und Lehrer fragen sich unter anderem, ob sie bei dem Schüler etwas übersehen haben.“ In der ganzen Dramatik war es Kufen wichtig, festzuhalten, dass die Schulgemeinschaften gut funktioniert hätten: „Dass sich am Don Bosco Schüler mit ihren Bedenken geöffnet und so offensichtlich eine Katastrophe verhindert haben, zeigt, dass es ein starkes Gefühl des Zusammenhaltes gibt“, attestiert Kufen.
Schüler ist nirgendwo unangenehm aufgefallen
Sowohl am Don Bosco-Gymnasium als auch an der Realschule am Schloss Borbeck war der Schüler in keinerlei Hinsicht auffällig gewesen. Im Gegenteil, betont Pater Nosbisch: Er habe gute Noten gehabt. Im Übrigen war der Schüler auch nicht bei der Schulseelsorge vorstellig geworden; Gleiches berichtet die Regionale Schulberatungsstelle der Stadt Essen, die Schulpsychologen beschäftigt: Der 16-Jährige ist dort nicht bekannt. Die gesamte Familie, betont Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen, ist bislang auch dem städtischen Jugendamt oder anderen vergleichbaren Einrichtungen nicht bekannt.
„Wie ein junger Mensch sich in offenbar kurzer Zeit so radikalisieren kann, und dass das nicht bemerkt wird – diese Frage ist derzeit leider noch offen“, resümiert Oberbürgermeister Thomas Kufen.