Essen. Dicke Autos, dicke Gehälter, weltweite Dienstreisen, luxuriöse Büros und üppige Feiern zum 50. oder 60. Geburtstag - wenn man mit Beschäftigten der Essener Stadtverwaltung spricht, erzählen diese nicht ohne neidvollen Unterton, was sich angeblich die Spitzen städtischer Tochterfirmen leisten.
„Im Vergleich zu den Stadttöchtern ist der Fuhrpark des Rathauses bescheiden”, hat auch Essens SPD-Chef Dieter Hilser festgestellt, zeigt aber ein gewisses Verständnis: „Wenn sich Manager in Wirtschaftsrunden treffen und alle mit 7er-BMW vorfahren, da muss man auf Augenhöhe agieren und kann nicht mit einem Toyota ankommen.” Auch ohne eine rechtliche Begrenzung ist Hilser überzeugt: „Wer kein Fingerspitzengefühl zeigt und einen Ferrari kauft, kann gestoppt werden.”
Dass die Gehälter für Vorständler nicht in extreme Höhen steigen, dafür seien die Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten ein Garant.
200 000 bis 300 000 Euro für Stadt-Manager
Kenner der Materie versichern, dass Stadt-Manager keine Millionen verdienen: Im oberen Bereich würden 200 000 bis 300 000 Euro pro Jahr bezahlt. Viele Verträge sähen ein Grundgehalt plus eine Bonuszahlung bei gutem Geschäftsverlauf vor. Zum Vergleich: Der Oberbürgermeister verdient 130 000 Euro im Jahr. Aufsichtsratsmitglieder der Stadttöchter, meist besetzt mit Politikern, werden für ihre Arbeit in der Regel mit rund 1000 Euro jährlich entschädigt.
Einen genauen Überblick hat aber so recht keiner - die Aufsichtsräte unterliegen einer Schweigepflicht, obwohl es sich um städtische Beteiligungen, öffentliche Aufgaben und Steuergelder handelt.
Immerhin weist der „Konzernlagebericht 2007” für die Gesellschaft EVV, die für die Stadt die wichtigsten Beteiligungen koordiniert, eine Gesamtvergütung aus: Für die sieben aktiven Geschäftsführer insgesamt 1,553 Millionen Euro. Frühere Geschäftsführer erhalten 580 000 Euro. Alleine für Pensionsansprüche früherer Geschäftsführer wurden Rücklagen von 6,5 Millionen Euro gebildet.
Wildwuchs bei städtischen Gesellschaften
Udo Bayer, Fraktionschef des Essener Bürgerbündnis EBB, kämpft seit vielen Jahren für Transparenz und gegen Pfründe-Wirtschaft bei Stadttöchtern. „Da gibt es Gesellschaften mit 30 Beschäftigten und zwei Geschäftsführern, die B5 oder B6 besoldet sind”, schimpft Bayer. „Dies verdient im Schulministerium der Schulabteilungsleiter, der alle NRW-Schulen betreut.” Ein Skandal sei es, dass die Aufsichtsräte einem „ominösen Schweigegelübde” unterliegen. Die Ausgliederungswelle aus der Verwaltung seit den 90er Jahren habe Dienste teurer statt billiger gemacht. „Plötzlich verdiente ein früherer Amtsleiter als GmbH-Geschäftsführer soviel wie der Bundeskanzler”, meint Bayer.
Der Wildwuchs bei städtischen Gesellschaften geht auch der schwarz-gelben Landesregierung zu weit. Mit einem „Antiklüngel”-Gesetz sollen Chefs von Sparkassen, Messen, Stadtwerken, Entsorgern, etc. 2010 zur Offenlegung ihrer Gehälter gezwungen werden.