Essen-Kettwig. Premiere im Alten Bahnhof Essen-Kettwig hatte das Format der „Literatur-Couch“. Was Moderator Peter Marx seinen Gästen im Gespräch entlockte.
Auf dem roten Sofa im Alten Bahnhof Kettwig nimmt eigentlich Pfarrer Steffen Hunder Platz und moderiert die „Krimi-Couch“. Für einige Monate ist er jedoch in der Tourismusseelsorge unterwegs. In dieser Zeit bittet Peter Marx, Mitglied im Kulturausschuss der IG Bahnhof Kettwig, zur „Literatur-Couch“. Die Premiere des nun ein wenig veränderten Formats fand am 4. November statt.
Als ersten Gast begrüßte Marx den Fantasy-Autor Ingo Pagan. Mit bürgerlichem Namen heißt er Wolfgang Heiden und lehrt als Professor für Informatik in Bonn. Mit seinem Debüt-Roman „Liliths Ring“ widmet er sich einem alten Thema: Lilith ist in der hebräischen Geschichte die erste Frau Adams, die wegen ihres Eigensinns aus dem Paradies verstoßen wurde. Seitdem treibt sie als Dämonin ihr Unwesen. Dabei ist sie durch einen Ring an einen Menschen gebunden. Der hat in gewisser Weise Macht über sie – so die Interpretation von Ingo Pagan.
Protagonist darf in fremde Schicksale eingreifen
„Reizvoll ist es, sich zu überlegen, was passiert, wenn man in das Leben anderer eingreift, welche Konsequenzen das hat“, erklärte Pagan zu seinem Helden, den er in der Jetztzeit als Mitarbeiter eine international agierenden Firma nicht nur in turbulente Abenteuer verstrickt, sondern ihm eben auch solche schicksalhaften Eingriffsmöglichkeiten eröffnet.
Elf Jahre hat Pagan am Roman gearbeitet, die vergangenen zwei, drei Jahre sehr intensiv, wie er erzählte. Er verwebt die Liebes- mit einer Fluchtgeschichte. Rückblicke lassen zudem historische Frauenfiguren in anderem Licht erscheinen: Sie waren Inkarnationen von Lilith.
Vorstellung der Krimianthologie „Tatort: Essen.“
So eingestimmt auf zumindest einige sehr zwielichtige Charaktere, fiel es dem Publikum nicht schwer, auch den zweiten Teil zu goutieren: Autorinnen und Autoren der Krimianthologie „Tatort: Essen.“ stellten sich vor und berichteten über ihre Motivation, sich dem Spannungsgenre zu widmen. Während Klaus Heimann und Brigitte Fischer schon mehrfach literarisch gemordet haben, sind etwa Jürgen Potthaus und Julia Marx erst kürzlich auf den Geschmack gekommen. „Es macht von Mal zu Mal mehr Spaß, Leute um die Ecke zu bringen“, gab Wim Martin mit einem Augenzwinkern zu – und wurde von Gerald Bosch lebhaft unterstützt. Zum Abschluss gab es dann Musik der Rockband Night Angel.
Musikalisch wird es übrigens auch bei der nächsten Literatour-Couch am 3. Februar 2023, wo der Historienmaler Wilhelm von Kügelgen im Mittelpunkt steht – mit Klängen des 19. Jahrhunderts.