Essen-Kettwig. Als Seelsorger auf Zeit wird der Essener Pfarrer in Rente Steffen Hunder auf Lanzarote tätig sein. Was bewegt ihn dazu? Welche Aufgaben hat er?

Gerade hat Steffen Hunder den Thriller-Autor Linus Geschke auf der „Krimi-Couch“ interviewt, da steht er am 30. August schon wieder im Rampenlicht, liest diesmal gemeinsam mit Wolfgang Weber Geschichten rund um den Frosch vor. Darüber hinaus hat er einen Kurzkrimi geschrieben, der demnächst in einer Anthologie des Kettwiger Verlags Hummelshain erscheint. Und er packt schon die Koffer: Denn Anfang September geht es nach Lanzarote. Nicht, um Urlaub zu machen. Nein, der Pfarrer in Rente wird zehn Monate lang seelsorgerische Aufgaben auf der Kanareninsel wahrnehmen.

Wie kommt man dazu? „Kirche unterwegs sein“ sei ein bewusstes Konzept der evangelischen Kirche, das sie nach dem Zweiten Weltkrieg für kleinere Gemeinden aus der Taufe gehoben habe. „Die katholische Kirche kennt das in der Form nicht“, berichtet Hunder, der im Mai 2021 offiziell aus dem Pfarrdienst ausschied. Der Umzug nach Kettwig sollte für ihn und seine Frau Gudrun Wessling-Hunder (ebenfalls inzwischen Pfarrerin in Rente) zunächst einmal eine gewisse Ruhe mit sich bringen. Doch Steffen Hunder, der schon in Discos und Straßenbahndepots Gottesdienste gefeiert hat und dessen Verdienst die Rettung der Kreuzeskirche in der Essener Altstadt ist, kann es nicht lassen, möchte aktiv sein auf andere Weise. Die Aufgabe habe ihn gereizt, sagt er, die Bewerbung erfolgte spontan. Im Frühjahr kam die Zusage.

Radtouren durch die bizarre Landschaft von Lanzarote

Die „Krimi-Couch“ (hier mit Klaus Heimann, rechts) verlässt Steffen Hunder für einige Monate. Dafür gibt es dann die „Literatour-Couch“ im Alten Bahnhof Kettwig.
Die „Krimi-Couch“ (hier mit Klaus Heimann, rechts) verlässt Steffen Hunder für einige Monate. Dafür gibt es dann die „Literatour-Couch“ im Alten Bahnhof Kettwig. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Da war das alles noch sehr fern. Jetzt sind es gerade mal zwei Wochen hin“, sagt Hunder. Und eine gewisse Nervosität mache sich breit. „Ich bin total gespannt.“ Das E-Bike wolle er mitnehmen. Ein ziemlicher Akt sei dies, die Batterie müsse verschifft werden, „das Rad darf aber mit ins Flugzeug“. Der 65-Jährige fährt gerne Rad, möchte aber auch noch andere dafür begeistern. Pilgerfahrten mit dem Rad schweben ihm vor, durch die bizarre Vulkanlandschaft von Lanzarote.

Die Insel hat er vor vielen Jahren lieben gelernt, besonders schätzt er César Manrique, der als Künstler, Architekt und Umweltschützer auf Lanzarote und den anderen Kanarischen Inseln wirkte. Urlaub machen ist die eine Sache, dort leben eine andere. Steffen Hunder kann es sich für eine gewisse Zeit aber gut vorstellen. „Ich werde im Ferienort Puerto del Carmen eine Wohnung beziehen. Da gibt es eine rege deutsche Gemeinschaft. Viele Rentner, die dort überwintern.“ Seine Frau werde zunächst mitkommen, dann werde sie immer wieder nach Essen pendeln. „Die Kinder haben sich auch schon angekündigt für einen Besuch.“

Mit den Menschen auf der Insel ins Gespräch kommen

Für die Deutschen, die auf Lanzarote eine neue Heimat gefunden haben, und die Touristen wird er regelmäßig Andachten halten – in den katholischen Kirchen wohlgemerkt. „Das ist eine schöne Form der Ökumene“, findet er. Jeweils nach den normalen Gottesdiensten wolle er mit den Menschen ins Gespräch kommen, Meditationen anbieten. „Kirchen sind für mich wie Leuchttürme. Ich liebe übrigens Leuchttürme und es gibt einige schöne auf den Kanaren. Meine erste Predigt wird sich auf der Insel also um Leuchttürme als Zeichen der Hoffnung drehen“, verrät er.

Er redet nicht nur über Krimis, er schreibt sie auch: Pfarrer Steffen Hunder. Auf den Kanaren, so hat er es sich vorgenommen, soll wieder eine spannende Story entstehen.
Er redet nicht nur über Krimis, er schreibt sie auch: Pfarrer Steffen Hunder. Auf den Kanaren, so hat er es sich vorgenommen, soll wieder eine spannende Story entstehen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Ich finde es reizvoll, als Reise-Pfarrer viele Freiheiten zu haben. Ich bin an keine Liturgie gebunden.“ Im Restaurant „Church“ in der Essener City habe er früher Bibel-Frühstücke angeboten. „Vielleicht mache ich jetzt Bibel-Dinner.“ Die Ideen gehen ihm nicht aus. Auf jeden Fall werde er auch wieder an einem Krimi arbeiten. Lanzarote biete da bestimmt eine Menge Inspirationen. „Aber jetzt heißt es erst mal, Koffer packen!“

>>> Musikalische Lesung über Frösche

Frösche sind das Thema einer Lesung, zu der Steffen Hunder und Wolfgang Weber einladen: am Dienstag, 30. August, um 18 Uhr in der Herberge Ruhrfrosch, Ruhrstraße 32. Die Flötistin Heike Zehe sorgt für die passende musikalische Umrahmung.

Vorgelesen werden verschiedene Geschichten rund um den grünen Hüpfer, der zu den Amphibien zählt. Dazu gehört natürlich auch das bekannte Märchen „Der Froschkönig“ der Brüder Grimm, auch unter dem Titel „Der eiserne Heinrich“ bekannt.

Eine Version des Märchens aus der Frosch-Perspektive

Warum es diesen zweiten Titel gibt, wird Steffen Hunder, Pfarrer im Ruhestand, dem Publikum näher erläutern. „Wir lesen das Märchen zweimal, ich werde es aus der Perspektive des Frosches erzählen“, sagt Wolfgang Weber, der Vorsitzender des Vereins „Krebs im Bild“ ist und bundesweit Chöre, Schreib- und Malgruppen für an Krebs erkrankte Menschen organisiert, mit einem Augenzwinkern. Man darf also eine amüsante Lesung erwarten.

Frösche sind das Markenzeichen der Herberge an der Ruhrstraße in Essen-Kettwig.
Frösche sind das Markenzeichen der Herberge an der Ruhrstraße in Essen-Kettwig. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Der Frosch steht ja für eine Verwandlung und damit eine Entwicklung im Laufe seines Lebens“, sagt Steffen Hunder. „Er sorgt damit für ein Überraschungsmoment.“ Das möchten auch Hunder und Weber bieten mit ihren Texten, in denen unscheinbare Frösche zu aller Verwunderung Großartiges leisten. „Außerdem haben wir ein Quiz mit ‘froschigen’ Preisen vorbereitet, auch darin dreht es sich natürlich um den Frosch“, erläutert Hunder.

Den Vortragsort haben die Beiden mit Bedacht gewählt. In der Herberge „Ruhrfrosch“ ist der Frosch nämlich allgegenwärtig: auf Kissen, auf dem Tisch, selbst am Lampenschirm hängen Frösche in allen Lebenslagen und Farben. Sie sind die Leidenschaft von Inhaberin Claudia Skibba.

Es gibt am Vortragsabend eine kleine Speisekarte, warme und kalte Getränke; sowie zum Abschluss in die Abenddämmerung hinein eine auch farblich passende Kartoffel-Lauchsuppe. „Zu Speis und Trank können wir euch leider nicht einladen, aber zu unseren Worten und der Musik“, heißt es in der Einladung.

Anmeldungen werden telefonisch unter 0175 837 4663 oder per E-Mail an angenommen.