Essen-Werden. Beim Kochkurs im Werdener Zentrum 60 plus kann man von Wolfgang Eggert so manchen Küchenkniff lernen. Was die Teilnehmenden begeistert.

Im Werdener Zentrum 60 plus in der Heckstraße duftet es verführerisch. Leiterin Evelina Muntendorf weist den Weg in den Keller: „Immer der Nase nach.“ Immer donnerstags von 10 bis 13 Uhr bietet Wolfgang Eggert Kochkurse für Senioren an. In der neuen großen Küche des vom DRK geführten Zentrums kann gemeinsam gekocht, ausprobiert und im Anschluss das kulinarische Ergebnis genossen werden. Gekocht wird ein Mittagessen mit Dessert.

Der 66-jährige Koch-Profi war 15 Jahre lang Pächter der Kantine im alten Funke-Medienhaus, leitete dann für zehn Jahre die Zentralküche der drei DRK-Seniorenwohnheime. Nun kocht er im „Unruhestand“ einfach weiter: „Durch Corona blieb zunächst einiges liegen, auch hat sich der Einbau der Küche in Eigenarbeit verzögert. Seit dem Sommer laufen nun unsere wöchentlichen Kochkurse. Nur zwischen Weihnachten und Neujahr ist das Zentrum 60 plus geschlossen.“

Auf der Speisenkarte: Ragout aus Maronen und Pilzen

Und was duftet da so gut? Eggert lächelt: „Heute gibt es Wurzelgemüse, Kartoffeln, Pastinaken, Süßkartoffeln, alles in Streifen und geschmort im Backofen. Dazu ein selbst hergestellter Kräuterquark mit Knoblauch und Meerrettich.“ Als Hauptgericht ein Ragout aus Maronen und Pilzen, dazu selbstfabrizierte Semmelknödel. Danach wird ein Apfelkompott mit Himbeeren kredenzt. Die Äpfel stammen übrigens aus dem Garten eines Teilnehmers. Diesmal sind fünf „Küchenlehrlinge“ da, die eifrig schnippeln und rühren.

Selbstgemachte Semmelknödel: Wolfgang Eggert (l.) gibt den Kursteilnehmenden Tipps, wie sie am besten gelingen.
Selbstgemachte Semmelknödel: Wolfgang Eggert (l.) gibt den Kursteilnehmenden Tipps, wie sie am besten gelingen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Sabine Seidel wohnt quasi nebenan in der Hufergasse. Die 66-Jährige ist noch kein Jahr in Rente: „Da ich dem Wolfgang beim Frühstückscafé helfe, bin ich auf den Kochkurs aufmerksam geworden. Ich freue mich sehr, dass es solche Angebote gibt. Man kommt mal raus zuhause und sieht was anderes.“ Schon der erste Besuch in Eggerts „Kochstudio“ habe sie restlos überzeugt: „Letztes Mal haben wir Fenchel-Orangen-Salat gemacht, mit Hähnchenbrust obendrauf, dazu selbst gebackenes Brot. Danach einen Zucchiniauflauf mit Nudeln und Hackfleisch. Wahnsinnig lecker.“

Der Chefkoch ist mehr als zufrieden mit seinen Schützlingen: „Alle stellen sich gut an. Auch die Männer.“
Der Chefkoch ist mehr als zufrieden mit seinen Schützlingen: „Alle stellen sich gut an. Auch die Männer.“ © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Werner Fahle sieht man die 75 Lenze nicht an. Er wohnt in Essen-Stadtwald und ist schon 18 Jahre im Ruhestand: „Ich bin ich auf den Kochkurs gestoßen, als ich zur Digitalen Sprechstunde bei Ekkehard Boß im Zentrum 60 plus war. Vor rund 20 Jahren habe ich schon solche Kurse absolviert. Danach war Funkstille.“ Heute sei er froh, dass er sich angemeldet habe. „Hier sind nicht zu viele Leute und der Wolfgang ist sehr sympathisch. Und meine Frau freut sich wie Bolle, dass ich diesen Kochkurs mitmache.“

Der Kochkurs im Zentrum 60 plus findet immer donnerstags statt. Um Anmeldung wird gebeten.
Der Kochkurs im Zentrum 60 plus findet immer donnerstags statt. Um Anmeldung wird gebeten. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Stets den Blick aufs Nachhaltige beim Kochen lenken

Immer wieder hilft Eggebrecht den Teilnehmern mit kleinen Korrekturen. Er vermittelt Hintergrundwissen und lenkt den Blick aufs Nachhaltige: „Bei mir in der Küche gibt es keine Plastik- oder gar Alufolie.“ Eggert hält Tipps bereit, hat dabei durchaus auch Singlehaushalte im Blick: „Man muss so gut wie keine Reste übrig behalten. Sie glauben gar nicht, was man aus Gemüse so alles machen kann.“

Immer dienstags ist offener Frühstückstreff

Der Koch Wolfgang Eggert lädt immer dienstags von 10 bis 12 Uhr ins Zentrum 60 plus Heckstraße zum offenen Frühstückstreff: „Der wird sehr gut angenommen.“

Die Gruppe habe sich so auf 15 Personen eingependelt: „Da stoßen wir räumlich schon an unsere Grenzen.“ Aber er werde gut unterstützt von Ehrenamtlichen.

Die Gäste könnten frei entscheiden, was sie auf dem Teller wollen: „Nun gibt es zum Beispiel Flammkuchen und Federweißer. Das Ganze ist an sich kostenfrei, aber eine kleine Spende wäre nicht schlecht.“

Der Chefkoch ist mehr als zufrieden mit seinen Schützlingen: „Alle stellen sich gut an. Auch die Männer.“ Nebenan wird bereits der Tisch gedeckt und Eggert unruhig: „So, jetzt geht es ans Verspeisen. Es riecht auf jeden Fall schon herrlich. Hinterher räumen wir natürlich gemeinsam auf und spülen alles weg. Wir verlassen die Küche erst, wenn klar Schiff ist.“

Seniorennetzwerk Werden findet guten Zuspruch

Und noch etwas läuft sehr erfolgreich: Das neugegründete Seniorennetzwerk Werden, das vom Zentrum 60 plus begleitet wird, trifft sich jetzt im vierzehntägigen Rhythmus immer donnerstags. Evelina Muntendorf berichtet: „Wir haben inzwischen stabil über 30 Interessenten. Erste Gruppen haben sich gefunden: Wandern, im neuen Jahr Nordic Walking, Discofox, Doppelkopf, eine Band gründet sich. Jetzt werden Leute gesucht für eine Theatergruppe.“ In der Anfangsphase sei es ihre Aufgabe, die Menschen darin zu bestärken, selbstständig zu handeln und eigene Interessen voran zu bringen.

Auch hätten sich die Senioren altersspezifische Vorträge gewünscht: „Diesmal spricht Rechtsanwalt und Notar Ernst van der Meulen über Patientenverfügungen.“ Das nächste Treffen findet am Donnerstag, 20. Oktober, in den Räumen der Tagespflege der Stiftung St. Ludgeri an der Propsteistraße 15 statt, Beginn ist um 18 Uhr.

Evelina Muntendorf bittet für die Kochkurse um Anmeldung: unter 0201 84 74 270 oder per E-Mail an oder .