Essen-Werden. Was ist ein Seniorennetzwerk? Was können Menschen vor oder im Ruhestand gemeinsam gestalten? Antworten gab es bei einem Treffen in Essen-Werden.
Später aufstehen, länger frühstücken, in Ruhe die Zeitung lesen. Aber das kann doch nicht alles sein, findet Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt: „Untätigkeit macht alt. Wollen wir nicht diese Lebensphase nutzen? Endlich die Dinge machen, die bisher zu kurz gekommen sind?“ Die Auftaktveranstaltung zum Senioren-Netzwerk Essen-Werden fand großen Anklang.
Diskussion und erste Kontakte in Kleingruppen
Sozialdezernent Peter Renzel hatte ins Mariengymnasium eingeladen und über hundert Werdener kurz vor dem oder bereits im Ruhestand waren erschienen. Die Senioren sollen sich und ihre Aktivitäten in Zukunft selbst organisieren in freien Gruppen, begleitet von den in allen Stadtbezirken ins Leben gerufenen Zentren 60 plus.
Ursula Hoffmann vom Seniorenreferat erklärte, dass man nun den nächsten Schritt gehe mit der Gründung freier Gruppen. Im Bezirk IX führt die Stadt das Zentrum 60 plus an der Werdener Heckstraße in Kooperation mit dem DRK Essen. In Kleingruppen gab es lebhaften Austausch und erste Kontakte wurden geknüpft.
Aufbruchstimmung war unter den Anwesenden zu spüren
Ute Schünemann-Flake von dem das Projekt in Werden begleitenden Verein „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (Zwar) strahlte: „So eine Aufbruchstimmung ist schön. Es geht darum, Menschen zusammenzubringen.“ Der Fokus liege klar auf dem Stadtteil: „Viele möchten sich nicht mehr ins Auto setzen, sondern hier in Werden was machen.“ Selbstorganisation und Selbstbestimmung stünden absolut im Vordergrund.
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Was da besprochen wurde, ließ aufhorchen. Vieles sei auf der Strecke geblieben im alle Kräfte fordernden Berufsleben: „Ich hätte gerne Bücher geschrieben.“ Ein Blog mit Erinnerungen an die Kindheit in Werden ruht, nie klappte das mit dem Gitarrenunterricht. Mit dem Ende des Berufslebens seien zwar viele Zwänge, aber auch soziale Kontakte verschwunden.
Von der Laienspielgruppe bis zum Nordic Walking
Wohl dem, der noch einen Partner habe. Doch viele Senioren gehen alleine durchs Leben. Gründe dafür seien oft Schicksalsschläge. Das Älterwerden begleitende Erkrankungen forcieren die Vereinsamung noch: „Ich habe fast alle Freunde verloren.“ Doch es gibt Hoffnung. So zog eine Seniorin nach dem Tod des Mannes zurück nach Werden und fand ins Zentrum 60 plus: „Dort habe ich viele Kontakte geknüpft. Für mich ein neuer Lebensabschnitt.“
Seniorennetzwerk trifft sich zweimal im Monat
Die Treffen des Seniorennetzwerkes Essen-Werden werden fortlaufend alle zwei Wochen stattfinden, immer donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Die nächsten Termine sind am 22. September, 6. Oktober und 20. Oktober.
Die „Basisgruppen“ treffen sich in der Klause der Stiftung St. Ludgeri an der Brückstraße 87/89. Der Eingang der Klause findet sich rechts vom Haupteingang. Die ÖPNV-Haltestellen sind Werdener Markt oder Viehauser Berg.
Bei Fragen kann das Zentrum 60 plus Heckstraße unter der Nummer 0201 8474270 oder Mail an zentrum60plus@drk-essen.de kontaktiert werden.
Bei einer ersten Sammlung von Interessen und möglichen Aktivitäten öffnete sich eine fast unüberschaubare Vielfalt. Die einen würden gerne eine Laienspielschar gründen, andere über gesellschaftspolitische Entwicklungen debattieren. Wie wäre es mit Töpfern, Nordic Walking, gemeinsamem Kaffeetrinken? Oder lieber Ausflüge, ein Kochbuch verfassen, Stricken und Häkeln für den guten Zweck und vielem mehr? Eine aus Senioren gebildete Musikband ist quasi schon gegründet. Sie könnte den Namen „Die Oldies“ tragen.
Vieles könnte auf den Weg gebracht werden. Ute Schünemann-Flake betonte aber auch: „Netzwerke fallen nicht vom Himmel. Die müssen gebildet werden. Damit Sie mit Menschen in ihrem Stadtteil gemeinsam älter werden können.“ Eines wolle sie klarstellen: „Hier sind ganz viele Menschen mit ganz verschiedenen Interessen. Denen wollen wir helfen, Netzwerke zu gründen. Aber wir gründen keinen Verein. Wir haben keine Vorsitzenden, keine Satzung, keine Mitgliedsbeiträge.“ Immer wieder werde in skeptische Frage gestellt, ob das denn funktionieren könne ohne feste Strukturen: „Seit 40 Jahren wissen wir, dass es geht.“
Weitere Gründungen in den Stadtbezirken geplant
Bisher wurden sechs selbstorganisierte Seniorennetzwerke ins Leben gerufen in Altenessen-Süd, Frillendorf, Heisingen, Kray-Nord, Rellinghausen/Stadtwald und jetzt Werden.
Noch in diesem Jahr werden vier weitere Netzwerke gegründet: In Kray-Süd am Samstag, 17. September, um 14 Uhr in der Jugendhalle an der Marienstraße 4. In Bochold am Dienstag, 27. September, um 18 Uhr in der Ev. Matthäuskirche, Bocholder Straße 39. In Katernberg am Dienstag, 11. Oktober, um 18 Uhr im Zentrum 60 plus, Alte Kirchstraße 1. In Frohnhausen am Mittwoch, 9. November, um 17.30 Uhr im Lighthouse (ehem. Pfarrkirche St. Mariä Geburt), Liebigstraße 1.