Essener Süden. Die Bezirksvertretung möchte im Essener Süden deutlich mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder schaffen. Warum das zu Konflikten führt.

Die Menschen in den südlichen Essener Stadtteilen entdecken mehr und mehr das Rad als alternatives Verkehrsmittel im Zeichen des Klimawandels für sich. Auch nimmt der touristische Radverkehr entlang der Ruhr stetig zu. Doch an Abstellmöglichkeiten für die Zweiräder mangelt es. Ein Thema, das in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung IX kontrovers diskutiert wurde.

Dass mehr Fahrradständer benötigt werden im Stadtbezirk, ist keine Frage. Alle Fraktionen befürworten dies im Hinblick auf den von der Stadt Essen angestrebten Modal Split: Bis 2035 sollen vier Mal 25 Prozent erreicht werden. Das bedeutet, ÖPNV, Fußverkehr, Radverkehr und Autoverkehr sollen bis dahin zu gleichen Teilen im täglichen Stadtverkehr vertreten sein.

Grüne beantragen 15 abschließbare Radboxen

Die Fahrradständer vor dem Werdener Rathaus reichen nicht aus, darin sind sich die Fraktionen in der Bezirksvertretung einig.
Die Fahrradständer vor dem Werdener Rathaus reichen nicht aus, darin sind sich die Fraktionen in der Bezirksvertretung einig. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Doch muss der benötigte Platz für die Unterbringung von E-Bikes, Lasten- und Sporträdern zuungunsten anderer Verkehrsmittel, respektive den Parkplätzen für Autos, gehen? Man wolle „dem Wandel der Zeit Rechnung tragen“, erläuterte Fabian Griechen von den Grünen den Antrag seiner Fraktion, auf dem Platz der Werdener Feintuchwerke 15 abschließbare, sicherere Radboxen unterzubringen.

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Geeignet seien sie für Besucher der Werdener Kliniken, ebenso für Studierende der Folkwang-Uni oder jene, die in der Werdener Altstadt ihre Einkäufe erledigen möchten. Griechen: „In Werden haben wir solche Fahrradboxen nur am S-Bahnhof.“

Auch sei der Platz geeignet, um Ladestationen für E-Bikes anzubieten, finden die Grünen. „In der bergigen Topographie nutzen viele Menschen Pedelecs und brauchen daher Lademöglichkeiten“, heißt es in ihrem Antrag. Dafür die Stellplätze der Autos zu verringern, hält die Fraktion für legitim, SPD, CDU und FDP sehen das anders.

Politik habe Versprechen bei der Einweihung gegeben

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So sieht SPD-Vertreterin Heike Lohmann den Unmut parkplatzsuchender Autofahrer vorprogrammiert: „Die Parkplätze sind schon jetzt ständig voll belegt.“

Hanslothar Kranz (CDU) erinnerte gar an ein altes Versprechen: „Bei der Einweihung des Platzes der Werdener Feintuchwerke am 7. Mai 1999 haben wir den Bürgern versprochen, dass der Platz nur zweimal geschlossen wird: zur Appeltatenkirmes und zu Pfingsten.“

Ansonsten sollte das Gelände als Parkplatz zur Verfügung stehen. Er könne sich Fahrradboxen dort vorstellen, aber eben nur, wenn dafür keine Stellplätze geopfert werden müssten. Ähnlich sieht es FDP-Vertreter Gerd Kolbecher, der nur unter dieser Voraussetzung den Grünen-Antrag unterstützen mochte.

Mehr Fahrradbügel für den Stadtbezirk

Im Stadtteil Bredeney sollen Fahrradbügel u.a. vor Post und Sparkasse installiert werden, hat die Bezirksvertretung IX in ihrer jüngsten Sitzung befürwortet.An der Ruhr in Kettwig sieht sie ebenfalls Bedarf: Am Promenadenweg vor dem Schiff Thetis etwa und am Mühlengraben als Ergänzung der vorhandenen Bügel. Nur am Weberbrunnen bestehen Bedenken: Die Bügel sollen nicht die Optik des Kunstwerks stören.

Stadtverwaltung soll verschiedene Standorte prüfen

Doch es ging nicht nur um den Platz der Werdener Feintuchwerke. Überhaupt sollen mehr Fahrradbügel, darin sind sich alle Fraktionen einig, in der Altstadt platziert werden. Vor dem Rathaus beispielsweise würden sie auf jeden Fall gebraucht, hieß es von den Bezirksvertretern unisono. Denn die vorhandenen seien ständig belegt, während die Abstellvorrichtungen an den „Domstuben“ immer leer seien.

In der Nähe des Supermarktes an der Heckstraße, am Bücherschrank oder vor dem Schwimmbad – die Verwaltung soll nun prüfen, was geht, ohne dass Parkraum für Autos dabei verloren geht. Gleiches gilt für die Boxen auf dem Parkplatz an der Basilika: Darauf haben sich die Bezirksvertreter dann doch einigen können.