Essen-Huttrop. In der Datingshow „Prince Charming“ suchen schwule Männer die große Liebe. Einer von ihnen ist Joel Steinberg aus Essen. Was er erlebt hat.
- Junger Essener ist Kandidat in der Gay-Datingshow „Prince Charming“.
- Die vierte Staffel ist gerade gestartet.
- Warum der 24-Jährige an dem Format teilnimmt.
Jeden Donnerstag sitzt Joel Steinberg aus Essen-Huttrop gespannt vor dem Fernseher und schaut die nächste Folge von „Prince Charming“. Wie die Datingshow für schwule Männer auf RTL+ ausgeht, wer am Ende mit „Prince Charming“ Fabian Fuchs zusammen sein wird, weiß Joel Steinberg natürlich schon, darf es aber nicht verraten. Was der 24-Jährige nicht weiß: welche Szenen zu sehen sind, wie er in der Show wirkt und wie sein Umfeld auf die Ausstrahlung reagiert. Der Essener erzählt, wie er die Dreharbeiten erlebt und warum er mitgemacht hat.
Wir treffen Joel Steinberg an den Ruhrwiesen in Steele. „Mein Lieblingssommerhotspot“, sagt der 24-Jährige. Er ist in Velbert aufgewachsen, hat dort Schule und Ausbildung zum Mechatroniker absolviert und arbeitet als Qualitätsmanager in einer Firma für Beschläge, Schlüssel und Schließmechanik. Sein Job ist ihm sehr wichtig. „Da ich ohne Vater aufgewachsen bin, war es für mich extrem wichtig, mir frühzeitig eine sichere Existenz aufzubauen. Deshalb haben mich früher viele für spießig gehalten, heute bin ich lockerer“, sagt der Wahlessener, der gern singt und rappt. Seit zwei Jahren lebt er in Huttrop und verbringt seine Freizeit gern an der Ruhr.
Essener ist bei der vierten Staffel der Datingshow „Prince Charming“ dabei
Gerade läuft die vierte Staffel der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Datingshow „Prince Charming“. Immer donnerstags sind die Folgen über den Streamingdienst RTL+ zu sehen. Joel Steinbergs Leben hat sich dadurch schon ein bisschen verändert. Die Zahl seiner Follower auf der Fotoplattform Instagram hat sich um über 600 auf 1500 erhöht, vor wenigen Tagen lief er bei einer Gala zum ersten Mal über den roten Teppich. „Nach der ersten Folge der Show hatte ich 340 Nachrichten, die ich alle beantwortet habe“, berichtet er.
Der 24-Jährige hat zwei Beziehungen hinter sich hat, ist sogar schon spontan mit einem Partner zusammengezogen. Seit 2020 ist Joel Steinberg Single. „Natürlich suche ich die große Liebe.“ Ob er in der Show den Mann fürs Leben gefunden hat, darf der Huttroper natürlich nicht verraten, wohl aber, dass die Dreharbeiten im Mai auf der griechischen Insel Rhodos eine extrem spannende, aber gleichzeitig auch entspannte Zeit waren.
Neun Folgen und ein Wiedersehen
Fabian Fuchs (33), der neue „Prince Charming“, sucht in der vierten Staffel der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Gay-Dating-Show den Mann fürs Leben. Bei Einzeldates und Gruppentreffen auf Rhodos lernt Fabian die flirtwilligen Singles kennen.
Insgesamt 21 Männer im Alter zwischen 22 und 34 Jahren aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Belgien warten darauf, das Herz von „Prince Charming“ zu erobern. Zu sehen sind neun Folgen und eine Wiedersehensshow.
Trotz aller Konkurrenz um „Prince Charming“ sei die Zeit mit den 20 Mitbewerbern in der Kandidatenvilla sehr angenehm gewesen. „Es gibt kein Drehbuch, keine Rollenverteilung. Wir konnten so sein, wie wir halt sind. Die Kameras sind zwar da, aber die vergisst man mit der Zeit. Ich habe einfach nette Leute kennengelernt, mit denen ich weiter freundschaftlich verbunden bin. Und ich habe extrem viel über mich selbst erfahren, wer ich bin und was mir wichtig ist“, sagt Steinberg. Dadurch, dass man in der Villa permanent aufeinander hocke, kochten aber schon manchmal die Emotionen über.
In der Villa lernen sich die Kandidaten ziemlich gut kennen
„Und klar, die anderen Kandidaten, mit denen man in derselben Villa wohnt, lernt man natürlich viel einfacher und intensiver kennen als ,Prince Charming’, der ja nur ab und zu dabei ist“, erzählt der 24-Jährige. Auch so könnten sich natürlich nähere Kontakte ergeben.
Bereut habe er die Teilnahme auf keinen Fall. Die Reaktionen aus seinem Umfeld wie auch in den sozialen Medien seien zum größten Teil positiv. „Natürlich gibt es auch Leute, die fragen: Warum tust du dir das an?“ Die Familie und seinen Arbeitgeber habe er zumindest ein bisschen einweihen müssen, denn schließlich dauerten die Dreharbeiten ja mehrere Wochen.
Nach der Coronazeit und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen sei es einfach schön gewesen, mal wieder Leute persönlich kennenzulernen. „Das ist mit total wichtig“, sagt Steinberg, der die Datingshow auch deshalb gut findet, weil sie den Blick auf die queere Community lenke. „Wir werden so in den Medien sichtbarer“, meint der Essener, der sich als queer bezeichnet und sich mit den Pronomen „er“ und „ihn“ identifiziert.
Der Huttroper würde gern ein Hostel für junge queere Menschen eröffnen
Ein Outing im klassischen Sinn habe es für ihn nie gegeben. Dass er auf Männer steht, sei weder in der Familie noch in der Schule oder im Freundeskreis ein Thema, geschweige denn ein Problem. „Ich bin genderneutral aufgewachsen, im toleranten Umfeld mit Mutter und Geschwistern.“ Als Teenie habe er einen Jungen toll gefunden – und das seiner Mutter erzählt. „Da hat sie geweint, aber nicht, weil sie das schlimm fand, sondern weil ich ihr endlich einmal etwas aus meinem Leben erzählt habe, und dann so etwas Wichtiges.“
Ihm ist bewusst, dass der Umgang mit der sexuellen Orientierung nicht immer so unproblematisch abläuft. „Mein Ziel ist es, denen zu helfen, die es da nicht so leicht haben.“ Zivilcourage zu zeigen, sei ihm sehr wichtig, dafür gehe er – wenn nötig – auch auf die Straße, nicht nur in eine Datingshow. „Ich möchte irgendwann eine Art Hostel oder Co-Working-Place für junge queere Menschen eröffnen, wo diese unterkommen und sich wohlfühlen können, wenn sie nicht wissen, wohin, weil sie vielleicht zu Hause rausgeflogen sind.“