Essen-Rellinghausen/Stadtwald. In Rellinghausen und Stadtwald gründet sich ein neues Seniorennetzwerk. Der Auftakt war mit 200 Leuten gut besucht. Die Wünsche sind vielfältig.

  • In Essen sollen sich Senioren stärker vernetzen.
  • Ziel ist es, den Ruhestand aktiver zu gestalten und Kontakte zu knüpfen.
  • Der Wunsch nach Aktivitäten ist offenbar groß.

Mit 60 in die Disco? Mit 70 eine neue Sprache lernen? Essener Senioren haben viel vor. Das zeigte sich beim ersten Treffen zur Gründung eines Seniorennetzwerks für Rellinghausen und Stadtwald. An die 200 Frauen und Männer waren der Einladung trotz Corona gefolgt. Dabei gab es schon ganz konkrete Wünsche – auch ungewöhnliche.

Den eigenen Stadtteil kennenlernen, sich mit Gleichaltrigen vernetzen, das ist offenbar auch älteren Menschen wichtig. Denn vielen stellen sich ähnliche Fragen: Was ändert sich mit dem Eintritt in den Ruhestand? Was wünsche ich mir? Was ist in meinem Leben bisher auf der Strecke geblieben? Die Antworten an diesem Abend waren so vielfältig wie es die Aktivitäten künftig sein sollen.

Die Stadt Essen hatte rund 2600 Bürger zum Treffen eingeladen

Die Stadt hatte rund 2600 Bürgerinnen und Bürger zwischen 60 und 75 Jahren aus Rellinghausen und Stadtwald angeschrieben und zur Gründungsveranstaltung einladen. Das Ziel des neuen Netzwerks: selbst organisierte wohnortnahe Freizeitangebote und neue Kontakte für Menschen zwischen Arbeit und Ruhestand.

„Ich bin sehr positiv überrascht, dass so viele gekommen sind“, sagt Hartwig Paus, Diplom-Pädagoge im Zentrum 60 plus im Rüttenscheider Isenberg-Treff und Organisator des Netzwerk-Treffens. Schnell war klar: Die Senioren wollen es keineswegs ruhig angehen lassen. „Ich wünsche mir eine regelmäßige Disco mit DJ“, war der Wunsch einer Teilnehmerin.

Die Termine für die nächsten Treffen

Die nächsten Treffen des Seniorennetzwerks Rellinghausen-Stadtwald finden jeweils montags, am 16. und 30. Mai sowie 20. Juni, 18 bis 20 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum an der Bodelschwinghstraße 6 statt. Dann sind die Treffen jeweils am zweiten und vierten Montag im Monat geplant.Fragen beantwortet Hartwig Paus unter 0201/260958 oder per E-Mail: hartwig.paus@ekir.de .

Bewegung wird ein Schwerpunkt der Gruppen sein, die sich jetzt gründen und selbst organisieren sollen. Tanzen, gemeinsamer Sport, Wandern oder Radfahren, das wünschen sich viele. Aber auch Kultur, Gespräche, Spielen, Musizieren, Diskutieren und ganz besonders Weiterbildung in Sachen Digitalisierung und Neue Medien – auch hierbei ist der Bedarf groß. Gesammelt wurden die Anregungen von Hartwig Paus und Ute Schünemann-Flake vom Verein Zwar (Zwischen Arbeit und Ruhestand) in Dortmund, die das neue Netzwerk in der Gründungsphase unterstützt.

Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur ersten Veranstaltung des Seniorennetzwerks für Rellinghausen und Stadtwald in das evangelische Gemeindezentrum gekommen. Begrüßt wurden sie von Sozialdezernent Peter Renzel (l.) und Hartwig Paus.
Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur ersten Veranstaltung des Seniorennetzwerks für Rellinghausen und Stadtwald in das evangelische Gemeindezentrum gekommen. Begrüßt wurden sie von Sozialdezernent Peter Renzel (l.) und Hartwig Paus. © Unbekannt | Schulz

Für viele, die die Berufs- oder Familienphase schon abgeschlossen haben oder kurz davor stehen, ist eine Alltagsstruktur wichtig. Die freie Zeit sinnvoll zu nutzen, steht für viele im Vordergrund. Und es gibt Nachholbedarf: „Ich lebe seit mehr als 30 Jahren hier im Stadtteil, kenne aber kaum jemanden, weil einfach bisher nie Zeit für Kontakte war“, sagt eine Teilnehmerin.

Beim neuen Netzwerk mit im Boot sind neben dem städtischen Zentrum 60 plus im Bezirk II auch die Arbeiterwohlfahrt und die Bürgerschaft. Die ersten Veranstaltungen finden in der evangelischen Gemeinde Rellinghausen statt. Bereits gute Erfahrung gibt es im Nachbarstadtteil Bergerhausen, wo sich schon 2019 eine Zwar-Gruppe gründete. Auch dort waren rund 280 Teilnehmer zu der Info-Veranstaltung gekommen, rund 70 blieben zunächst für Aktivitäten dabei, die dann aber von Corona ausgebremst wurden. Jetzt gibt es einen Neustart.

Die Teilnehmer sollen gemeinsam altern und die Aktivitäten ihren Bedürfnissen anpassen

Die Sorge einiger Teilnehmer, dass man mit 75 aus der Zielgruppe falle und den Aktivitäten fernbleiben müsse, räumte Ute Schünemann-Flake mit Humor aus: Die Wandergruppen liefen halt unterschiedlich weit, die einen lange Strecken, die anderen kurze „und die dritte Gruppe nur ums Auto herum, aber alle treffen sich am Ende zum Grillen und haben Spaß zusammen“. Wer den Auftakt verpasst hat, kann trotzdem jederzeit zu den Gruppen stoßen.

Auch in weiteren Stadtbezirken gründen sich gerade Seniorennetzwerke, das nächste im Stadtbezirk I für Frillendorf. Netzwerkbegleiterin und Caritas-Mitarbeiterin Marina Vukoman lädt Interessierte zur Auftaktveranstaltung am Dienstag, 17. Mai, 17 bis 19 Uhr, in der Kirche Hl. Schutzengel, Auf der Litten 67. Danach trifft sich die Basisgruppe immer am ersten und dritten Dienstag im Monat. Die Veranstaltung wird organisiert durch das Zentrum 60 plus im Bezirk I mit Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde Hl. Schutzengel und Haus Waterfohr.