Essen-Bergerhausen. Initiative will an der Kunstwerkerstraße in Essen ein inklusives Wohnprojekt realisieren. Statt des geplanten Festes gibt es eine andere Aktion.
Die Initiative „Emma und wir“ will auf dem Gelände der alten Schule an der Kunstwerkerstraße in Essen-Bergerhausen ein inklusives Wohnprojekt mit flexiblen Mikrohäusern errichten. Die Beteiligten hoffen, dass die Politik sich für einen zweijährigen Verkaufsstopp für das Areal ausspricht. Jetzt gibt es gute und schlechte Nachrichten für die Initiative.
„Wir bekommen viel Unterstützung von verschiedenen Seiten“, freut sich Maria Lüttringhaus, ehemalige Grünen-Politikerin und Initiatorin von „Emma und wir“. Sie hatte auch das „Lüttring-Haus all inklusive“ in Frohnhausen, eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung, gegründet. Anlass war damals, dass ihre inzwischen verstorbene Tochter Emma als Kind an Parkinson erkrankte und seitdem auf Betreuung angewiesen war.
Auf dem Gelände der alten Kunstwerkerschule soll Wohnbebauung entstehen
Maria Lüttringhaus’ Hoffnung, der Stadtplanungsausschuss könnte sich für einen vorübergehenden Verkaufsstopp des Geländes an der Kunstwerkerstraße aussprechen würde, hat sich bisher nicht erfüllt. In der vergangenen Sitzung hatte das Gremium das Thema wegen weiteren Klärungsbedarfs auf die nächste Sitzung am 15. September verschoben. Gebaut werden kann dort derzeit sowieso nicht, da die Stadtwerke in der Kunstwerkerstraße zwei Jahre lang neue Kanäle verlegen.
„Selbst wenn der Ausschuss sich tatsächlich in der nächsten Sitzung für einen vorübergehenden Verkaufsstopp des Areals aussprechen würde, wäre das für unserer geplantes Fest am 25. September zu kurzfristig. Deshalb müssen wir es auf 2023 verschieben“, bedauert Maria Lüttringhaus. Die Initiative wollte das Fest mit Essen, Musik und Kinderspielen für die Nachbarn organisieren, um mit ihnen über die Ideen ins Gespräch zu kommen und vielleicht weitere Anregungen zu erhalten, was auf dem Gelände gewünscht wird.
Die Stadt, die nach einem Ratsbeschluss von 2019 das Gelände für Wohnbebauung veräußern will, hatte bereits Einwände gegen ein solches Fest auf dem alten Schulgelände geäußert, da das marode Schulgebäude nicht verkehrssicher und das Umfeld deshalb nicht zugänglich sei. „Wir wollten ja nur auf dem Hof feiern“, betont Maria Lüttringhaus, die eher das fehlende politische Votum als Hindernis sieht.
Initiative hoffe auf zweijährigen Verkaufsstopp
Der vorläufige Verkaufsstopp ist laut Lüttringhaus wichtig für die Initiative, weil man erst dann auf die von der Aktion Mensch zugesagten 130.000 Euro für das Projekt zurückgreifen könne. „Es kann ja nicht sein, dass wir das Geld bekommen und es dann nach einigen Monaten heißt, das Gelände ist anderweitig verkauft“, so die 58-Jährige. Die Initiative wolle selbst 15.000 Euro Eigenkapital aufbringen.
Angesichts der unklaren Situation könne man das finanzielle Risiko, eine Band zu verpflichten, Kinderspiele, Musikanlage und Bühne zu organisieren sowie Speisen und Getränke einzukaufen, nicht eingehen. „Im nächsten Jahr können wir dann vielleicht schon die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorstellen.“ Man suche nach einem Investor, der das Projekt im Sinne der Initiative verwirkliche. „Die Stadtgesellschaft sollte weiter Zugriff auf das Gelände haben, es sollte allen zugutekommen“, findet die Initiatorin, die sich für das inklusive Wohnen in Mikrohäusern ein genossenschaftliches Modell oder Ähnliches vorstellen könnte.
Mitglieder wollen die Bürger auf dem Lastenrad informieren
Den ursprünglichen Festtermin am Sonntag, 25. September, 11 bis 15 Uhr, wolle man beibehalten. „Dann sind wir in der Kunstwerkerstraße mit vier Lastenrädern unterwegs, fahren dort auf und ab und erläutern den Menschen, die es wissen wollen, unsere Vorstellungen von der künftigen Nutzung des Geländes“, so Maria Lüttringhaus. An den Lastenrädern gebe es Kuchen, Getränke und Zeit für Gespräche.
Gute Nachrichten gibt es laut Lüttringhaus, die nach eigenen Angaben im Austausch mit Architekten steht, auch vom Gelände und vom alten Schulgebäude: „Die Bausubstanz des Hauses ist weniger marode als gedacht, sie könnte saniert und sogar gedämmt werden. Und auch der Zustand der 34 Bäume, wovon einer als besonders schützenswert gilt, ist offenbar gut.“ Ziel sei es, möglichst viele davon zu erhalten, um so nachhaltig wie möglich zu bauen.