Essen-Bergerhausen. Der Verkauf des Schulgrundstücks an der Kunstwerkerstraße in Essen-Bergerhausen für Wohnhäuser stagniert. Was die Stadtwerke damit zu tun haben.
- Über die Zukunft des städtischen Geländes an der Kunstwerkerstraße wird seit Jahren diskutiert
- Bürgerverein und Politiker vor Ort wünschen sich dort eine Mischung aus Wohnen und Bildung
- Kanalarbeiten der Stadtwerke sollen im Frühjahr beginnen
Seit Jahren ist der Verkauf des städtischen Geländes um die alte Schule an der Kunstwerkerstraße in Essen-Bergerhausen geplant. Der Rat hatte beschlossen, dass dort Wohnbebauung entstehen soll. Eine Bürgerinitiative, die Bezirksvertretung II und der örtliche Bürgerverein wollen das historische Schulgebäude erhalten. Warum die Vermarktung des Areals derzeit auf Eis liegt.
Der Ratsbeschluss zur Vermarktung des Geländes stammt vom Juli 2019. Vor einem Jahr hatte es noch so ausgesehen, als würde die Suche nach einem Investor Fahrt aufnehmen. Der Rat hatte damals einem Zusatzantrag von CDU und SPD zugestimmt, dass solche Investoren bevorzugt werden sollen, die das historische Schulgebäude oder zumindest dessen Fassade erhalten wollen.
Die geplante Vermarktung des Geländes kann laut Stadt Essen derzeit nicht erfolgen
„Wir haben in Sachen Kunstwerkerstraße schon lange nichts mehr gehört“, wundert sich Wolfgang Pfotenhauer, Vorsitzender der Bürgervereins Bergerhausen, der sich für den Erhalt des Bildungsstandorts ausgesprochen hatte, gern in dem historischen, aber nicht denkmalgeschützten Schulgebäude, das man dazu komplett umbauen und instandsetzen müsste. Pfotenhauer hatte wiederholt betont, dass es nicht um den „Erhalt der Steine“, sondern um den Bildungsstandort gehe, da Schul- und Kita-Plätze im Stadtteil Mangelware seien.
Jetzt liegt der Verkauf des Geländes erst einmal auf Eis. Die geplante Vermarktung des Grundstücks an der Kunstwerkerstraße könne derzeit noch nicht erfolgen. Das habe das zuständige Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement mitgeteilt, so der städtische Pressereferent Patrick Betthaus. Hintergrund seien geplante umfangreiche Kanalbauarbeiten der Stadtwerke, unter anderem im Bereich der Kunstwerkerstraße.
Die Stadtwerke werden die Kanäle für rund anderthalb Jahre erneuern
Die Kanalerneuerung der Stadtwerke wird laut Sprecher Roy Daffinger im Frühjahr 2022 starten und rund 18 Monate dauern. Betroffen ist ein Straßenabschnitt von etwa 500 Metern zwischen den Hausnummern 13 und 73. Voraussichtlich im Januar beginne dort die Kampfmittelsondierung. „Wenn dann die Freigabe erfolgt ist, können wir anfangen“, so Daffinger. Vorher seien noch kleinere Arbeiten an den Anschlüssen notwendig, die rund sechs Wochen in Anspruch nehmen würden.
Das Schulgebäude entstand 1922
Das Schulgebäude an der Kunstwerkerstraße stammt von 1922. Es ist nicht denkmalgeschützt, wird aber von vielen Bergerhausern als prägend für das Bild des Stadtteils empfunden.
Das städtische Gelände an der Kunstwerkerstraße umfasst 3340 Quadratmeter.
Da es im Zuge dessen zu erheblichen Einschränkungen im Bereich der Straße und des städtischen Grundstücks kommen werde, soll die Vermarktung erst dann starten, wenn für den potenziellen Käufer nach Erwerb des Grundstücks auch die Möglichkeit zur baulichen Entwicklung besteht, heißt es seitens der Stadt. Dazu stehe man im engen Austausch mit den Stadtwerken.
Seit Jahren gibt es Diskussionen um das Gelände, verschiedene Institutionen hatten Interesse an der Nutzung des Schulgebäudes angemeldet. Viele Bürger befürchten nicht nur den Abriss historischer Bausubstanz, sondern auch den Verlust des alten Baumbestandes auf dem Gelände, der Neubauten im Weg stehen könnte.
Überlegungen, die alte Schule, in der viele Jahre lang der renommierte Maler und Bildhauer Jürgen Paas sein Atelier hatte, wieder als Bildungsstandort oder Kita zu nutzen, waren im Vorfeld gescheitert. Mit Aktionen, Unterschriftensammlungen und einer Lichterkette hatten sich die Bürger in den vergangenen Jahren für den Erhalt des alten Schulgebäudes eingesetzt. Ein Banner am Zaun zeugt noch heute von einem Fest im September 2017, das auf das Anliegen aufmerksam machen sollte.