Essen. Wie geht es nach der Schließung von Galeria Kaufhof in Essen weiter? Die Koerfer-Gruppe hat jetzt die Pläne für den neuen Königshof vorgelegt.
Die Fassade mit den markanten Horten-Kacheln ist am alten Kaufhof in Essen längst abgehängt: Jetzt hat die Koerfer-Gruppe aus Köln das Geheimnis um den „Königshof“ gelüftet, der in zwei Jahren seine Pforten öffnen soll. Mit seiner geschwungenen Fassade in Natursteinoptik erinnert das umgebaute Geschäftshaus stark an das alte DeFaKa-Kaufhaus, das dort knapp 40 Jahre (bis 1976) gestanden hatte.
Gastronomie samt Außenbestuhlung soll den Willy-Brandt-Platz beleben
Nach der schmerzhaften Schließung von Galeria Kaufhof im vergangenen Spätherbst steht das Konzept für die Umnutzung des alten Warenhauses fest. Im Erd- und Untergeschoss werde eine Markthalle samt Gastronomie, einem Supermarkt und Drogerie entstehen, teilt das Unternehmen am Freitag mit. In den oberen Geschossen entstehen Büros sowie Hochschul- und Multifunktionsflächen. „Daneben werden gastronomische Einrichtungen im Erdgeschoss sowie Außenbestuhlung den Willy-Brandt-Platz neu beleben und zum Verweilen einladen“, kündigt die Koerfer-Gruppe an.
Den großzügigen Eingang zum Königshof haben die Architekten in das abgerundete Eck hin zur Lindenallee gelegt. Neben der im Erdgeschoss geplanten Eingangshalle werde es für die Erschließung der oberen Geschosse ein neues überdachtes Atrium im Inneren des Gebäudes geben.
Optisch werde sich das umgebaute Objekt durch offene Geschossdecken, sichtbare Haustechnik sowie durchgängige Industrieböden auszeichnen. Dabei sollen die verwendeten Baumaterialien auch die Geschichte der Stadt Essen mit Stahl und Kohle widerspiegeln. Durch den direkten Zugang vom Willy-Brandt-Platz ins Basement werde „ein attraktiver neuer Mall-Bereich an das Essener U-Bahnnetz angedockt“.
Vom Kaufhof zum Supermarkt: In Düsseldorf ist Koerfer dies schon gelungen
Die Koerfer-Gruppe betont, dass sie in Düsseldorf bereits sehr gute Erfahrungen mit der Revitalisierung eines ehemaligen Kaufhof-Warenhauses gesammelt habe, das nun unter dem Namen „Crown“ (Krone) firmiert. Neben dem von „Edeka Zurheide“ (Bottrop) betriebenen Supermarkt gibt es dort ein Hotel.
Supermarkt statt Warenhaus – dieses Konzept mag überraschen. Aber die Koerfer-Geschäftsführung setzt auf die Rückkehr der Nahversorgung von der grünen Wiese in die Innenstadt. Ausschlaggebend für diesen Trend sei der Wunsch nach kurzen Wegen. Unweit des Königshofs entstünden neue Wohn-Komplexe (z. B. Literaturquartier am alten Funke-Standort), doch das Angebot an Nahversorgung sei noch gering.
Koerfer und das Deutschlandhaus
Die Koerfer-Gruppe verwaltet eigenen Angaben zufolge einen aus Büro-, Handels- und Hotelflächen bestehenden Eigenbestand von insgesamt ca. 170.000 Quadratmetern überwiegend in den Toplagen des Ruhrgebietes und des Rheinlandes.
Unternehmensgründer ist der Architekt Jacob Koerfer (1875-1930), nach dessen Plänen zwischen 1928 und 1932 das Deutschlandhaus in Essen gebaut wurde. Es gehört ebenfalls der Koerfer-Gruppe.
Die Koerfer-Manager verweisen auf „die derzeitige Schwäche des textilen Einzelhandels“. Diese führe zunächst zu wachsenden Leerständen in der City, später jedoch zu Projektentwicklungen mit dem Schwerpunkt Wohnen. „Der erweiterte Kühlschrank ist für viele bereits jetzt der Supermarkt um die Ecke“, heißt es. Der Trend gehe seit einiger Zeit weg von dem großen Wochenendeinkauf mit dem Pkw hin zu einem Frischeinkauf drei- bis viermal die Woche.
Ein XXL-Bauschild wird die triste Fassade demnächst verdecken
Die Entkernung des Gebäudes ist in vollem Gange. Die trist wirkende Fassade werde in den wenigen Wochen mit großen Planen und einem überdimensionalen Bauschild verdeckt. „Wir werden in Essen in zentraler Hauptbahnhofsnähe ein einzigartiges Angebot schaffen, welches die derzeit vorhandene Monokultur der Essener Innenstadt bereichern wird“, so die Geschäftsleitung der Koerfer-Gruppe.