Essen-Altenessen. Zwei Ukrainerinnen haben für einen Essener Stadtteil-Wettbewerb Käsekuchen gebacken. Hier verraten sie ihr Rezept und ihren Plan für die Zukunft.
Das erste Exemplar ist mit Schokolade, Erd- und Blaubeeren tadellos verziert und mit einer blau-weißen Schleife geschmückt, das zweite kombiniert Limette und Sahne: Die Käsekuchen der Ukrainerinnen Nadja Didukh und Nataliia Nazarenko haben beim Carnaper Käsekuchen-Cup in Essen für Freude gesorgt. Nicht nur, weil sie gut schmeckten, sondern auch, weil sie von Frauen kamen, die mit ihren Gedanken eigentlich rund 2000 Kilometer entfernt sind.
Ukrainerinnen wohnen in Essener Marienhospital
Nach Kriegsausbruch sind die Ukrainerinnen mit ihren Kindern nach Essen geflohen und wohnen seitdem mit knapp 200 Landsleuten im Marienhospital. Wer hört, dass sie zu einem Stadtteil-Wettbewerb nach Karnap gefahren sind, sich akribisch darauf vorbereitet hatten und im Fall von Nadja Didukh (34) auch noch unter die besten Drei gekommen ist, könnte meinen, sie seien bereits gut in die deutsche Kultur integriert, bräuchten nur noch Wohnung und Job könnten dann neu durchstarten. Speziell für die 48-jährige Nataliia Nazarenko dürfte die Jobsuche als Grundschullehrerin kaum ein Problem sein, werden die doch derzeit händeringend in Essen gesucht.
Doch der Schein trügt: „Eigentlich wollen wir unbedingt zurück in die Ukraine“, erklären beide. Sie hätten keine Pläne hierzubleiben, wollten nicht zur Last fallen. Beide mussten ihre Ehemänner zurücklassen, das schmerze sehr. Dank Smartphone hätten sie zwar jeden Tag Kontakt zu ihnen, aber die Ungewissheit, wann der Krieg endet und ob ihre Ehepartner jemals Frau und Kinder wiedersehen, sei sehr schwierig. Eine Wohnung suchen die beiden also erst gar nicht in Essen.
Deutschkurse und Koch-AG für Geflüchtete
Im Marienhospital fühlen sie sich nach eigenen Angaben wohl, nehmen an Deutschkursen teil und als eine Koch- und Back-AG angeboten wurde, meldeten sie sich dort direkt an. „Es kam schnell der Wunsch von den Bewohnerinnen, selbst zu kochen“, erklärt Einrichtungsleiterin Stefanie Horstmann von der CSE (Caritas-SkF-Essen gGmbh). Das Essen für die Einrichtung wird vom Team der ehemaligen Krankenhausküche zubereitet. Die benachbarte Kirchengemeinde St. Johann Baptist hatte angeboten, Räumlichkeiten für eine Kochgruppe zur Verfügung zu stellen, damit die Ukrainerinnen auch ihre Landesgerichte kochen können.
So treffen sich rund ein Dutzend Geflüchtete wöchentlich und kochen nicht nur, sondern tauschen sich ganz nebenbei auch aus. „Das ist ein Teil von zu Hause“, findet Nadja Didukh, die besonders Karasik vermisst: einen Fisch aus der Familie der Karpfen, den sie in der Ukraine gerne gut gebraten mit Brot oder Gemüse isst. Kaufen könne man den hier nicht. Dafür aber die Zutaten für Wareniki. Die gefüllten Teigtaschen gelten in der Ukraine als Nationalgericht. Käsekuchen hingegen sei in ihrer Heimat ein Gebäck wie in Deutschland auch. Jeder kenne es, aber es sei nicht landestypisches.
Bürgerverein in Essen-Karnap will Marktplatz attraktiver machen
Als das CSE-Team die Frauen von dem Käsekuchen-Wettbewerb informiert hatten, wollten beide teilnehmen. Ab dann gab es jede Woche Käsekuchen in der Koch-AG. Das Backen eines Wettbewerbs-Kuchens muss schließlich geübt und derselbe auch vorher schon verköstigt werden. Am Tag vor dem Carnaper Käsekuchen-Cup standen die beiden Ukrainerinnen wieder in der Küche, backten den finalen Kuchen und verzierten ihn am nächsten Tag liebevoll.
Eine Ehrenamtliche brachte die beiden zum Carnaper Käsekuchen-Cup. „Wir kannten den Stadtteil nur, weil wir mal mit der Straßenbahn durchgefahren waren“, so Didukh. Veranstaltet wurde der Wettbewerb vom dortigen Bürgerverein, der sich mit anderen Engagierten für eine Wiederbelebung des Marktplatzes einsetzen will. Die Jury verkostete 25 Käsekuchen und prüfte sie auf Geschmack, Konsistenz, Optik und Fluffigkeit. Zur Auswahl standen unter anderem ein japanischer Käsekuchen, der gedämpft wird, Käsekuchen mit Karamell oder Mandarinen, Vollkornvariationen sowie Thermomix-gerührte Käsekuchen. Mit-Organisatorin Simone Stodiek betont, dass die Jury-Mitglieder bei der Verkostung nicht wussten, von wem der Kuchen kam.
Carnaper Käsekuchen-Cup soll wiederholt werden
Platz eins belegte schließlich die Gelsenkirchenerin Ela Fischer, der zweite Platz ging an die Karnaperin Anika Fischer und über Platz drei freute sich tatsächlich Nadja Didukh. Und die Jury? „Mein Mann hat nach dem ganzen Kuchen erstmal zum Glas mit den sauren Gurken gegriffen“, sagt Simone Stodiek lachend.
Die Gäste, die zum Karnaper Markt gekommen waren, durften die Reste verputzen und dabei den Lesungen am Bücherschrank lauschen. Das Organisations-Team war zufrieden und plant eine Wiederholung im nächsten Jahr. Der Termin soll auf der Internetseite www.wasistlosinkarnap.de bekanntgegeben werden.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Das Rezept für den Käsekuchen mit Johannisbeermarmelade
Der Durchmesser der Springform für den Käsekuchen mit Johannisbeermarmelade sollte 18cm betragen.
Zutaten: 125 g Mehl, 40g Puderzucker, 10g Kakao, 60g Butter, 2 Eier und 1 zusätzliches Eigelb, eine Prise Salz, 500g Frischkäse, 100g Zucker, Vanilleextrakt, 100g Sahne, 250g Johannisbeermarmelade, 100g Schokolade, 40g Öl, Blaubeeren und Erdbeeren.
Zubereitung: Ofen auf 130 Grad Ober- Unterhitze einstellen und einen Behälter mit Wasser auf den Boden stellen. Für den Teig Mehl, Puderzucker und Kakao sieben, Salz hinzufügen und verrühren. Die gehackte Butter hinzufügen und den Teig mit den Händen kneten. Ei hinzufügen und elastischen Teig kneten. Boden und Rand der Springform mit Teil füllen und in den Kühlschrank stellen.
Für die Füllung sollten alle Zutaten Zimmertemperatur haben. Zuerst den Käse und den Zucker mit einem Schneebesen glatt rühren, dann das Ei und das Eigelb hinzufügen, verrühren, 2-3 Tropfen Vanilleextrakt hinzufügen und zum Schluss die Sahne dazu gießen. Verrühren und auf die Basis des Teigs gießen.
1,5 Stunden lang backen. Die Seiten des Käsekuchens sollten gut fest werden und die Mitte sollte leicht wackeln. Dann den Backofen ausschalten und noch eine halbe Stunde im geschlossenen Backofen lassen, dann die Backofentür öffnen und auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Für die Verzierung Schokolade in der Mikrowelle oder im Dampfbad schmelzen, Öl hinzufügen und vermischen. Den fertigen Käsekuchen mit Marmelade bedecken und geschmolzene Schokolade darüber gießen, mit Obst dekorieren. Dann über Nacht in den Kühlschrank stellen.