Essen. Peter Korte hat ein Essen-Buch geschrieben. Es steckt voller Geschichten, Fakten, Fotos und Recherchefleiß. Herbert Knebel kommt auch zu Wort.
Wer in Mülheim geboren und dort mittlerweile wieder heimisch geworden ist, der hat natürlich auch ein Auge auf die Nachbarschaft. Für Autor Peter Korte ist Essen mittlerweile sogar „Wahl-Heimatstadt“ geworden. Und deshalb hat er ihr auch ein Buch gewidmet: „Du mein Essen“ heißt das mehr als 300-seitige Werk, das sich nicht als herkömmlicher Hochglanz-Reiseführer mit Blick auf die üblichen touristischen Highlights versteht.
Vielmehr ist ein reich bebildertes Lesebuch voller Hinweise und Historie, Wissen und Wegweisern entstanden, die zu besonderen Plätzen, Parks und Gärten führen, die Essener Stadtteile von Burgaltendorf bis Überruhr vorstellen und natürlich auch feste Sightseeing-Adressen wie Zollverein und Aalto-Theater beleuchten. Es kommen sogar echte Essener Urgesteine zu Wort – wie der prominenteste Berufsrentner der Stadt, Herbert Knebel alias Uwe Lyko.
Dass Peter Korte viele Jahre lang als Zeitungsredakteur gearbeitet hat, kann man dem Buch ablesen, dem umfangreiche Recherchen vorausgegangen sind. Zudem hat der Autor, mittlerweile im Ruhestand, die Geschehnisse im und rund ums Ruhrgebiet seit langem verfolgt. Was man auch an den kleinen, persönlichen Einschüben erkennen kann, die von der Kinderlandverschickung in den 50er Jahren erzählen oder an den Kreischalarm am Mülheimer Bahnhof erinnern, wo die Beatles 1966 vor ihrem Konzert in der Grugahalle vorzeitig ausstiegen, um dem Ansturm der Fans zu entrinnen.
Korte, Jahrgang 1949, bemüht sich dabei um ein möglichst umfassendes Essen-Bild, das mit viel Historie von der Gründung des Frauenstifts um 845, dem Bau der ersten Krupp-Fabrik und der Einweihung der Limbecker Straße als erste Deutsche Fußgängerzone 1927 beginnt, aber auch in die Gegenwart führt. Das jüdische Leben in Essen gestern und heute ist da ebenso Thema wie die Gründung des Ronald McDonald-Hauses. Die große Folkwang-Geschichte findet genauso Erwähnung wie die Karriere des Kunst-Aufsteigers Dennis Klapschus. Lichtburg und Baldeneysteig, Gruga und Margarethenhöhe begegnen dem Leser, aber auch das Bauwagen-Hotel am Ruhrufer in Horst und die Straußenfarm in Schuir.
Informativ präsentieren sich die verschiedenen Kapitel, sie zeigen Essen als Kultur-, Wirtschafts- und Freizeitstandort mit vielen Akteuren. Die städtischen Adressen von der Alten Synagoge bis zum Wildgehege Wichteltal sind dabei ebenso sorgsam aufgelistet wie die Namen und von großen Töchtern und Söhnen der Stadt. wie Gustav Heinemann, Franz Dinnendahl oder Uta Ranke-Heinemann.
Viel Wissenswertes und für manchen wohl auch Überraschendes rund um die Stadt bindet Korte zusammen. Er hat die Anzahl der Essener Vereine ebenso parat hat wie die Geschichte der Essener Songtage. Er kennt die damalige Gepflogenheit von Kult-Fußballer Helmut Rahn, in seiner Frohnhauser Stammkneipe mit Bierdeckeln und Schnapsgläsern sein legendäres WM-Tor nachzustellen. Und vor allem weiß Korte nach zweijähriger Recherche eines: „Essen ist schön. Das habe ich vorher nicht unbedingt gewusst, das habe ich aber herausgefunden“, so Korte im Vorwort des Buches.
„Du mein Essen“ erscheint im Anno-Verlag, 335 Seiten, mehr als 330 Abbildungen, ISBN-13: 9783949145056, 20 Euro.