Essen. Eine Realschule im Essener Westen hat sich in Helmut-Rahn-Schule umbenannt. Wie gefeiert wird – und was ein Sohn des WM-Torschützen dazu sagt.

Mit einem Festakt in der Apostelkirche Essen-Frohnhausen feiert die Helmut-Rahn-Realschule am Freitag, 24. September, ihren neuen Namen. Die traditionsreiche, ehemalige Realschule Essen-West hatte sich vor den Sommerferien umbenannt. Zur Feierstunde haben auch die Söhne des legendären WM-Torschützen, Klaus und Uwe Rahn, ihr Kommen zugesagt.

„Wir waren von Anfang an begeistert von der Idee“, berichtet jetzt Diplom-Ingenieur Uwe Rahn (67). „Der Name unseres Vaters steht für Teamgeist und den ungebrochenen Willen, sich nicht unterzukriegen zu lassen.“

Die Helmut-Rahn-Schule in Frohnhausen ist eine der wenigen Schulen in Deutschland, die den Namen eines Fußballers tragen. Im vergangenen Sommer erhielt eine Realschule in Düsseldorf den Namen von Toni Turek, den Torwart der damaligen Sieger-Elf der Weltmeisterschaft 1954. In Herne gibt es die Hans-Tilkowski-Hauptschule; Tilkowski gehörte ab 1962 zum Kader der Fußballnationalmannschaft.

Die Idee der Schule in Frohnhausen, sich umzubenennen, ist zwei Jahre alt. Den entscheidenden Anstoß brachte Peter Kock, Lehrer der Schule, in einem Aufsatz in der Festschrift der Schule zum 100. Geburtstag: „Helmut-Rahn-Realschule – warum eigentlich nicht“, schrieb der Pädagoge damals. „Essen-West“ sei sehr beliebig, und Rahns Name stehe wie kein anderer fürs Ruhrgebiet, für Frohnhausen. Helmut Rahn (1929 – 2003), aus einfachen Verhältnissen kommend, habe bundesweite und internationale Berühmtheit erlangt. Rahns Sohn Uwe ergänzt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Und er hat sich immer für die Belange der Bildung eingesetzt.“ Seine Söhne habe er nach Kräften unterstützt, vor allem moralisch, „das war ganz wichtig.“ Und dass er sein Engagement für den Stadtteil nie an die große Glocke gehangen habe, auch das sei sein Markenzeichen gewesen – bescheiden, gottgläubig und unkompliziert sei er gewesen.

Kritik: Rahn sei nicht ohne Fehl und Tadel gewesen

Als im Juni bekannt wurde, dass die Schule ihren Namen wechseln wird, gab es auch in diesem Frühsommer einige kritische Stimmen: Denn ohne Fehl und Tadel sei Rahn ja nun nicht gewesen, mahnten vor allem ältere Leser, die sich an unsere Redaktion wandten. Doch schon zu Beginn der Überlegungen, die Schule den Namen von Helmut Rahn zu verleihen, habe man das berücksichtigt: „Er war auch ein Mensch, der nicht in allem, was er tat, zum Vorbild taugt“, schrieb Lehrer Peter Kock. Und auch Schulleiterin Rita Williams gibt zu Bedenken: „Welcher Mensch ist denn ganz ohne Makel?“ Entscheidend sei, dass Rahns Kämpfernatur und seine Haltung, auch in widrigen Umständen seine Ziele zu verfolgen, hervorragend als Leitmotiv tauge für die Schülerinnen und Schüler, die die Schule besuchen.

„Journalisten haben nach Fehlern bei meinem Vater gesucht“: Uwe Rahn, Sohn des legendären Torschützen.
„Journalisten haben nach Fehlern bei meinem Vater gesucht“: Uwe Rahn, Sohn des legendären Torschützen. © Uwe Rahn | Uwe Rahn

Helmut Rahns Sohn: „Journalisten suchten immer nach Fehlern“

„Ich hatte immer den Eindruck, dass Journalisten damals nach Fehlern suchten und manche Geschichten aufgebauscht und stets wiederholt haben“, sagt Uwe Rahn heute. Ältere Bürger erinnern sich an Schlagzeilen in großen Lettern, die eine Trunkenheitsfahrt von Helmut Rahn zum Thema machten, die in einer Baugrube endete. Doch es sei bis heute kaum bekannt, dass Helmut Rahn auch international eine gefragte Persönlichkeit gewesen sei, nicht nur sportlich, hält Uwe Rahn dagegen: „1962 lief unser Vater als erster deutscher Spieler überhaupt im Stadion von Tel Aviv auf.“ Damals spielte Helmut Rahn für den niederländischen Club Enschede. Und sein soziales Engagement bis zuletzt sei nicht an die breite Öffentlichkeit gelangt: So gehörte Helmut Rahn zu den Gründungsmitgliedern der Initiative „Essener Chancen“, die jungen Leuten ohne Ausbildung neue Perspektiven eröffnen soll.

Helmut Rahn, hier in einer Spielszene von 1958 während der WM in Malmö.
Helmut Rahn, hier in einer Spielszene von 1958 während der WM in Malmö. © picture-alliance / dpa/dpaweb | -

Der Festakt am 24. September bildet den Schlusspunkt einer Projektwoche, mit der die Schule ihren neuen Namen feiert. Falls Corona nicht dazwischenkommt, sollen die Schüler das Dortmunder Fußballmuseum besuchen, außerdem sind weitere Ausflüge und ein Fußballturnier geplant. Gemeinsam soll der Kinofilm „Das Wunder von Bern“ im Kino Lichtburg angeschaut werden.