Essen-Stoppenberg. Gegenüber Zollverein liegt eine der jüngsten Realschulen der Stadt – die alte Schirrmann-Schule wurde 2018 neu gegründet. Warum es so gut läuft.

An der Stadtteilgrenze zwischen Schonnebeck und Stoppenberg liegt eine der jüngsten Realschulen in Essen – die ehemalige Richard-Schirrmann-Realschule verlor 2012 ihre Eigenständigkeit, firmierte bis 2018 als Zweigstelle der Krayer Dinnendahl-Realschule – und fing vor vier Jahren als neu gegründete, selbstständige Realschule wieder an. Heute heißt sie Realschule im Bezirk Zollverein (RSZ).

Die an Volten reiche Geschichte dieser Schule muss mittlerweile um die erfreuliche Tatsache ergänzt werden, dass man mittlerweile ganz knapp vor der 500-Schüler-Marke liegt – schneller als geplant. Der Zuspruch ist gut, und zwar beständig. Genau 498 Jungen und Mädchen besuchen die Realschule im Bezirk Zollverein.

Die Nachbarn: ein bischöfliches Schulzentrum und eine Gesamtschule

„Wir füllen hier im Stadtteil eine Angebotslücke“, sagt Jörg Hendrix, der Vize-Schulleiter, der seit der Neugründung entscheidend mitmischt. Die frühere Schirrmann-Realschule, die bis 2012 unter permanent schlechten Anmeldezahlen litt, bis die Bezirksregierung einen Schlussstrich zog, konnte die Nachfrage, die es ganz augenscheinlich gibt, offenbar nicht bedienen. Nicht weit entfernt liegt die riesige Gustav-Heinemann-Gesamtschule, und auch das Schulzentrum am Stoppenberg ist nicht weit entfernt – dort residieren bischöfliches Gymnasium und bischöfliche Sekundarschule unter einem Dach.

Mit mittlerweile drei Klassen in allen Jahrgängen und einem permanenten Wachstum scheint sich mittlerweile herumzusprechen, dass die neue, städtische Realschule im Bezirk Zollverein offenbar gute Arbeit leistet – wie geht das, Herr Hendrix? „Durch Offenheit.“

Das bedeutet zum Beispiel: Wichtige Formulare, die Eltern lesen, verstehen und unterschreiben müssen, werden konsequent in mehreren Sprachen verteilt, vor allem in Türkisch und Arabisch. Mehr als 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben ausländische Wurzeln; aus mehr als 20 Nationen kommen die Kinder und Jugendlichen. „Der gesamte Essener Norden“, sagt Hendrix, „bildet sich hier ab.“

Viele Kinder belegen Deutschkurse

Übersetzte Formulare zu verteilen, ist nicht ganz so simpel. Immer wieder gibt es darüber Diskussionen, ob man damit als Schule, die sozusagen den Staat vertritt, nicht den Hoheitsanspruch der deutschen Sprache aufgibt. Hendrix hat andere Erfahrungen gemacht: „Wenn Sie die Eltern erreichen wollen, müssen Sie in Stadtteilen wie diesem so handeln.“ Trotzdem, betont der Schulleiter, habe Deutsch höchste Priorität an der Schule; jeder neue Fünftklässler wird einer aufwändigen Eingangsdiagnostik unterzogen, dazu zählen Tests in Mathe, Deutsch und Englisch. „Wer nicht die nötige Kompetenz aufbringt, der bekommt direkt ab der fünften Klasse Zusatzkurse“, berichtet Hendrix. Dazu kommen Studierende der Uni, die in Kleingruppen mit den Kindern Deutsch üben. Und dass bei Elterngesprächen häufig Dolmetscher dabei sind, auch das hält Hendrix für maßgeblich entscheidend, wenn man mit den Eltern gut zusammen arbeiten will.

Trotz aller bestehenden Probleme – Lehrermangel, schleppende Digitalisierung, um nur mal zwei zu nennen – will Hendrix ein Wir-Gefühl schaffen an der Gelsenkirchener Straße, den Zusammenhalt fördern, die Kinder und Jugendlichen bestmöglich unterstützen. „Die Schüler sollen sich mit ihrer Schule identifizieren und stolz auf sie sein“, sagt Hendrix. Zahlen geben ihm recht: Im Abschlussjahrgang verlassen derzeit rund 20 Prozent aller Schülerinnen und Schüler das Haus mit einem so genannten „Qualitätsvermerk“, haben also eine bessere Durchschnittsnote als „befriedigend“ auf dem Zeugnis und könnten, wenn sie wollen, auf ein Gymnasium oder eine Gesamtschule, um das Abi anzusteuern.