Essen. Essener Kindesentziehung: Zehnmonatige Haftstrafe für beschuldigtes Ehepaar drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zudem gibt es eine Geldbuße.
Das wegen zweifacher Kindesentziehung nach Paraguay über Monate mit internationalem Haftbefehl gesuchte Ehepaar hat den von der Staatsanwaltschaft Essen beantragten Strafbefehl angenommen. Anna Maria E. und Andreas Rainer E., die die beiden zehn und elf Jahre alten Mädchen Clara und Lara gegen den Willen ihrer Ex-Partner in Essen und München über einen Zeitraum von etwa sieben Monaten nach Südamerika verschleppt haben, konnten so eine Hauptverhandlung vor Gericht vermeiden.
Wie Amtsgerichtssprecher Michael Schütz auf Nachfrage dieser Zeitung berichtete, sind die beiden Beschuldigten wegen gemeinschaftlicher Kindesentziehung jeweils zu einer Haft von zehn Monaten verurteilt worden, die für drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt wurde. Zudem muss das Paar in diesem Zeitraum insgesamt 5040 Euro Geldbuße bezahlen.
Eine Öffentlichkeitsfahndung brachte die Wende
Die beiden 46 und 35 Jahre alten Eheleute waren mit internationalen Haftbefehlen gesucht worden, nachdem sie die Mädchen den beiden jeweils anderen Elternteilen vor einem dreiviertel Jahr zunächst ohne deren Wissen entzogen hatten.
Erst eine mit den Behörden vor Ort eingestielte Öffentlichkeitsfahndung in Paraguay brachte nach Monaten des Bangens um die Kinder die erhoffte Wende in diesem unfassbaren Fall. Kurz nachdem sich die Mutter aus Essen mit einem verzweifelten Appell in internationalen Medien zu Wort gemeldet hatte, wurde ein Fluchtwagen der E.s nahe der argentinischen Grenze sichergestellt und ein Verdächtiger festgenommen.
Es war der Besitzer des Fahrzeugs, der dem Querdenkerpaar sein Auto vermietet haben soll. Mutmaßlich konnte so eine geplante Flucht des Duos mit den Mädchen nach Argentinien unterbunden werden.
Bei der Einreise am Flughafen festgenommen
Zeitversetzt tauchten zwei verstörende Videos im Internet auf, in denen Andreas und Anna E., aber auch deren Töchter fordern, sie nicht weiter zu verfolgen. Doch die Fahnder hielten den Druck hoch, bis zum guten Ende: Am 9. Juni beendete das gesuchte Ehepaar seine Flucht und stellte sich nahe der Stadt Encarnación den paraguayischen Behörden.
Am 12. Juni wies ein Gericht in Paraguay die Ausreise der beiden entführten Kinder an der Seite der jeweils hintergangenen Elternteile an. Am 7. Juli schließlich kehrten auch Anna und Andreas E. zurück nach Deutschland. Sie wurden am Flughafen festgenommen.