Essen. Anne Reiniger-Eglers Ex ist Corona-Kritiker, Impfgegner und flieht mit Tochter und neuer Partnerin nach Paraguay. Die Geschichte eines Alptraums.

Beim Versuch, diesen Alptraum in Worte zu fassen, ist sie inzwischen auf Seite 68 angekommen. Achtundsechzig Seiten, und keiner weiß, wie viele noch kommen. Nur eines, sagt Anne Reiniger-Egler, das weiß sie ganz gewiss: „Diese ganze Geschichte kann kein wirklich gutes Ende mehr nehmen. Was sollte das auch für ein gutes Ende sein?“ So viele Verletzungen. So viel Angst und Verzweiflung. So viel Sorge um Clara, ihr Kind, das der leibliche Vater vor mittlerweile 181 Tagen von seinem Papa-Ausflug einfach nicht mehr zur Margarethenhöhe zurückbrachte.

„Ausflug“, das war ja auch nur die Ausrede. Tatsächlich handelte es sich um eine Flucht, geschickt ausgeheckt, von langer kundiger Hand geplant und vom „Täter“ längst schriftlich eingeräumt, was die Sache an keiner Stelle einfacher macht. Denn es zeigt nur, wie sicher sich da jemand fühlt, weit weit weg von der Mutter und den deutschen Ermittlern, in Paraguay, Südamerika: dem Sehnsuchtsort vieler Corona-Kritiker und Impfgegner, so wie er einer ist. Anne Reiniger-Egler ist hinterhergeflogen, zum zweiten Mal schon, und blättert in einem Hotel der Hauptstadt Asunción in Gedanken zurück zu Kapitel 1. Wie alles begann.

Er hat sich immer als verlässlich erwiesen, er wird Clara wiederbringen

Ein Freitag im November 2021, Clara feierte vor ein paar Tagen ihren zehnten Geburtstag, und Papa Andreas überrascht mit einem wirklich coolen Geschenk: Für ein Wochenende soll es nach London gehen, Freitag hin, Sonntag zurück. Dafür braucht man natürlich den Reisepass, und Mama schöpft keinen großen Verdacht – allem Streit zum Trotz, den sie mit ihrem Ex-Mann über jene Corona-Maßnahmen hatte, die dieser nicht nur für sich, sondern auch für Clara ablehnt, selbst die Maskenpflicht in der Schule.

Familie wird bei Reinigers groß geschrieben: Beim Empfang zu seinem 70. Geburtstag hat der einstige Essener Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger auch seine Tochter Anne und Enkelin Clara zu Gast.
Familie wird bei Reinigers groß geschrieben: Beim Empfang zu seinem 70. Geburtstag hat der einstige Essener Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger auch seine Tochter Anne und Enkelin Clara zu Gast. © Ulrich von Born

Und dass er ihr an einem Muttertag mal die bizarre Verschwörungstheorie von „QAnon“ vermitteln wollte, in der es heißt, eine einflussreiche, weltweit agierende, satanistische Elite entführe Kinder und ermorde sie, um aus ihrem Blut Adrenochrome, ein Verjüngungs-Serum zu gewinnen – geschenkt. Er hat sich an so vielen Papa-Wochenenden immer als verlässlich erwiesen, er wird Clara wiederbringen. Sonntagnachmittag.

„Ein Kind zu verlieren ist so, als ob ein Stück deiner Seele herausgerissen wird“

Doch sie kommen nicht wieder. Und sie sind auch telefonisch nicht erreichbar. Noch am Abend geht Anne Reiniger-Egler deshalb zu jener Adresse auf der Margarethenhöhe, an der ihr im Münchener Raum wohnende Ex-Mann eine kleine Wohnung unterhielt. Es öffnet ein Fremder, und der lebt nach eigenem Bekunden bereits seit einem halben Jahr dort.

Es verbietet sich irgendwie, Anne Reiniger-Egler nach ihren Gefühlen in diesem Moment zu fragen, zu privat, zu intim, und wie sollte man so etwas auch rückblickend in Worte fassen? Ein anderer springt ein, denn am Morgen hat die 45-Jährige gelesen, was US-Präsident Joe Biden nach dem Amoklauf in einer texanische Grundschule formuliert hat: „Ein Kind zu verlieren ist so, als ob ein Stück deiner Seele herausgerissen wird“. Aber noch ist Clara nicht verloren. Sie will kämpfen.

Die Arbeit der Behörde kollidiert mit der Ungeduld der Mutter: „Tatort in Superzeitlupe“

Und geht als erstes zur Polizei, stellt Strafanzeige: Paragraf 235 des Strafgesetzbuches ist einschlägig, er stellt die „Entziehung Minderjähriger“ unter Strafe, was, wie Oberstaatsanwältin Anette Milk betont, etwas anderes ist als eine Entführung im landläufigen Sprachgebrauch. Denn der „Kindesentziehung“, so erklärt die Sprecherin der Behörde, fehle ja jene erpresserische Absicht, die der „Entführungs-Paragraf“ 239 („Erpresserischer Menschenraub“) unterstellt. Sie wollen bei der Staatsanwaltschaft korrekt sein.

Das kann nur kollidieren mit der ungeduldigen Erwartungshaltung einer Mutter, die ihre Ohnmacht nicht in Wochen, sondern im Tagen, Stunden, Minuten misst. Und die diesen Fall und wohl auch seine Behandlung bei den Behörden „wie einen Tatort in Superzeitlupe“ erlebt: „Alles läuft so unfassbar langsam.“

Die Staatsanwaltschaft versichert: „Es bemühen sich wirklich alle nach Kräften“

Wer will, kann das auch als mehr oder weniger unterschwellige Kritik an den Ermittlungen lesen, weshalb die Sprecherin der Staatsanwaltschaft ausdrücklich versichert, der Einsatz im Hause habe nirgends zu wünschen übrig gelassen: „Es bemühen sich wirklich alle nach Kräften.“

Denn tatsächlich geht es nicht nur um ein Kind, sondern um zwei: Neben der zehnjährigen Clara ist auch die annähernd gleichaltrige Lara aus München verschwunden, die Tochter der neuen Ehefrau von Claras Vater Andreas. Auch Laras Mutter steht also unter „Kindesentziehungs“-Verdacht, die Ermittlungen laufen in Essen zusammen: „Wir gehen davon aus“, sagt Oberstaatsanwältin Milk, „dass die Beschuldigten zusammen unterwegs sind“.

Das erste Lebenszeichen kommt per Post: „Wir haben die Reißleine gezogen“ steht da

Nur wo? Tagelang bleibt dies unklar. Fest steht offenbar nur, dass die Geburtstagsreise nach London nie stattgefunden hat, dass die Route stattdessen über Zürich in der Schweiz nach Madrid führte, das internationale Drehkreuz für Flüge von und nach Lateinamerika.

Und dann endlich: ein Lebenszeichen per Post, gerichtet an Claras Mutter in Essen und Laras Vater in München. „Wir möchten euch hiermit darüber in Kenntnis setzen, dass wir unsere Wochenend-Reise mit den Kindern auf unbestimmte Zeit verlängern werden“, steht dort auf zweieinhalb eng beschriebenen DINA4-Seiten. Sie hätten einfach „die Reißleine gezogen“, die nach eigenem Bekunden „schwerste Entscheidung, die wir in unserem Leben bisher getroffen haben“, ausgelöst durch die „prekäre politische Situation“ in und um Deutschland herum: Die zwinge sie zur Flucht.

Der Ex versichert: „Hätten niemals eine der beiden gegen ihren Willen mitgenommen“

Eine, die lange vorbereitet war, mental und auch ganz praktisch. „Wir beobachten die politische Situation in diesem Land nun schon lange sehr intensiv“, heißt es in dem Abschiedsbrief, „und sind uns mittlerweile sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird bis es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt, wie auch zu Nahrungsmittelknappheit, Blackouts, einem kompletten Wirtschaftskollaps, weiteren Pandemien und sonstigen bisher unvorstellbaren Katastrophen-Szenarien“. Da sei es doch die Pflicht, die Kinder vor alledem zu schützen, darum der Abschied.

Beide Mädchen hätten von der Entscheidung gewusst und hätten sich für den Verbleib in Deutschland entscheiden können: „Wir hätten niemals eine der beiden gegen ihren Willen mitgenommen.“ Natürlich werde man sich melden, „so bald wie nur irgendwie möglich“ und zurückkommen, irgendwann, wenn die Lage sich „etwas entspannt“ habe: „Bis dahin alles Gute für euch.“

Unvorstellbar, dass Clara ihre Mama nicht vermisst, Opa und Oma, ihre Freunde

Bis dahin alles Gute. Für Anne Reiniger-Egler klingt das wie blanker Hohn. Sie ist überzeugt, dass die Kinder massiv manipuliert, vielleicht mit einem großen Abenteuer gelockt und mit dem Hinweis getröstet wurden, die eine Mama aus Essen und der andere Papa aus München, sie kämen später nach.

Unvorstellbar für sie, dass Clara ihre Mama nicht vermisst, Opa und Oma, ihre Akrobatik-Truppe beim TV Bredeney und all die Schulfreundinnen und -freunde aus der Bardelebenschule, die in einer „wichtigen Information zur Klassensituation“ schon Anfang Dezember behutsam informiert wurden: Dass nämlich „ihre Mitschülerin und Freundin Clara (…) aus dem letzten Umgangswochenende mit ihrem Vater nicht zurückgekehrt ist“.

Das bislang einzige Lebenszeichen: Ein Brief, in dem Ex-Mann Andreas die Beweggründe für die Flucht erläutert: „Wir haben die Reißleine gezogen.“
Das bislang einzige Lebenszeichen: Ein Brief, in dem Ex-Mann Andreas die Beweggründe für die Flucht erläutert: „Wir haben die Reißleine gezogen.“ © wk

Damals hieß es noch: Jetzt bitte nicht dort anrufen, bitte die Familie in Ruhe lassen, die Lage ist schon schlimm genug. Heute kann Claras Mama die Geschichte erzählen wie die gruselige Story eines bösen Traums, aus dem sie aufgewacht ist: nüchtern bis es weh tut, ohne emotionale Ausbrüche. Sie sei, sagt sie fast entschuldigend, „im übertragenen Sinne austherapiert“, Sorge und Verzweiflung und Wut haben sich in Energie verwandelt.

Die Zusammenarbeit mit den paraguayischen Behörden gilt als „nicht ganz einfach“

Diese Energie muss sich irgendwie entladen, und nach ein paar weiteren Tagen erfährt sie endlich auch wo: Ihr Ex-Mann und seine neue Lebensgefährtin sind mit den beiden Mädchen nach Paraguay geflohen, diese Information der Ermittlungsbehörden ist mittlerweile bestätigt, die Botschaft ist eingeweiht, es gibt einen Verbindungsmann des Bundeskriminalamtes und Kontakte zu einer Kinderrechts-Organisation namens CDIA.

Dennoch passiert zunächst nichts, die Super-Zeitlupe springt wieder an. Dem Vernehmen nach liegt das daran, dass der Internationale Haftbefehl in Paraguay einfach nicht ankommt. Wo da was im Detail hakt, lässt sich kaum ermitteln: Die Essener Staatsanwaltschaft mag offiziell nicht einmal die Existenz eines Haftbefehls bestätigen, das sei „nicht zielführend“, heißt es. Oberstaatsanwältin Anette Milk räumt aber ein, dass die Zusammenarbeit mit den paraguayischen Behörden „nicht ganz einfach“ sei. Andererseits: „Wir können uns über mangelnde Kooperation nicht beklagen.“

Vier Menschen in diesem Land auszumachen, ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Wie viel davon dem Rückenwind auch aus der hiesigen Politik zu verdanken ist, lässt sich kaum klären: Anne Reiniger-Egler ist die Tochter des ehemaligen Essener CDU-Oberbürgermeisters Wolfgang Reiniger und verfügt schon von daher über viele Kontakte in die Politik. Einige helfen mit bei der Gründung eines gemeinnützigen Vereins, der Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer trifft sich zu einem Gespräch in der Berliner Botschaft von Paraguay, andere legen bei den Sicherheitsbehörden ein gutes Wort ein.

Fahndungsplakat für Clara Reiniger und Co. in Paraguay.
Fahndungsplakat für Clara Reiniger und Co. in Paraguay. © NRZ | Paraguayische Behörden

Dabei ist ja die mögliche Strafverfolgung nur die eine Sache, die Frage, wie man ein Kind zurückbekommt, eine völlig andere. Hilfe bietet hier das HKÜ, so heißt abgekürzt das Haager Kindesentführungsübereinkommen, dem Paraguay als einer von über 100 Vertragsstaaten bereits im Dezember 2001 beitrat. Das Verfahren ist angeleiert, aber klar ist eben auch: ohne die Kinder keine Rückführung. Und in einem Land von 407.000 Quadratkilometern Fläche wie Paraguay, mehr als die Bundesrepublik Deutschland zu bieten hat, vier Menschen auszumachen, das gleicht ohne Kenntnis der örtlichen Gepflogenheiten und Netzwerke der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Vor Ort verpassen die Behörden die Gesuchten nur um Minuten. Gab es einen Tipp?

Dies zumal die Zahl der Impfgegner und Corona-Kritiker in dem Land inzwischen in die Tausende geht – und deutschsprachige Einwanderer schon zuvor keine kleine Minderheit waren. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes leben derzeit rund 26.000 Deutsche unter den gut sieben Millionen Menschen im Land.

Dennoch kommen die Behörden vor Ort den Gesuchten auf die Spur: Das Paar soll ein Stück Land in der fruchtbaren Gegend von La Colmena gekauft haben, gut 16 Hektar groß, ein Haus ist gerade im Bau. Seit Mitte Dezember zeltete das Quartett, das Beobachtern wie eine Familie vorgekommen sein muss, offenbar unter einem großen Strohdach nebenan. Doch als die Behörden im Rahmen der Aufenthalts-Ermittlung eines Januar-Tages zum Ortstermin vorfahren, treffen sie nur Bauarbeiter an. Die Gesuchten haben offenbar nur wenige Minuten zuvor fluchtartig mit zwei Autos ihr Grundstück verlassen.

„Die müssen einen Tipp bekommen haben“, vermutet Anne Reiniger-Egler, wer auch immer da Bescheid wusste. Auf der Korruptions-Rangliste steht Paraguay auf dem 78. von 124 Plätzen.

Sie hat lernen müssen: Kindesentziehung ist in Paraguay keine Straftat

Seit jener missglückten Aktion verliert sich die Spur, obwohl Claras Mutter nichts unversucht lässt. Ende Februar reist sie gemeinsam mit ihrem Mann zum ersten Mal ins Land und bleibt gleich sieben Wochen. Sie recherchiert, knüpft Kontakte, spricht bei den Behörden vor, findet Hilfe bei einer Kinderrechtsorganisation.

Vor allem die Frauen im Land erlebt sie als sehr aufgeschlossen und herzlich, erst recht, wenn sie von ihrer Suche erzählt: „Die fühlen wahnsinnig mit.“ Das kann man von den Behörden nicht zwingend sagen, denn Kindesentziehung, so hat sie lernen müssen, ist in Paraguay keine Straftat, „da zuckt jeder locker mit den Schultern“.

Fahndungsplakat für Clara Reiniger und Co. in Paraguay. 
Fahndungsplakat für Clara Reiniger und Co. in Paraguay.  © Privat | Privat

Doch immerhin gibt es inzwischen den Internationalen Haftbefehl, in ihrem Fall mit Gelb- und Rot-Ecke, so heißen zwei der sieben farbigen „Notice“-Kategorien: Gelb steht für die Hilfe bei der Ortung vermisster Personen, Rot für das Ersuchen um (vorläufige) Festnahme mit dem Ziel der Auslieferung.

Das ungute Gefühl: „Wenn ich dort nicht vor Ort bin, passiert gar nichts“

Um Ruhe ins Verfahren zu bringen, reist Anne Reiniger-Egler zwischendurch wieder zurück nach Deutschland, doch lange hält sie es zuhause nicht aus. Das eigene Leben liegt eh auf Eis, und schon bald schwant ihr das ungute Gefühl: „Wenn ich dort nicht vor Ort bin, passiert gar nichts.“ Sie ist, wenn man so will, das personifizierte schlechte Gewissen.

Also fliegt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann am 13. Mai wieder nach Paraguay, im Hinterkopf die Erkenntnis, „dass mir die Zeit wegrennt“ und sie wohl oder übel ihre bisherige mediale Zurückhaltung aufgeben muss, will sie die Chance wahren, Clara wiederzufinden. Denn auch Besuche in der deutschen Community bringen sie nicht weiter.

Nicht dass es an Angeboten jener fehlte, die von sich in atemberaubenden Selbstbewusstsein (und gegen reichlich Bares versteht sich) behaupten, die Kinder ausfindig zu machen und auf eigen Faust zurückzubringen. Für die 45-Jährige, Projektleiterin von Beruf, aber total abwegig.

Öffentliche Aufrufe haben sie immer gescheut, aber sie ziehen es durch, „notgedrungen“

Stattdessen soll eine Öffentlichkeits-Fahndung starten, „notgedrungen“. Es sei „die Ultima Ratio“: „Wir haben diesen Schritt immer gescheut“, denn es gehe um intimste Gefühle und einen Fall, „der sehr sehr sehr viel Leid erzeugt“ habe. Kommenden Montag (30. Mai) ist die Pressekonferenz in der Hauptstadt Asunción geplant, es wird einen Steckbrief geben, Beistand von Helfern vor Ort, vielleicht der Behörden, ganz sicher der Kinderrechtsorganisation. Sie wollen die paraguayische Bevölkerung bei der Suche nach den Kindern um Unterstützung bitten.

Sie hat neuen Mut geschöpft, weil sie von einem Vater weiß, der in gleicher Lage das Glück hatte, seine beiden Töchter wiederzufinden. Und weil bei einem Besuch in der Gegend, in der ihre Tochter über Wochen untergebracht war, ein Nachbar Clara auf einem Foto „eindeutig identifizieren“ konnte. Das Mädchen sei „immer so nett“ gewesen, kramte der aus seiner Erinnerung – und ja, es sei ihr „gut“ gegangen.

Was hat Mama eigentlich gemacht, um mich wiederzufinden?

Wie lange sie in Paraguay bleiben wird? „Eigentlich würde ich gerne sagen: bis Ultimo. Bis ich meine Tochter wiederhabe.“ Aber Anne Reiniger-Egler weiß, dass sie nichts erzwingen kann. Dass sie auf eine höhere Macht oder einen guten Tipp oder auch nur einen blöden Zufall angewiesen ist. „Die Angst, dass ich meine Tochter erst auf lange Sicht oder vielleicht nie wiedersehe, ist enorm“, sagt sie.

Aber selbst wenn noch Jahre ins Land gehen, selbst wenn dieser Alptraum fortdauern sollte, vertraut sie darauf, dass Clara eines Tages nach ihr sucht. Und sich die Frage stellt: Was hat Mama eigentlich gemacht, um mich wiederzufinden? In diesen Tagen gibt sie darauf die Antwort.

„Ich bin wie mein Vater Marathon gelaufen“, sagt sie. „Ich habe einen langen Atem.“