Essen-Kettwig. Die alte Tennisanlage in Kettwig-Ickten soll bebaut werden. So sehen die Pläne aus, die demnächst in der Bezirksvertretung vorgestellt werden.

„Wald statt Beton“ – so lautete 2021 das Motto der Interessengemeinschaft (IG) Ickten bei einer Sternwanderung auf dem Kettwiger Panoramasteig – die Bürgerschaft kämpft schon seit mehreren Jahren intensiv für den Erhalt des Icktener Bachtals. Doch die Verwaltung will nun endlich Fakten schaffen: Am 30. August steht auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung IX der Bebauungsplan „Icktener Straße (ehem. Tennisanlage)“. Das Gremium hat allerdings nur das Recht der Anhörung, die Beratung erfolgt im Fachausschuss am 1. September.

Stadt Essen änderte den Flächennutzungsplan

Die derzeitige Brachfläche an der Icktener Straße ist als potenzielle Wohnbaufläche in dem Konzept „Bedarfsgerechte Flächenentwicklung“ enthalten. „Sie soll einer städtebaulichen Entwicklung im Sinne einer, dem städtebaulichen Umfeld entsprechenden, attraktiven Wohnbebauung zugeführt werden“, heißt es von der Verwaltung.

Das Gelände der ehemaligen Tennisanlage grenzt direkt an den Bachlauf, der von Wald umgeben ist. Auch über 2000 m² Waldfläche wird wegfallen, wenn das Bauvorhaben verwirklicht werden sollte.
Das Gelände der ehemaligen Tennisanlage grenzt direkt an den Bachlauf, der von Wald umgeben ist. Auch über 2000 m² Waldfläche wird wegfallen, wenn das Bauvorhaben verwirklicht werden sollte. © FFS | Katrin Böcker / FUNKE Foto Services

Zur Erinnerung: Um das Gelände der ehemaligen Tennisanlage bebauen zu können, war die Änderung des Flächennutzungsplanes notwendig. Trotz einhelliger Ablehnung seitens der Bezirksvertreter des Essener Südens wurde diese Ende 2019 im Fachausschuss wie auch im Rat mehrheitlich beschlossen. „An dieser Stelle soll der bedarfsgerechten Versorgung mit Wohnbauflächen der Vorrang vor dem bestehenden Landschaftsschutz eingeräumt werden, um eine Inanspruchnahme von Freiraum an anderer, funktionsfähiger Stelle zu vermeiden“, so die Verwaltung.

Drei mehrgeschossige Gebäude sind am Hang geplant

Straßenbegleitend zur Icktener Straße sind drei mehrgeschossige Gebäude vorgesehen, die nach Süden ausgerichtet, gegebenenfalls terrassiert in den Hang hinein geplant sind. Von der Icktener Straße aus soll, unter Berücksichtigung der Topographie, ein maximal zweigeschossiges Erscheinungsbild zuzüglich eines weiteren, insbesondere an der Icktener Straße zurückspringenden Geschosses entstehen. „Nach Süden können die Gebäude, der abfallenden Topographie folgend, ein fünf- bis sechsgeschossiges Erscheinungsbild erreichen“, wie es in der Vorlage heißt.

Geschaffen werden sollen 25 bis 30 Wohneinheiten für unterschiedliche Nutzergruppen in Form von Eigentumsmaßnahmen und frei finanziertem Mietwohnungsbau. Es soll einen Anteil von circa 30 Prozent der Wohnflächen im geförderten Wohnungsbau geben.

Sitzung im Kettwiger Rathaus

Die Sitzung der Bezirksvertretung IX findet am Dienstag, 30. August, statt. Das Gremium tagt ab 16 Uhr im großen Saal des Rathauses Kettwig, Bürgermeister-Fiedler-Platz 1.

Am Tag zuvor, 29. August, findet eine Bürgersprechstunde statt: von 16 bis 17 Uhr ebenfalls im Kettwiger Ratssaal. Die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt und ihre Stellvertreter Ludger Hicking-Göbels, Herbert Schermuly, Benjamin Brenk und Gerd Kolbecher stehen für Gespräche zur Verfügung.

Die in mehr als zehn Jahren auf der Brache entstandene Bewaldung muss weichen. Die Beseitigung eines solchen Biotops sei kein Eingriff, da die Fläche in der Vergangenheit rechtmäßig baulich genutzt wurde, so die Verwaltung. Betroffen sei jedoch zusätzlich eine 2412 m² Waldfläche, die aber im Verhältnis 1:2 an anderer Stelle im Stadtgebiet ausgeglichen werde.

Wurzeln halten das Wasser – Bachaue erhalten gegen Klimawandel

Für die IG Ickten ist das Vorhaben nach wie vor unverständlich, vor allem angesichts der immer spürbarer werdenden Klimaveränderung mit anhaltender Trockenheit: Der ehemalige Tennisplatz habe ein sehr gutes Versickerungspotenzial. „Heute sind die Plätze längst wieder von der Natur zurückerobert, und die zurückgekehrten Wurzeln halten das Wasser im ersten Stock des Grundwasserhorizontes besser und länger.“ Nach wie vor gelte für die Icktener: Das Bachtal (und auch sonst überall in Essen und darüber hinaus) nicht versiegeln, sondern Natur belassen. „Das ist die beste Methode, mehr Wasser in die Böden, für die Wälder und andere Pflanzen zu bringen.“