Essen-Kettwig. Die Coronaverordnung macht es Bürgerinitiativen schwerer, öffentlichkeitswirksam aktiv zu sein. In Ickten wurde eine Solidarwanderung gekippt.

Nach der Kommunalwahl ist vor der Kommunalwahl: Die Interessengemeinschaft (IG) Ickten möchte im Zuge der Konstituierung des Essener Stadtrates und der neuen Fachgremien weiterhin aktiv mit dem Thema Bebauung ehemaliger Tennisplatz Ickten an die Politik herantreten – und für einen Erhalt der Freifläche und der Natur im Icktener Bachtal kämpfen.

Eigentlich sollte dies am vergangenen Dienstag (also einen Tag vor der ersten Ratssitzung) mit der Aktion „Grüne Lungen Essen – Rote Ampel“ geschehen. Beginnend auf dem ehemaligen Tennisplatz Ickten war eine Solidarwanderung zur Villa Ruhnau am Bögelsknappen geplant. Hinter dem historischen Villengebäude befindet sich ein bewaldetes Grundstück, das die Stadt bereits auf dem Immobilienmarkt angeboten hatte und dessen Verkauf immer noch nicht vom Tisch ist.

Solidarwanderung zur Villa Ruhnau musste abgesagt werden

Der Kettwiger Panoramasteig führt am Gelände des alten Tennisplatzes in Kettwig-Ickten vorbei.
Der Kettwiger Panoramasteig führt am Gelände des alten Tennisplatzes in Kettwig-Ickten vorbei. © FFS | Julia Tillmann

Doch aus der großangelegten Aktion der Interessengemeinschaft Ickten und dem Bündnis „Grüne Lungen für Essen“ wurde nichts. Begrüßung, Steigerlied und die Wanderung in Kleingruppen mit roten Kerzen und Fackeln fielen der verschärften Coronaschutzverordnung zum Opfer, die seit Anfang November greift.

„Wir haben noch versucht, bei der Stadt kurzfristig eine Genehmigung zu bekommen, aber das Ganze wurde letztlich trotz Hygiene- und Abstandsmaßnahmen dann doch verboten“, zeigt sich Gunter Zimmermeyer, Sprecher der IG Ickten, enttäuscht. Auch andere Rote-Ampel-Aktionen der „Grünen Lungen“, die in dieser Woche an anderen gefährdeten Brach- und Freiflächen im Essener Stadtgebiet ursprünglich geplant waren, seien daraufhin abgesagt worden, so Zimmermeyer.

Bürgermeisterkandidaten kamen nach Ickten

Zuletzt auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht hatten die Icktener im Sommer. Die Bürgermeisterkandidaten waren eingeladen, sich im Rahmen des Kommunalwahlkampfes zu den Bebauungsplänen der Stadt auf dem ehemaligen Gelände eines Tennisvereins zu positionieren. Es gab damals ein breites Votum der Politik gegen eine Versiegelung der Fläche.

Im Sommer hatte die IG Ickten zuletzt gemeinsam mit der Initiative „Grüne Lungen Essen
Im Sommer hatte die IG Ickten zuletzt gemeinsam mit der Initiative „Grüne Lungen Essen" auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht. © FFS | Julia Tillmann

„Doch jetzt im neu gewählten Stadtrat sitzen zum Teil ganz andere Leute“, sagt Gunter Zimmermeyer. Es bestehe durchaus die Gefahr, „dass unsere Forderungen einfach in Vergessenheit geraten, wenn der Bebauungsplan demnächst von der Verwaltung in den Gremien eingebracht wird“, befürchten Zimmermeyer und die Aktiven der IG Ickten.

Mit Oberbürgermeister Thomas Kufen (er war bei der Kandidatenrunde im Sommer nicht anwesend) habe er später einen Dialog über das Icktener Bachtal geführt, berichtet Zimmermeyer. „Kufen erklärte, dass der Bebauungsplan Ickten keine Priorität habe. Aber dennoch gibt es ja Kräfte in seiner Partei, die das durchziehen wollen.“

Noch in schmerzlicher Erinnerung: Änderung des Flächennutzungsplanes

Noch schmerzlich in Erinnerung ist den Icktenern die Niederlage bezüglich des Flächennutzungsplanes. Trotz einhelliger Ablehnung seitens der Bezirksvertreter des Essener Südens sei die für eine Bebauung nötige Änderungs des Regionalen Flächennutzungsplanes Ende 2019 im Fachausschuss wie auch im Rat mehrheitlich durchgewunken worden. Aller guten Argumente zum Trotz, die man den Politikern an die Hand gegeben habe.

Das Bündnis Grüne Lungen für Essen

Organisiert sind im Bündnis „Grüne Lungen für Essen“: Bürger-Aktion Bochold, Bonnekamp-Stiftung Katernberg, Bürgerinitiative Meckenstocker Weg Bredeney, Bürgerinitiative Rettet den Klostergarten Bedingrade, Interessengemeinschaft Ickten, Bürgerinitiative Rettet die Katernberger Grünflächen und Bürgerinitiative Rettet Rüttenscheid.

Mit der Forderung „Klimaschutz fängt auf lokaler Ebene an“ haben sich die Initiativen zusammengeschlossen. Gemeinsam fordern sie die Stadt auf, von der Versiegelung weiterer Flächen abzusehen. Sei es am Rande der Stadt wie in Kettwig Ickten, sei es inmitten dichter bebauter Stadtteile wie in Bedingrade oder Bochold.

Zimmermeyer: „Eine solch massive Bebauung, wie sie immer noch im Raum steht für den ehemaligen Tennisplatz, zerstört definitiv die Natur.“ Diese habe sich auf dem Areal an der Icktener Straße mehr und mehr ihren Platz zurückerobert – und erfülle inzwischen eine wichtige Funktion im Bachtal.

Betroffene Bürger will man künftig besser einbinden

Wie nun Politik und Öffentlichkeit weiter für das Thema Freiflächenerhalt sensibilisiert werden könnten, das sei angesichts des geltenden Kontaktverbots doch ziemlich schwierig, findet der Icktener. Gemeinsam mit den anderen Bürgerinitiativen, die in dem Bündnis „Grüne Lungen“ vertreten sind, überlege man, wie man einerseits die betroffenen Bürger besser einbinden, andererseits den Kontakt zu den neuen Rats- und Gremiumsmitgliedern herstellen könne.

Auch interessant

Zimmermeyer: „Eines ist sicher, wir werden uns weiter Gehör verschaffen und für den Erhalt des Icktener Bachtals eintreten.“

Keine Nachricht aus Essen verpassen – mit unserem lokalen Newsletter.