Essen. Buch über „Essener Begegnungen“: Fotograf Wolfgang Kleber und Pfarrer Steffen Hunder betrachten ihre Heimatstadt aus überraschenden Perspektiven.
Der eine findet seine Berufung hinter der Kamera. Der andere verkündet seine Botschaft viele Jahrzehnte lang von der Kanzel aus. Mittlerweile sind beide, der Fotograf Wolfgang Kleber und der frühere Kreuzeskirchen-Pfarrer Steffen Hunder, in dem Alter, das Menschen mit vielen Leidenschaften und ungebrochenem Tatendrang gerne als Unruhestand bezeichnen. Und so waren Hunder und Kleber auch während der Corona-Pandemie nicht unbeschäftigt und haben für ein besonderes Herzensprojekt zusammengefunden. „Essener Begegnungen“ heißt der Band, der in diesen Tagen im Kettwiger Hummelshain-Verlag erscheint.
Das Buch bringt zwei Männer und zwei Werke zusammen, die schon über viele Jahre Form angenommen haben und in dem Bilder-Lese-Band nun ein neues Ganzes ergeben. „Mann des Bildes trifft auf Mann des Wortes“, sagt Steffen Hunder über die wegweisende Begegnung, die die zwei Protagonisten durch ein Foto-Projekt von Wolfgang Kleber zusammengebracht hat. Von einer „glücklichen Zusammenführung ganz unterschiedlicher Zugänge und Sichtweisen auf die Stadt und ihre Menschen“ spricht Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain, der das Vorwort für den Begegnungs-Band geschrieben hat.
Versammelt sind darin rund 70 Bilder und Texte, die sich mit Menschen und Orten in Essen beschäftigen, aber auch mit dem Leben ganz allgemein auseinandersetzen. Die Texte von Steffen Hunder greifen Themen wie Lebensfreude, Kindheit, Migration und Freundschaft auf, sinnieren über Zollverein und das Ruhrgebiet, stimmen auch mal den Ruhrschnellweg-Blues an und finden in den Bildern Klebers eine optische Ergänzung, manchmal sogar eine visuelle Weiterschreibung.
Eine Begegnung mit Menschen und Orten – mit Bildern aus mehr als vier Jahrzehnten
„Es ist kein Essen-Bildband“ betont Verleger Peter Marx. Das Bilder-Lese-Buch zeigt ohnehin mehr Menschen als Stadtansichten. Künstlerinnen und Künstler wie die legendäre Jazz-Professorin Ilse Storb tauchen darin ebenso auf wie Jazzmusiker Wayne Bartlett oder Galerist Klaus Kiefer. Klebers fotografischer Blick, der im Buch mehr als vier Jahrzehnte umfasst, wandert aber auch vom Baldeneysee bis zur Helbing-Brücke, vom Werksschwimmbad auf Zollverein bis zum benachbarten Sanaa-Gebäude, wo das Gebäude gleich noch mal als illustre Kopfbedeckung funktioniert.
Für diese Collage aus besonderen Momenten und ungewöhnlichen Menschen hat Steffen Hunder die passenden Zeilen parat. Der langjährige Kreuzeskirchen-Pastor ist nicht nur als Theologe stadtbekannt. Hunder, der schon vor 20 Jahren sein Debüt als Krimi-Autor feierte, Gründer der Essener Krimi-Couch ist und an zahlreichen Lyrik-Anthologien und Theologischen Meditationsbüchern mitgewirkt hat, macht die Bilderreise so zu einer anregenden Gedankenreise. Sie streift nicht nur die verkehrsumtoste A 40, sondern führt auch zur „Oase der Ruhe“ und an „Magische Orte“. Die Betrachter sollen sich so noch einmal ganz neu auf Essen einlassen, hoffen die Autoren, die ihre „Essener Begegnungen“ im kommenden Jahr auch in Form einer Ausstellung vorstellen wollen.
Essener Begegnungen: Steffen Hunder, Wolfgang Kleber, 152 Seiten, Hardcover. Preis: 16,80 €, ISBN 978-3-943322-378