Essen. In Essen werden die Elternbeiträge für Kitas nicht gesenkt. Auf viele Eltern kommen gar Mehrkosten zu: Einige Kitaträger erhöhen das Essensgeld.
Angesichts wachsender Belastungen für Familien haben erste Kommunen im Land die Kita-Beiträge gesenkt. Duisburg entschied sich schon im Frühjahr zu diesem Schritt. Die Stadt Essen teilt dagegen mit, dass man aktuell nicht plane, die Elternbeiträge zu senken oder mehr Familien ganz davon zu befreien.
„Die Stadt ist sich aber der zunehmenden Belastung von Familien sehr bewusst und verfolgt die Entwicklung aufmerksam und durchaus mit großer Sorge“, teilt Sprecherin Jasmin Trilling mit. Tatsächlich kommen auf viele Eltern sogar Mehrausgaben zu, weil einige Träger das Essensgeld erhöhen.
Fairerweise sei gesagt, dass die Beiträge in Essen immer noch knapp unter den reduzierten in Duisburg liegen. Mit einer wohlhabenden Stadt wie Düsseldorf, wo Eltern bis zum einem Bruttojahreseinkommen von 40.000 Euro nichts für die Betreuung eines Kindes unter drei Jahren (U3) bezahlen, kann Essen indes nicht mithalten. Hier werden Eltern bereits ab einem Jahreseinkommen von 25.000 Euro zur Kasse gebeten: Für ein U3-Kind zahlen sie je nach Verdienst zwischen 71 und 413 Euro monatlich für 45 Wochenstunden. Für Kinder über drei Jahren sind es 44 bis 310 Euro.
Kita-Ausbau läuft weiter – zuletzt fehlten 1400 Plätze
Fast 22.000 Kitaplätze wird es in Essen zum neuen Kita-Jahr geben, das am 1. August startet. Mit mehr als 17.000 Plätzen entfällt der Großteil auf Kinder, die über drei Jahre alt sind (Ü3).
Wie viele Kitaplätze noch fehlen, kann die Stadt im Moment nicht genau beziffern. Sie verweist darauf, dass man den Jugendhilfeausschuss im September über den aktuellen Sachstand zum Kita-Ausbau im Jahr 2022/23 informieren werde Die Vorlage solle Ende August veröffentlicht werden. Im Februar 2022 fehlten noch 1400 Kitaplätze.
Während die Beiträge für die Kita-Kinder stadtweit einheitlich geregelt sind, variiert die Höhe des Essensgeldes je nach Träger. Sie entscheiden auch, ob die Beträge nun angehoben werden. Beim Diakoniewerk, das 25 Kitas in Essen betreibt, hat man sich schweren Herzens dazu entschlossen. „Das Essensgeld war schon 2021 nicht kostendeckend. Dann kamen in diesem Jahr die richtig heftigen Steigerungen, da mussten wir handeln“, erklärt der zuständige Prokurist Ulrich Leggereit.
Essener Träger erhöht Essensgeld von 65 auf 70 Euro im Monat
Die meisten Kitas des Diakoniewerks bekommen das Essen von einem Caterer, hier steigt das Essensgeld zum neuen Kita-Jahr Anfang August von monatlich 65 Euro auf 70 Euro. In den fünf Kitas, in denen frisch gekocht wird, müssen Eltern künftig monatlich 82 statt bisher 80 Euro zahlen. Die Elternbeiräte habe man schon im Mai informiert: „Begeisterungsstürme hat das nicht ausgelöst. Doch bis auf einen stimmten alle zu, die sehen ja, wie die Lebensmittelpreise steigen.“ Dem ablehnenden Elternbeirat gewähre man nun Akteneinsicht: „Wir wollen zeigen, dass wir uns nicht bereichern.“
Leggereit weist auch darauf hin, dass Familien, die von Bildungs- und Teilhabe-Leistungen (BUT) profitieren kein Essensgeld zahlen müssen. Es gebe auch Fördermöglichkeiten für andere Geringverdiener und Eltern mit mehreren Kita-Kindern; ansonsten könne der Träger wenig tun: „Wir sind gesetzlich verpflichtet, für Kinder, die 35 Wochenstunden und mehr betreut werden, eine warme Mahlzeit bereitzustellen.“ Hoffnung mache ihm, dass im Koalitionsvertrag die Absicht stehe, alle Eltern vom Essensgeld zu befreien.
Eltern sollen nicht zusätzlich belastet werden
„Das Land sollte die Essenskosten übernehmen“, findet auch der Chef der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Oliver Kern. Solange das nicht umgesetzt werde, wolle die Essener Awo die Familien nicht zusätzlich belasten: „Die Eltern haben im Moment genug zu packen. Bei uns gibt es im neuen Kita-Jahr keine Erhöhung des Essensgeldes. “ Frühestens 2023/24 könnte sich das ändern, doch auch das möchte Kern vermeiden. „Wir kochen komplett frisch, kaufen saisonal ein, haben langfristige Verträge mit unseren Zulieferern – all das hilft.“ 65 Euro beträgt das monatliche Essensgeld, BUT-Berechtigte zahlen nichts.
Bei der Caritas und SKF Essen GmbH (CSE) ist das Essensgeld mit 55 Euro pro Monat deutlich niedriger. Doch das wird sich nun ändern. „Die Preise für Nahrungsmittel sind in allen Lebensmittelgruppen deutlich angestiegen. Dies hat zur Folge, dass auch die Kosten für die Mahlzeiten in unseren Kindertagesstätten angestiegen sind“, sagt Lukas Bontke, Abteilungsleiter Kindertageseinrichtungen der CSE. „Um diese gestiegenen Kosten auszugleichen, erhöht sich zum 1. August die Pauschale für das Mittagessen in unseren Kitas von 55 auf 60 Euro pro Monat.“ Das gelte sowohl für die Kitas, in denen frisch gekocht wird, wie für die, die das Essen von externen Anbietern beziehen.
Beim Kita-Zweckverband, der in Essen mehr als 60 Kitas betreibt, summiert sich das Essensgeld von 2,90 Euro pro Mahlzeit auf fast 64 Euro im Monat. Zweckverband-Sprecherin Lina Strafer weist aber darauf hin, dass nicht alle Familien das Angebot täglich wahrnähmen: „Eine individuelle Bestellung an verschiedenen Tagen ist möglich.“ Ob das Essensgeld angehoben werde, sei noch offen. Man wolle „zeitnah Gespräche mit dem Essenszulieferer über mögliche Preisveränderungen führen“. In den städtischen Kitas wird das Essensgeld, das je nach Einkommen gut 43 bis 66 Euro beträgt, nicht erhöht – zumindest nicht im Kita-Jahr 2022/23.