Essen. Zwei katholische Kitas in Essen haben ein Familienzentrum gegründet: Es ist Anlaufstelle für die ganze Familie – auch wenn die an Grenzen stößt.

Die Kitas Hoppetosse und St. Engelbert liegen Tür an Tür mitten im Südviertel, die Außengelände grenzen aneinander. Nun haben die beiden katholischen Träger CSE und der Kita-Zweckverband sich diese Nähe zunutze gemacht und die Kitas zu einem gemeinsamen Familienzentrum zusammengeschlossen. Neben Kinderbetreuung bietet der neue Verbund eine Anlaufstelle für Familien aus dem Viertel. Mit Angeboten von Elterncafé bis Erziehungsberatung.

Der Isenbergplatz mit Cafés, Spielgeräten und Tischtennisplatten ist nur einen Steinwurf entfernt, etliche junge Familien haben sich rundherum angesiedelt. Doch die Elternschaft stammt nicht nur aus dem idyllischen Kiez, manche haben sich für eine der beiden Kitas entschieden, weil sie auf dem Weg zur Arbeit oder nah am Arbeitsplatz liegt. Andere wiederum haben vom Jugendamt einen Platz in der Notgruppe von St. Engelbert zugewiesen bekommen.

Auch am Samstag bietet die Kita eine Betreuung an

Die Elternschaft sei daher keineswegs homogen, seit einigen Jahren kämen auch immer mehr Kinder mit Zuwanderungsgeschichte, sagt Ursula Quest, Gebietsleitung beim Kita-Zweckverband. Das Familienzentrum biete ihnen Unterstützungs- und Bildungsangebote ebenso wie Möglichkeiten zum Austausch, etwa im Elterncafé, beim Begegnungsfest oder Vater-und-Kind-Wochenenden.

Solche Angebote würden auch gern von Familien wahrgenommen, bei denen beide Elternteile arbeiten, sagt Martina Möller, die die Kita Hoppetosse leitet. „Die sind durch ihre Berufstätigkeit oft so eingespannt, dass sie Freizeitaktivitäten nur schwer organisieren können.“

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Die Nachbar-Kitas haben sich früh auf berufstätige Eltern eingestellt: St. Engelbert bot zwischenzeitlich sogar Übernachtungen an, hat dieses Angebot mangels Elterninteresse aber eingestellt. Was gut angenommen wird, ist die sogenannte Randzeitenbetreuung: Die Kinder können schon um 6 Uhr morgens gebracht werden oder bis 18, 19 Uhr am Abend bleiben. Auch am Samstag von 9 bis 15 Uhr gibt es eine Betreuung: Das werde zum Beispiel gern von Mitarbeitern des nahen Aalto-Theaters angenommen, die dann Proben haben.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll verbessert werden

Die Kindertagesstätten St. Engelbert (Kita Zweckverband) und Hoppetosse (CSE) sind im Verbund als „Familienzentrum Nordrhein-Westfalen“ zertifiziert worden. Das Familienzentrum stellt Angebote zur Beratung, Unterstützung und Bildung bereit.

Familienzentren sollen die Erziehungskompetenzen der Eltern fördern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Bei der CSE sind insgesamt fünf der 11 Kitas als Familienzentren zertifiziert.

Dass die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten kommen, sei kein Problem, betonen Möller und St. Engelbert-Leiterin Sarah Krieger. Erstens gebe es eine Kernzeit für alle Kinder, zweitens entspanne es den Kita-Alltag sogar, wenn nicht immer alle Kinder da sind. Beide Kitas haben je drei Gruppen, die Hoppetosse wird von 57 Kindern besucht, St. Engelbert von 63. In den Sommerferien schließen die Kitas versetzt; so kann im Notfall ein Kind aus der einen Einrichtung mal in der anderen betreut werden.

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„Doch manche Mütter und Väter haben die Sorge, als Rabeneltern abgestempelt zu werden“, sagt Ursula Quest. Dabei werde das Kind, das um 6 Uhr in die Kita komme, ja auch schon um 14 Uhr abgeholt. Und: Mehr als 50 Stunden in der Woche darf keins der Kinder in der Kita bleiben.

Kita-Träger fordert bessere Finanzierung der Einrichtungen

Egal, ob die Eltern mit Sprachbarrieren, Finanzproblemen oder dem schlechten Gewissen kämpfen: Wenn sie solche Sorgen im Familienzentrum ansprechen, bekommen schnell einen Termin bei der eigenen Erziehungsberatung oder werden an andere Stellen weitervermittelt. „Alle Eltern können mal an ihre Grenzen geraten“, sagt CSE-Prokuristin Tanja Sager. „Schön ist es, wenn sie das beim Bringen des Kindes in einem vertrauten Rahmen erzählen können.“

Auskömmlich können die Träger, die beide unter dem Dach der Caritas Essen arbeiten, übrigens nicht arbeiten. Daher hofft Caritasdirektor Björn Enno Hermans, dass die Rahmenvereinbarung mit der Stadt, die aktuell verhandelt wird, die finanzielle Situation der Kita-Betreiber verbessert: „Schließlich helfen wir beim Ausbau der dringend benötigten Kita-Plätze.“