Borbeck-Mitte. Mieter beklagen unhaltbare Zustände in einem Hochhaus in Essen-Borbeck. Es stinkt so sehr nach Kot, dass sie die Fenster schließen müssen.

Hinter einem Hochhaus an der Preisstraße in Borbeck-Mitte stinkt es nach mehr als einem Monat so sehr nach menschlichen Fäkalien, dass Mieter ihre Fenster geschlossen halten müssen. „Das ist einfach nur noch ekelig“, sagt Anwohnerin Yvonne Coban. Der Eigentümer der achtgeschossigen Immobilie kümmere sich nicht. Die Firma hat mittlerweile Abhilfe versprochen. Hier geht es zu den neuen Einzelheiten.

Preisstraße 26, fünf Gehminuten vom Borbecker Zentrum, eine Hochhaus-Anlage, eröffnet im Juli 1981. Die Kunststoff-Platten der Fassade bröckeln, die Balkone sind verwittert, und der gesamte Eingangsbereich ist von Taubenkot verschmiert. „Taxifahrer und Handwerker weigern sich mittlerweile, das Haus zu betreten, weil es so widerlich ist“, beschwert sich Yvonne Coban, die seit zwölf Jahren in einer Erdgeschoss-Wohnung lebt (60 Quadratmeter für 555 Euro Warmmiete).

Illegaler Autohandel hinterm Haus

Hinterm Haus sind Parkplätze für Pkw, viele illegale Autohändler machen hier Geschäfte, ein halbes Dutzend abgestellter Autos ohne Kennzeichen versperren die Flächen. Ein Schild, das darauf hinweist, dass es sich um Privatgelände handelt, gibt es nicht.

Eine wenig einladende Stahltür im Eingang, vergammelte Fassade und ein insgesamt äußerst ungepflegter Eindruck: So sieht der Eingang des Hochhauses Preisstraße 26 aus.
Eine wenig einladende Stahltür im Eingang, vergammelte Fassade und ein insgesamt äußerst ungepflegter Eindruck: So sieht der Eingang des Hochhauses Preisstraße 26 aus. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Das Schlimmste: Seit 35 Tagen, Yvonne Coban führt mittlerweile Protokoll, riecht es aus den Beeten hinterm Haus so stark nach menschlichen Fäkalien, dass die Fenster geschlossen bleiben müssen, auch bei der Hitze. Gemeinsam mit ihrer Nachbarin Hildegard Sakoschek hat Yvonne Coban eine Mängelliste erstellt: Zwei eng beschriebene Seiten sind zusammengekommen. „Sieben Jahre keine Heizung im Bad“, moniert Yvonne Coban, außerdem mangelhafter Winterdienst, defekte Feuerlöscher im Hausflur, keine vernünftige Heizkostenabrechnung, die sich am realen Verbrauch orientiert. Wasserrohrbrüche, defekte Mülltonnenbehälter, unzureichende Reinigung der Flurfenster.

Reinigungsfirma kapitulierte vor den Fäkalien

„Wegen der Fäkalien kam neulich eine Reinigungsfirma“, berichtet die Mieterin. „Doch die schauten sich das an und sagten, dafür bräuchten sie größere Geräte.“ Fuhren weg und kamen nicht mehr wieder.

Sogar an den Oberbürgermeister hat sich Yvonne Coban schon gewandt; doch der ist gerade im Urlaub, sie wartet noch auf Antwort.

Blöde Frage vielleicht, aber: Warum ziehen Sie nicht einfach weg, Frau Coban? „Ich will hier nicht weg“, beteuert die Frau. „Die Wohnung ist schön, die Lage ganz hervorragend. Ärzte, Supermärkte, der Bahnhof – alles ist zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar.“

Seit Yvonne Coban hier wohnt, hat sieben Mal der Eigentümer der Wohnanlage gewechselt. Derzeit gehört das Objekt der Firma „Peach Property“, einem börsennotierten Immobilien-Investor aus der Schweiz mit einer Niederlassung in Köln. Ein anderes Borbecker Objekt der Firma fiel schon 2021 wegen chronischer Heizungsausfälle unangenehm auf. Auch ein markantes Hochhaus an der Alfredstraße in Rüttenscheid, das „Peach Property“ gehört, geriet zuletzt wegen verwahrloster Zustände in die Schlagzeilen.

Das Unternehmen beschreibt sich auf seiner Internetseite so: „Das Portfolio besteht aus renditestarken Bestandsimmobilien.“ Die „Zufriedenheit der Mieter“ stehe dabei „im Mittelpunkt“. Worüber man an der Preisstraße nur bitter lachen kann: „E-Mails an den Eigentümer werden nicht beantwortet“, berichtet Hildegard Sakoschek. Auch eine aktuelle Anfrage unserer Redaktion an die Kommunikationsabteilung des Unternehmens blieb bis zum Dienstagnachmittag unbeantwortet.