Essen-Schönebeck. Viele Essener Straßen sind so schmal, dass das Parken verboten ist. Die Stadt hatte Knöllchen verteilt. In einem Fall gibt es jetzt eine Lösung.
- Das Ordnungsamt hatte Knöllchen in Essener Wohnstraßen verteilt.
- Die Regel: Die Straße muss mindestens 3,05 Meter breit sein, auch wenn Autos am Rand parken.
- Nach einer Bürgerversammlung in Essen-Schönebeck soll dort jetzt das Gehwegparken erlaubt werden.
Viele Straßen in Essen sind so schmal, dass das Parken verboten ist. Das Ordnungsamt hatte zuletzt unter anderem in Karnap und Schönebeck Knöllchen verteilt, die Betroffenen waren sauer, sprachen von „Abzocke“ und forderten Ausnahmen von der Regel. Anwohner und Anwohnerinnen der Kalkstraße in Schönebeck waren am Montag (4.10.) zu einer Bürgerversammlung eingeladen, bei der genau diese erarbeitet wurde.
Parken auf dem Gehweg in Zukunft erlaubt in Essener Kalkstraße
Drei Meter und fünf Zentimeter - so breit muss die Straße laut Rechtssprechung noch sein, wenn ein Auto am Rand parkt. Die Kalkstraße ist rund 300 Meter lang und mit 4,45 Metern zu schmal, um dort sein Auto abzustellen. Die, die es doch taten, wurden zuletzt vom Ordnungsamt zur Kasse gebeten. Die Schönebecker CDU-Ratsfrau Jessica Fuchs war von einigen Anwohnern angesprochen worden und hatte zu der Bürgerversammlung auch den städtischen Ordnungsdezernenten Christian Kromberg sowie Vertreter der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) und der Feuerwehr eingeladen.
„Es waren sich alle ziemlich einig“, sagt Fuchs im Nachgang und meint damit tatsächlich die Mehrheit der Kalkstraßen-Bewohner, denn in der Kalkstraße stehen 30 Häuser, 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren bei der Bürgerversammlung dabei. Die Lösung: Zukünftig soll es in der Kalkstraße eine Beschilderung sowie Markierungen geben, die das halbseitige Gehwegparken erlauben und damit der jahrelang geübten Praxis eine rechtliche Grundlage verleihen. Die anwesenden Anwohner und Anwohnerinnen hätten diesem Vorschlag einstimmig befürwortet. Auch EBE und Feuerwehr hätten sich einverstanden erklärt. Letztendlich geht es schließlich darum, dass Müllfahrzeuge und Rettungskräfte problemlos durch die Straße fahren können.
Für Parken in Wohnstraßen müsse man individuelle Lösungen finden
„Für die Anwohner war der Zustand untragbar und ich kann den Parkdruck sehr gut nachvollziehen. Mir war es daher wichtig, dass wir schnell Abhilfe schaffen“ so Jessica Fuchs, die erklärt, dass der Gehweg an der Stelle eh selten genutzt werde, da er sehr schmal sei. „Ein Begegnungsverkehr ist dort kaum möglich, auch Kinder, die zur Schule gehen, nutzen in der Regel den Bürgersteig auf der anderen Straßenseite.“ Sie ist froh, eine schnelle und zufriedenstellende Lösung gefunden zu haben und betont, dass man diese jedoch nicht auf alle anderen Straßen übertragen könne. „Man muss immer die konkrete Situation vor Ort betrachten.“
Für einen der Anwohner liegt genau an der Stelle das Problem. Er bezeichnet die neue Situation als „Insellösung“ und fordert, dass das Gesetz beziehungsweise die Rechtssprechung so geändert wird, dass auch die Anwohner anderer Straßen davon profitieren würden: „Wir alle sind die Kalkstraße“, erklärt er und meint damit, dass er das gleiche Problem habe, wenn er Freunde Berlin und München oder anderen Essener Stadtteilen besuche. Beispielsweise jene, die in der Thusneldastraße in Karnap leben.
Parken in Wohnstraßen auch in Karnap und Rüttenscheid problematisch
Nachdem das Ordnungsamt dort vor einigen Wochen mehrmals vorstellig geworden ist, wissen auch die kaum noch, wo sie ihre Autos abstellen sollen - jedenfalls nicht am Straßenrand, denn die Straße ist dann keine 3,05 Meter mehr breit. „Das Problem ergibt sich in vielen Siedlungsgebieten, die Straßen sind einfach zu schmal“, erklärt der Rentner aus Schönebeck.
Dass die Situation sich jedoch von Stadtteil zu Stadtteil unterscheidet, zeigt eine Stellungnahme der Verwaltung zum Gußmannplatz in Rüttenscheid. Auch dort hatte ein Anwohner das Gehwegparken eingefordert. Die Stadt rät davon ab, weil dort zu viele Fußgänger unterwegs seien.