Essen-Bergerhausen. Die Wirtschaftskrise stoppt ein großes Bauprojekt in Essen: Gewobau verschiebt den Neubau von 116 Wohnungen und 11 Häusern.
- Die Gewobau Wohnungsgenossenschaft will ihre Siedlung in Bergerhausen abreißen und neu bauen.
- Jetzt ist das Projekt wegen der wirtschaftlichen Lage erst einmal auf Eis gelegt worden.
- Wann und wie es weitergeht, ist völlig unklar.
Die aktuelle Krise hat Auswirkungen auf den Wohnungsbau in Essen: Ein großes Bauprojekt liegt auf unbestimmte Zeit auf Eis. Die Wohnungsgenossenschaft Gewobau verschiebt ihr Bauprojekt in Essen-Bergerhausen wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Geplant ist dort der Abriss des kompletten Altbestands aus den 1950er Jahren. Wann das Vorhaben jetzt realisiert wird, ist völlig ungewiss. Das sind die genauen Gründe.
Das Bauvorhaben im Umfeld der Ruhrallee ist damit eines der ersten in Essen, das wegen der aktuellen Krise nicht wie geplant realisiert wird. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, können das Vorhaben aber aufgrund der derzeitigen Lage nicht wie geplant durchführen. Deshalb muss das Projekt erst einmal verschoben werden“, sagt Gewobau-Sprecherin Sandra Kesseboom. Wann man das Bauvorhaben in Angriff nehmen könne, sei derzeit nicht seriös zu prognostizieren. Man werde die Lage weiter beobachten und so lange abwarten, bis man wieder sicher planen könne.
Der Abriss und Neubau der Häuser in Essen-Bergerhausen ist vorerst gestoppt
Zu der Entscheidung, die am 5. Juli den Mieterinnen und Mieter der Siedlung am Maßmannweg und Guts-Muths-Weg mitgeteilt worden sei, hätten verschiedene Faktoren geführt: Die Lieferengpässe bei Baumaterialien, die massiven Erhöhungen bei den Bau- und Energiekosten, der Mangel an Handwerkern, das Warten auf die Baugenehmigungen und die Inflation im Allgemeinen würden das Projekt massiv beeinträchtigen und verteuern. Deshalb sei es vor dem Hintergrund, dass man Verantwortung für die Mieter trage, so nicht zu realisieren, so die Sprecherin.
An den Straßen Maßmannweg und Guts-Muths-Weg war in drei Bauabschnitten der Abriss aller bestehenden Gebäude und der Neubau von 116 Mietwohnungen und elf Häusern zur Miete geplant, vorgesehen war außerdem der Bau einer Kindertagesstätte. Der Abriss der ersten neun Häuser am Maßmannweg war bereits im Frühjahr 2021 erfolgt, mit dem Bau der Kita hätte die Neubauphase beginnen sollen. „Wir hatten auf die baldige Baugenehmigung gehofft und uns den Baustart für die Kita noch in diesem Jahr gewünscht“, so die Sprecherin. Die Bauvoranfragen seien positiv beschieden worden, die Baugenehmigungen lägen allerdings noch nicht vor.
Gewobau hat rund 5500 Wohnungen im Bestand
Mit rund 5500 Wohnungen ist die Gewobau Wohnungsgenossenschaft Essen eG nach eigenen Angaben die größte Wohnungsgenossenschaft und das fünftgrößte Wohnungsunternehmen Essens.
Die Genossenschaft wurde 1906 gegründet. Mieter der Gewobau sind zugleich auch Mitglieder. Sie genießen lebenslanges Wohnrecht.
Gewobau werde sich weiter um die Baugenehmigungen bemühen und auch die Bauanträge für den zweiten und dritten Bauabschnitt vorbereiten. Allerdings werde man angesichts der neuen Entwicklung den Leerzug und Abriss der weiteren Häuser zurückstellen. „Das heißt, die Mieterinnen und Mieter können erst einmal dort wohnen bleiben und haben keinen Zeitdruck, sich etwas Neues zu suchen“, erklärt Sandra Kesseboom. Die im Vorfeld getroffenen Regelungen wie die Unterstützung bei der Wohnungssuche und bei den Umzugskosten würden weiterhin gelten.
Am Maßmannweg 1-17, wo die Häuser bereits abgerissen sind, hätten alle Mieter eine passende neue Wohnung gefunden. „Wir sind eine Genossenschaft und unser Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum anzubieten und nicht die deutlichen Mehrkosten an die Mieter weiterzugeben“, so Sandra Kesseboom weiter. Die Mieterinnen und Mieter hätten auf die Nachricht sehr verständnisvoll reagiert, wobei einige durchaus planten, später in die Neubauten zurückzuziehen.
Gegen den Abriss der Häuser hatte es keinen nennenswerten Protest gegeben
Schon bei der Bekanntgabe der Pläne für Abriss und Neubau der Siedlung im Herbst 2017 hatte es im Gegensatz zu anderen Bauvorhaben ähnlicher Art keinen nennenswerten Widerstand der betroffenen Mieter gegeben. Insgesamt seien 250 Mietparteien von den Plänen betroffen, hatte Gewobau damals erklärt. Einige Mieter, die teils schon 60 Jahre in den Häusern wohnen, hatten offenbar bereits mit einer solchen Maßnahme gerechnet, andere waren eher von einer Modernisierung des in die Jahre gekommenen Altbestandes ausgegangen.
Das gesamte Projekt sollte ursprünglich in sieben Jahren realisiert werden, die ersten Wohnhäuser sollten 2024 bezogen werden. Am Maßmannweg 1-17 und am Guts-Muths-Weg 35-57 und 42-52 sollte in drei Bauabschnitten ein neues, modernes Wohnviertel mit insgesamt 117 energieeffizienten, barrierearmen Mietwohnungen entstehen. Die Wohnungen sollten 38 bis 131 Quadratmeter groß sein und mit Balkon oder Terrasse ausgestattet werden.
21 der Wohnungen sollten als Sozialwohnungen von 67 bis 82 Quadratmeter Größe mit Balkon/Terrasse errichtet werden. Die elf Einfamilienhäuser zur Miete mit Terrasse sollten eine Wohnfläche von jeweils 135 Quadratmetern haben.