Essen-Bergerhausen. Nahe der Ruhrallee in Essen-Bergerhausen sollen 117 Mietwohnungen und elf Einfamilienhäuser gebaut werden. Abriss der alten Siedlung beginnt.

Die Wohnungsgenossenschaft Gewobau reißt ihre Häuser aus den 1950er Jahren am Gut-Muths-Weg und Maßmannweg in Essen-Bergerhausen ab. Sie sollen in den nächsten fünf Jahren durch Neubauten ersetzt werden. Geplant sind 117 Mietwohnungen und elf Einfamilienhäuser zur Miete – ein Großprojekt für den Essener Süden.

Ein größeres Bauprojekt im Umfeld hatte es zuletzt 2016 gegeben. Damals erfolgte der Spatenstich für ein Dutzend Eigentumswohnungen der sogenannten „Raphaelsgärten“ im Bereich Ahrfeld-/Peenestraße auf der anderen Seite der Ruhrallee. Dort wurde das Gelände der 2009 aufgegebenen und 2012/13 abgerissenen Kirche St. Raphael bebaut. Dort entstand ebenfalls ein Wohnhaus des Franz-Sales-Hauses für geistig behinderte Jugendliche.

Das Projekt der Wohnungsgenossenschaft Gewobau hat eine deutlich andere Dimension. Zum Abschied von den Altbauten gab es jetzt ein Hofkonzert von Mitgliedern der Essener Philharmoniker. Bedingt durch Corona hörten die Bewohner dem Spiel der vier Musiker an den Fenstern und auf den Balkonen zu. Die mittlerweile leergezogenen Häuser am Maßmannweg, dem ersten Bauabschnitt des über mehrere Jahre angelegten dreistufigen Neubauprojektes, wurden aus diesem Anlass mit Fackeln illuminiert.

Noch im November soll der Abbruch der ersten Häuser erfolgen

Das Konzert war laut Gewobau als Zeichen der Wertschätzung für den alten Wohnungsbestand gedacht. Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Neubauvorhaben, noch im November soll der Abbruch des ersten Hauses erfolgen. „Mit unserer Umzugsbetreuung haben wir nicht nur für alle Bewohner des ersten Bauabschnittes eine alternative Wohnung gefunden, wir wollten den Mietern im Wohnviertel auch die Gelegenheit bieten, mit uns gemeinsam vom alten Wohnungsbestand Abschied zu nehmen, bevor wir dort mit dem Neuen beginnen“, so Stephan Klotz, Vorstandsvorsitzender der Gewobau.

Größere Proteste gegen den Abriss waren ausgeblieben

Vor gut drei Jahren hatten die Mieter der Bergerhauser Siedlung erfahren, dass die Häuser nicht – wie von vielen erwartet – modernisiert, sondern abgerissen würden. Nach dem ersten Schock fand man sich aber offenbar schnell mit dieser Tatsache ab. Größere Proteste blieben aus.

In den 1950er Jahren war die Siedlung unter dem Namen „Schutzmannshausen“ bekannt, weil dort viele Polizisten und Evag-Mitarbeiter lebten.

Bereits eine Woche zuvor habe Gewobau die Mieter der betreffenden Straßen zu einer weiteren Mieterversammlung eingeladen, um sie über den aktuellen Planungsstand des Neubauvorhabens zu informieren. Aufgrund der Corona-Pandemie sei dafür der RWE-Pavillon der Essener Philharmonie angemietet worden. Die Mieter, von denen einige schon seit Jahrzehnten in der Bergerhauser Siedlung wohnen, hätten sich zufrieden gezeigt.

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Im ersten Bauabschnitt am Maßmannweg 1-17 habe die Wohnungsgenossenschaft mit Hilfe von zwei Sozialarbeitern erreicht, dass alle Mieter eine passende Wohnungsalternative gefunden hätten. Ein Großteil der Umzüge sei innerhalb des eigenen Wohnungsbestandes der Gewobau erfolgt. Insgesamt sind 116 Mietparteien von den Plänen der Wohnungsgenossenschaft betroffen.

Geplant sind unterschiedliche Wohnformen und ein naturnahes Pflanzkonzept

Mit dem Neubauvorhaben in Bergerhausen will Gewobau nach eigenen Angaben einen maßgeblichen Beitrag zur Aufwertung des Stadtteils und des Quartiers leisten. Im Bereich Maßmannweg 1-17 und im Guts-Muths-Weg 35-57 und 42-52 sollen mittelfristig energieeffiziente, barrierearme neue Mietwohnungen und Einfamilienhäuser zur Miete entstehen.

Geplant sind laut Gewobau verschiedene Wohnformen (Appartements, öffentlich geförderte Mietwohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen, Einfamilienhäuser zur Miete) für unterschiedliche Einkommensverhältnisse und mehrere Generationen. Ebenso ist eine Kindertagesstätte, Fahrradmobilität und ein Nachbarschaftstreff mit Fahrradservice, Paketannahme, Mieterinformation und Raum für private Feiern vorgesehen. Bei der Gestaltung der Außenanlagen soll ein besonderes Augenmerk auf einem naturnahen Pflanzkonzept mit vielen Bäumen und bienenfreundlichen Pflanzen liegen. Damit wolle die Wohnungsgenossenschaft einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

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