Essen. Zwei Konzertevents an einem Wochenende: „Broilers“ spielen an der Essener Hafenstraße vor ausverkauftem Haus. Für „Fanta 4“ gibt’s noch Tickets.
Von Ron Hübner, Gitarrist der Band „Broilers“, erzählt man sich, dass er nicht nur ein glühender „Fortuna“-Fan ist, sondern auch ein ganz passabler Fußballer. Wenn die „Broilers“ am 9. Juli ins Stadion Essen kommen, dann geht es aber nicht auf den Platz, sondern auf die große WAZ-Tribüne, die sich nach langer Pause endlich einmal wieder in eine große Konzertbühne verwandelt.
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Nicht nur die Düsseldorfer Punkband hat auf das bislang größte Stadionkonzert ihrer bald schon 30-jährigen Bandgeschichte lange gewartet. Auch die Fantastischen Vier wollten eigentlich schon 2020 an der Hafenstraße vorbeikommen. Doch dann kam Corona. Und nun spielen beide Bands an einem Wochenende. Ein Paukenschlag fürs Essener Konzertleben. Dass an den zwei Tagen im und rund ums Stadion alles reibungslos über die Bühne geht, dafür will die Stadionbetriebsgesellschaft unter dem Dach der Grundstücksverwaltung Stadt Essen (GVE) sorgen.
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Dort sieht man sich gut gerüstet, denn mit Doppelabenden hat man bei der GVE mittlerweile schon Übung. 2018 haben sich „Toten Hosen“ hier in zwei Konzerten vor rund 55.000 Zuschauern verausgabt. Ordentlich Gas geben dürften am Samstag auch die „Broilers“, obwohl die Band ihre 2021 geplante, coronakonforme Minitournee wegen einer Herzmuskelentzündung von Frontman Sammy Amara kurzfristig absagen mussten. Doch schon beim Weihnachtskonzert der Broilers in der Lichtburg konnten sich die Fans Ende vergangenen Jahres wieder vom fitten zustand des Sängers überzeugen. Am Samstag füllen sie nun ein ganzes Stadion, das Konzert ist ausverkauft.
Die Fantastischen Vier reisen dann in der Nacht zum Sonntag aus Berlin nach Essen. Wie zu lesen war, haben Smudo, Michi Beck, Thomas D. und And.Ypsilon zuletzt nicht mal einen gemeinsamen Tourbus benutzt, um die Gefahr einer Corona-Ansteckung zu minimieren und den Auftritt nicht zu gefährden. Die Fans werden es ihnen danken, schließlich sollte die Party zum 30-jährigen Bandbestehen schon 2020 gefeiert werden. Nun ist es eben die „Für immer 30 Jahre live“-Tour, für die bislang mehr als 15.000 Fans ihre Tickets zum Teil schon seit Monaten in der Schublade liegen haben. Aber noch wäre Platz für ein paar tausend Fanta-Fans. Nicht nur im Stadion-Innenraum, wo bei Vollauslastung allein schon 15.000 Zuschauer dabei sein können.
Die große Rasenplatz-Kapazität hat vor allem mit den bislang unbebauten Ecken des Stadions zu tun, erklärt Thorsten Steinmann, bei der GVE Leiter der Abteilung Facility Management. Die freien Flächen bieten breite Zu- und Abgänge fürs Konzertpublikum und entsprechende Fluchtwege, bei Großveranstaltungen wie am Wochenende werden zur Sicherheit noch zusätzliche Metalltreppen installiert. Sollte das Stadion ausgebaut und die Ecken irgendwann geschlossen werden, wie es nach dem Aufstieg von Rot-Weiss in die 3. Liga diskutiert wird, würde das die Zahl der zugelassenen Innenraum-Besucher minimieren, erklärt Steinmann. Reduzieren würde es allerdings auch den Schall, der nach außen dringt.
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Bislang haben es aber nicht mal die Mannen von „Kiss“ geschafft, die vorgegebenen Werte zu überschreiten, als sie ihrem Publikum auf der Abschieds-Tour 2019 in Essen noch mal ordentlich einheizten. Dass die grell geschminkten Hard-Rock-Veteranen keinen Kuschelrock spielen, aber eigentlich doch recht zahme Gesellen sind, ist auch in die Gefährdungsbeurteilung eingeflossen, die vor jedem Konzert angefertigt werden muss, so Steinmann, um Polizei, Sanitäter und Security entsprechend ins Bild zu setzen.
Von den Kabinen gleich neben dem Stadionsprecher haben die Einsatzkräfte das Geschehen dann jederzeit im Blick. Und können entsprechend schnell reagieren, wenn doch mal ein Sturzregen niedergeht. Wie beim ersten Stadionkonzert 2014 mit Black Sabbath, bei dem sich Heavy-Metal-Urgestein Ozzy Osborne aus Solidarität mit den durchnässten Fans erst mal einen Eimer Eiswasser in bester Ice-Bucket-Challenge-Manier über den Kopf schüttete, als das Konzert nach der Regenpause weitergehen konnte.
An die Sicherheit im Stadion werden schließlich hohe Anforderungen gestellt, entsprechende Konzepte werden schon Monate vorher mit den Veranstaltern abgestimmt, berichtet Andre van Rickelen. Er ist der technische Leiter im Stadion und personifiziert gewissermaßen die breite Aufgabenstellung der GVE, die in Essen Immobilien vom Stadion Essen über das Museum Folkwang bis zu den städtischen Bühnen betreut. Van Rickelen war in der Essener Philharmonie „Bühnenmeister der ersten Stunde“, seit ein paar Jahren ist er nun für die Abläufe im Stadion zuständig.
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Auf ihn und seine Kollegen warten am Wochenende arbeitsreiche Stunden. Glücklicherweise hätten sich beide Bands darauf geeinigt, einen Teil der Bühnentechnik gemeinsam zu nutzen, sagt Steinmann. „Licht- und Tonequipment müssen dann über Nacht ausgetauscht werden“, erklärt Andre van Rickelen. Und auch der Reinigungstrupp wird alle Hände voll zu tun haben, um die Spuren einer zünftigen Punkrock-Party zu beseitigen, bevor tags drauf „Fanta 4“ ihre familienfreundliche Hip-Hop-Sause feiern.
Mehr Infos zu den Konzerten
Das „Broilers“-Konzert am 9. Juli ist bereits ausverkauft. Als Support spielen „Social Distortion“ und „Fever 333“. Einlass ab 15.30 Uhr, Beginn 17.30 Uhr.
Die Fantastischen Vier bringen am 10. Juli als Special Guests Gentleman, Flo Mega und DJ Thomilla mit. Einlass 17 Uhr, Beginn 19 Uhr. Es gibt noch Karten. diefantastischevier.online-ticket.de
Die Veranstalter raten allen Konzertbesuchern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Zusätzlich zu den regulären Fahrten des ÖPNV werden an beiden Nachmittag ab Essen Hauptbahnhof auch Shuttle-Busse eingesetzt. Im Regionalverkehr werden am Abend Sonderzüge eingesetzt. Mehr Infos: stadion-essen.de
Für Steinmann sind solche Doppelevents an einem Wochenende keine schlechte Variante. Perfekt wäre das Timing, so der GVE-Prokurist, gleich nach dem letzten Heimspiel der Rot-Weissen. Dann nämlich hätte der Rasen über vier bis sechs Wochen ausreichend Zeit zu generieren. Weil das nächste Heimspiel aber schon am 23. Juli ist, muss diesmal ein Ersatzrasen beschafft werden. Tourpläne großer Bands und Fußball-Spielpläne lassen sich eben nicht unbedingt aufeinander abstimmen. Und so wird das Stadion Essen wohl auch in Zukunft eine Konzertarena für die Fußball-Sommerpause bleiben. Alles andere, sagt Steinmann, lasse sich wirtschaftlich kaum rechnen.