Essen-Rüttenscheid. Die Rüttenscheider Galerie „dieser Art“ schließt nach zwölf Jahren ihre Türen. Warum die Künstler die Corona-Zeit nicht überstanden haben.

Zwölf Jahre lang verband das Projekt „dieser Art“ im Girardethaus Kunstatelier mit Kunstgalerie. Die Mission der Beteiligten: Beweisen, dass die Rüttenscheider Straße nicht nur eine Gastro-, sondern auch eine Kunstmeile sei. Künstlerinnen und Künstler hatten die Möglichkeit, bei „dieser Art“ zu arbeiten, ihre Werke auszustellen und zu vermarkten. Nun ist Schluss. Wegen der Folgen der Corona-Pandemie schließen die Verantwortlichen ihre Türen zum 25 Juli.

Die Galerie betrieben Eugen Bednarek (als künstlerischer Leiter), Beata Binczyk, Volker Ennenbach, Klaudia Pirc, Wanda Korfanty-Bednarek, Marita Linke und Andrea-Ursula Müller gemeinsam. Corona riss ein großes Loch in ihre Kasse. Zwar stellten die Künstler ihre Bilder während der Pandemie zum Beispiel in leerstehenden Ladenlokalen aus, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber: „Normalerweise veranstalten wir hier Lesungen, Vernissagen oder Weinverkostungen“, sagt Korfanty-Bednarek. „Durch Corona fiel das alles weg.“

Künstler betrachtet Galerie in Rüttenscheid als „Erfolgsgeschichte“

Dazu kommt: „Als die Gastronomie nebenan wieder geöffnet hatte, wurden hier Metallabsperrungen aufgebaut, damit sich keiner an der 2G-Kontrolle vorbeischleichen konnte“, erinnert sich Marita Linke. Das habe dafür gesorgt, dass die Galerie für ihre Kundinnen und Kunden schlechter erreichbar gewesen sei. Weil viele immer noch Angst gehabt hätten, sich anzustecken, hätten sie die sich bildenden Menschenansammlungen außerdem lieber gemieden. Und so brachen die Einnahmen weg. „Viele wollen das nicht hören, aber auch in der Kunst muss man eben Geld verdienen“, sagt Eugen Bednarek.

Wanda Korfanty-Bednarek und Eugen Bednarek konzentrieren sich nach der Schließung der Galerie „dieser Art“ auf ihre Projekte auf der Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf.
Wanda Korfanty-Bednarek und Eugen Bednarek konzentrieren sich nach der Schließung der Galerie „dieser Art“ auf ihre Projekte auf der Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Trotz der Schließung bezeichnet der Künstler das Projekt als „Erfolgsgeschichte“. Denn man habe anderen Kunstschaffenden gezeigt, dass es funktionieren könne, leerstehende Räume zu mieten und etwas zu ins Leben zu rufen. Immerhin hätten sie sich zwölf Jahre halten können. „Wir hatten Hunderte Besucher. Manche davon sind zum ersten Mal mit Kunst in Kontakt gekommen“, erzählt Bednarek. Außerdem hätten sie über die Jahre bei den Veranstaltungen viele schöne Momente mit Musikern, Schauspielern und Literaten erlebt.

Essener Galerie zeigt ganz unterschiedliche Werke

Abschiedsfest am 2. und 3. Juli

Mit einem Fest will sich die Galerie „dieser Art“ (im Girardethaus, Girardetstr. 8) am Samstag, 2. Juli, und Sonntag, 3. Juli, zwischen 15 und 19 Uhr von Kunden, Förderern und Begleitern verabschieden. Für die musikalische Unterhaltung sorgen Clemens Moldenhauer und Frank Naujoks. Es wird Getränke und Fingerfood geben.

Bis zum 24. Juli ist die Galerie noch regulär geöffnet: donnerstags bis samstags von 15 Uhr bis 18 Uhr, sonntags von 15 Uhr bis 18 Uhr (nur Besichtigung), montags bis mittwochs nach Vereinbarung. Kontakt: 0176 84933040

Viele Bilder sind aktuell noch zu haben. Sie bewegen sich in einem Preisrahmen von 20 bis 1000 Euro. „Wir können günstigere Preise anbieten, weil wir die Kunstwerke ja selbst vermarkten und nicht einen Großteil des Geldes an eine Galerie abgeben müssen“, erklärt Andrea-Ursula Müller.

„Für viele junge Künstler waren wir ein Sprungbrett, sie sind durch unsere Veranstaltungen bekannter geworden“, betont Linke. Bednarek ergänzt: „Hier haben alle gemeinsam gelernt, wie man im Atelier aktiv wird, wie man Ausstellungen macht und wie man sich vermarktet.“ Nicht immer sei das einfach gewesen. „Wir Künstler sind Individualisten. Da trafen manchmal ganz unterschiedliche Meinungen aufeinander“, sagt Bednarek. Umso stolzer sei man, dass es bis hierhin gelungen sei, die Galerie als demokratisches Projekt umzusetzen.

Die Mitglieder der Künstlergemeinschaft – genau wie Gastkünstler, die bei „dieser Art“ arbeiteten und ausstellten – kreieren alle ganz unterschiedliche Werke. In der Galerie findet man Malereien, Fotografien, Skulpturen oder Schmuckobjekte. Manche sind sehr realistisch, andere abstrakt. Manche Künstler arbeiten zum Beispiel mit Digitaltechnik, andere mit Stoffen.

Nach der Schließung wollen sich die Kunstschaffenden wieder stärker ihren eigenen Projekten widmen. Eugen Bednarek und Wanda Korfanty-Bednarek betreiben unter anderem zwei Malschulen und eine Galerie auf der Zeche Königin Elisabeth in Frillendorf. Marita Linke hat ein Atelier in Bottrop, Andrea-Ursula Müller eines in Gelsenkirchen, in dem sie auch Auftragsarbeiten macht. Eines ist klar: „Mit dem Malen aufhören wollen wir alle nicht“, betont Linke.