Essen-Margarethenhöhe. Heinz Kaschullas Herz schlägt für die Margarethenhöhe in Essen. Über „seinen“ Stadtteil schreibt er im Netz – mit Emotionen und Faktenwissen.

  • Hobbyhistoriker schreibt im Internet über sein Leben und seinen Stadtteil.
  • Heinz Kaschulla hat viele Fakten über die Margarethenhöhe zusammengetragen.
  • Ein Buch will er derzeit nicht schreiben.

Heinz Kaschulla kann man getrost als Original bezeichnen. Wer ihm zuhört, kann seine Begeisterung für alles, was mit seiner Heimat Margarethenhöhe zu tun hat, gut nachempfinden, so lebendig und dabei faktenreich sind seine Erzählungen. Der 76-Jährige veröffentlicht regelmäßig Abhandlungen über sein Leben und „seinen“ Stadtteil im Internet. Warum er derzeit aber kein Buch über die Margarethenhöhe schreiben will.

Die ersten Monate seines Lebens verbrachte der 1946 geborene Heinz Kaschulla im Dorf Werben im Spreewald. 1947 floh die Familie vor den russischen Truppen in Ostdeutschland, das Mobiliar von Vaters Friseurgeschäft wurde nach Essen verfrachtet, von wo Kaschullas Mutter stammt. Dort fand die Familie Unterkunft am Lehnsgrund auf der Margarethenhöhe, der Vater wieder Arbeit als Friseur. „An vieles erinnere ich mich natürlich nicht mehr selbst, sondern aufgrund der Erzählungen meiner Eltern“, sagt er.

Die Kindheitsgeschichten des Esseners sind noch sehr lebendig

Noch sehr lebendig ist offenbar die Erinnerung an seine drei Tage im Kindergarten, denen Kaschulla auf seiner Homepage ein eigenes Kapitel widmet. Sein Vater hatte ihn im Kindergarten angemeldet, der sich damals wie heute am Lehnsgrund befand, wo die Familie wohnte. Drei Tage sei er dort tatsächlich hingegangen.

„Dann bin ich zwar morgens aus dem Haus in Richtung Kindergarten aufgebrochen, habe aber meine Tasche unter einer Hecke abgelegt und mich dann lieber anderweitig beschäftigt“, erinnert sich Kaschulla. Der Spielplatz am Waldeingang, der Bach im Nachtigallental, Dämme bauen, Wasser stauen, Stichlinge fangen – all das habe ihn mehr interessiert als der Kindergarten, kann man in seinen Erinnerungen nachlesen.

Schon 1930 war die Margarethenbrücke zwischen Holsterhausen und der Margarethenhöhe überflutet. Bis heute ist das Bauwerk sanierungsbedürftig – und steht bei Starkregen unter Wasser.
Schon 1930 war die Margarethenbrücke zwischen Holsterhausen und der Margarethenhöhe überflutet. Bis heute ist das Bauwerk sanierungsbedürftig – und steht bei Starkregen unter Wasser. © Archiv Kaschulla | Dichtung in Stein und Grün

Nicht immer wohnte Heinz Kaschulla auf der Margarethenhöhe. Aber so richtig weit entfernte er sich nicht von der Heimat. Haarzopf, Frohnhausen, Holsterhausen – immer blieb er in der Nähe. Mit seiner zweiten Frau, mit der Kaschulla inzwischen 40 Jahre verheiratet ist und vier Töchter hat, zog er dann wieder auf die Margarethenhöhe. Heinz Kaschulla interessiert sich jedoch nicht nur für Geschichte: „Meine Frau habe ich beim Kampfsport kennengelernt.“

Seit vielen Jahren engagiert sich Heinz Kaschulla, der beruflich in der Nachrichtentechnik aktiv war, in der pazifistischen Wandervogelbewegung, spielte in einer Skiffle-Band und manchmal auch Tennis. Auch im Stiftungsverein Grugapark, im Historischen Verein für Stadt und Stift Essen und in der Bürgerschaft Margarethenhöhe ist er Mitglied.

Nicht alle Kapitel der Aufzeichnungen sind öffentlich zugänglich

„Schuld daran, dass ich jetzt im Internet über meine Familiengeschichte in Zusammenhang mit der Margarethenhöhe schreibe, ist meine Tochter. Sie hat mir ein ,Erinnerungsalbum meines Lebens’, ein Buch mit leeren Seiten, geschenkt, die ich selbst füllen sollte.“ Dann habe er gemerkt, dass seine Erinnerungen und alles, was er über „sein Dorf“ an Fakten und Begebenheiten zusammengetragen hatte, deutlich mehr Raum brauchten – und entschied sich für das Internet als Medium. Nicht alle Kapitel sind dort öffentlich. „Alles, was sehr persönlich ist, habe ich mit einem Passwort geschützt. Diese Abschnitte sind nur auf Wunsch Familie und Freunden zugänglich.“

Aufzeichnungen sind im Netz nachzulesen

Richtig intensiv beschäftigt sich Heinz Kaschulla seit 2017 mit der Stadtteilgeschichte, wandelt damit auf den Spuren des Heimatforschers Hugo Rieth, der 2006 verstarb.Wer sich für die Aufzeichnungen von Heinz Kaschulla interessiert, kann sie auf www.kaschulla.de und www.gartenstadt45149.de nachlesen.

„Ein Buch will ich derzeit nicht schreiben, weil ich nur meine Familiengeschichte in Zusammenhang mit der Stadtteilgeschichte, festhalten will“, sagt Kaschulla. Er wolle erst einmal Inhalt produzieren, damit sei er derzeit ausgelastet. „Ich habe gar keine Zeit, mich darum zu kümmern, wie man das alles als Buch aufbereiten könnte.“ Wenn ihm das jemand abnehmen würde, hätte er gegen ein Buchprojekt allerdings nichts einzuwenden.

„Ich bearbeite jedes Thema von Anfang bis Ende, ergänze meine Texte, wenn ich zusätzliche Informationen herausfinde“, sagt der 76-Jährige. Und so wachsen die Abhandlungen ständig, über die Post im Stadtteil, die Straßenbahn, die Schrebergärten, den Hülsmannshof. An letztgenanntem fasziniert ihn die lange, wechselvolle Geschichte vom Bauernhof zur Gaststätte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. „Zwischenzeitlich gab es dort sogar einen Affenkäfig. Die Tiere sollten Besucher anlocken.“

Die Sanierung der Margarethenbrücke wird seit Jahren verschoben

Auch die Margarethenbrücke, die von 1910 bis 1912 als Verbindung zwischen Holsterhausen und der Margarethenhöhe gebaut wurde, ist Kaschulla ein Kapitel wert. Die Brücke, deren notwendige Sanierung seit Jahren immer wieder aufgeschoben wird, wurde offenbar schon in den 1930er Jahren überflutet, wie ein Bild aus Heinz Kaschullas Archiv eindrucksvoll zeigt. „Damals gab es schon dasselbe Problem wie heute.“ Die Entwässerungsanlagen seien ungeeignet für den massiven Baukörper, in der Senke der Brücke sammele sich bei Starkregen bis heute das Wasser und sorge für eine überflutete Straße.