Essen-Stadtwald. Nach der letzten Messe in St. Theresia tauschten die Gläubigen in Stadtwald ihre Erinnerungen aus. Wie die Zukunft des Gotteshauses aussieht.

  • Die Kirche St. Theresia wurde in den 1950er Jahren eingeweiht.
  • In den letzten Jahren war sie Filialkirche der Pfarrei St. Lambertus.
  • Auch in Zukunft wird es einen Raum für Gebete geben.

Es war kein Grund zum Feiern, aber ein Anlass, sich gemeinsam zu erinnern: In St. Theresia, zuletzt Filialkirche der Pfarrei St. Lambertus, trafen sich die Gläubigen an Pfingsten zur letzten Messe. Im Anschluss blieben die Gemeindemitglieder noch zusammen. Dass die Kirche nicht abgerissen, sondern umgebaut und anderweitig genutzt wird, stimmte viele versöhnlich.

„Ich habe niemanden erlebt, der geschimpft hat oder wütend war. Trauer und Wehmut waren allerdings deutlich zu spüren“, berichtet der Gemeinderatsvorsitzende Claus Bonsen. Die Trauer sei verständlich, hätten doch viele Gemeindemitglieder wichtige Ereignisse wie Taufe, Erstkommunion, Hochzeit oder Beerdigung von Familienangehörigen in der Kirche an der Leveringstraße/Goldfinkstraße erlebt.

Die letzte Messe in St. Theresia in Essen-Stadtwald war sehr gut besucht

Claus Bonsens Sorge, die letzte Messe in St. Theresia könnte in einer halb leeren Kirche stattfinden, erwies sich als unbegründet. Weder Ausflüge am langen Pfingstwochenende noch das angekündigte schlechte Wetter hielten die Menschen ab, ein letztes Mal zum Gottesdienst in „ihre“ Kirche zu kommen. „Einige sind aber tatsächlich nicht gekommen, weil es ihnen zu traurig war. Ich hatte zudem befürchtet, dass die Leute angesichts des schlechten Wetters nach der Messe sofort nach Hause wollen. Aber viele sind noch geblieben“, war Claus Bonsen froh über die Resonanz der Gemeinde auf das Angebot, noch bei Würstchen und Getränken, durch die aufgebauten Zelte und Pavillons vor Regen geschützt, zusammenzubleiben.

Die Kirche St. Theresia  wird jetzt umgebaut. Das Gebäude soll künftig als Kindergarten genutzt werden.
Die Kirche St. Theresia wird jetzt umgebaut. Das Gebäude soll künftig als Kindergarten genutzt werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Wir haben uns im Gemeinderat viele Gedanken gemacht, wie wir diesen Tag angemessen begehen. Das Schließen einer Kirche ist ja kein Fest, das gefeiert wird“, erklärte Bonsen. Die Pfarrei St. Lambertus hatte im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses Ende 2017 beschlossen, dass das in den 1950er Jahren eingeweihte Gotteshaus als Filialkirche aufgegeben werden soll. Das Gebäude soll erhalten bleiben und zur Kindertagesstätte umgestaltet werden.

Der Zeitpunkt der letzten Messe war bereits im Januar im Rahmen einer Gemeindeversammlung angekündigt worden. Zum Gemeindegottesdienst am Pfingstsonntag hatte Pfarrer Olaf Deppe die Priester eingeladen, die zuletzt in St. Theresia Dienst getan hatten, sowie mit Pater Stefan Hengst den letzten Priester, der aus der Gemeinde St. Theresia stammt und dort 2012 seine Primiz – den ersten Gottesdienst nach der Priesterweihe – gefeiert hatte.

Gottesdienst wurde von den Gemeindegruppen feierlich gestaltet

Bischof Franz-Josef Overbeck ließ Grüße übermitteln, konnte wegen des Pfingstfestes aber nicht selbst an der letzten Messe in Stadtwald teilnehmen. Diese wurde mit Ehrengarde, Chor, Orchester, Pfadfindern und Kolpingsfamilie feierlich gestaltet. Da die Messdiener der Gemeinde größtenteils am Pfingstlager der Pfadfinder teilnahmen, übernahmen acht erwachsene Gemeindemitglieder den Messdienerdienst.

Die Gruppen der Gemeinde - hier die Ehrengarde - gestalteten die letzte Messe in St. Theresia feierlich.
Die Gruppen der Gemeinde - hier die Ehrengarde - gestalteten die letzte Messe in St. Theresia feierlich. © Pfarrei St. Lambertus | Ines Walter

Eine vom Gemeinderat vorbereitete Fotoausstellung bot einen Streifzug durch das Gemeindeleben der vergangenen Jahrzehnte. Die letzten Gemeindemitglieder verließen die Wiese um 18.30 Uhr. „Wenn auch kein schöner, so doch ein gelungener Tag“, resümiert Claus Bonsen.

„Dass aus der Kirche nun ein Kindergarten wird, gibt vielen Gemeindemitgliedern natürlich ein besseres Gefühl, als wenn sie abgerissen würde und an der Stelle Häuser gebaut würden, die sich die meisten doch nicht leisten können“, so Claus Bonsen. Bei einer Umfrage im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses hätten sich zahlreiche Gläubige dafür ausgesprochen, zusätzliche Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen, berichtet er.

Kirche in Essen-Stadtwald wird in den kommenden Jahren umgebaut

In den kommenden zwei Jahren soll die Kirche zu einer großen Kita umgebaut werden. Dort soll es auch Räume für Jugendgruppen, zum Beispiel die Pfadfinder, und andere Nutzer geben. Das Haus soll zudem weiterhin kirchlich genutzt werden: Es wird eine neue Kapelle in dem Gebäude entstehen, die neben Kita-Gruppen und Schulklassen auch dem ganzen Stadtteil als Ort des Gebetes zur Verfügung stehen soll.