Essen. Sascha (13) aus der Ukraine sitzt im Rollstuhl und wohnt in einem Essener Flüchtlingsheim. Sie und ihre Familie suchen eine barrierearme Wohnung.
Sascha ist in Sicherheit – gut versorgt ist sie nicht: Das 13 Jahre alte Mädchen aus der Ukraine ist mit ihren Eltern und der Oma im früheren Marienhospital in Altenessen untergebracht. Dort sind auch viele andere ukrainische Flüchtlinge untergekommen. Bloß ist Sascha schwerstbehindert und auf einen Rollstuhl angewiesen. Darum suchen Essener Ehrenamtliche dringend eine barrierearme Wohnung für die Familie. Bisher leider ohne Erfolg.
„Wir sind schon beinahe verzweifelt“, sagt Maria Lüttringhaus. Sie ist Inklusionsbeauftragte in der Bezirksvertretung III und kann sich gut in die Familie einfühlen: Ihre Tochter Emma erkrankte in der Kindheit an Parkinson, saß selbst im Rollstuhl. Um zu vermeiden, dass Emma als junge Frau in ein Heim ziehen muss, gründete ihre Mutter ein Wohnprojekt in Frohnhausen: Im LüttringHaus leben junge Menschen mit Handicap betreut, aber weitgehend selbstständig in einer WG. Lüttringhaus setzte das Wohnprojekt auch fort, als ihre Tochter Emma im Jahr 2020 starb. Und die engagierte Netzwerkerin hat aktuell gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen schon neun Familien aus der Ukraine in Wohnungen vermittelt.
In der Essener Gemeinschaftsunterkunft kann Sascha nicht vernünftig versorgt werden
Nur für die vierköpfige Familie Hriannyi ist sie noch nicht fündig geworden. Mit Sascha suchen Vater Vitalii, Mutter Veronika und ihre Großmutter Vira ein Zuhause; auch die kleine, ruhige Therapiehündin Bonia soll mit einziehen. Es handle sich um einen Notfall, sagen die Helfer: Sascha leidet unter Zerebralparese, ein Oberbegriff für Bewegungsstörungen, die durch eine frühkindliche Hirnschädigung entstehen. Auch hat die 13-Jährige Epilepsie und eine nicht funktionierende Bauchspeicheldrüse. Mit der Gemeinschaftsversorgung im Marienhospital könne die Familie das sehr dünne Mädchen nicht vernünftig ernähren, sagt Maria Lüttringhaus: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, da eigene Kochgelegenheiten zu haben.“
Als die Familie am 12. März aus ihrer Heimatstadt Mykolajiw in der südlichen Ukraine nach Essen kam, nahm sie kurzzeitig ein Bekannter auf. Inzwischen wohnen sie jedoch seit einiger Zeit im Marienhospital, dass notdürftig zur Gemeinschaftsunterkunft umfunktioniert wurde, als immer mehr Kriegsflüchtlinge nach Essen kamen. Saschas Helfer haben etliche Wohnungen besichtigt – eine sowohl behindertengerechte als auch bezahlbare Wohnung sei leider nicht dabei gewesen.
Die Traumwohnung sollte im Erdgeschoss liegen – oder einen Aufzug haben
Die „Traumwohnung“ für die Hriannyis sollte barrierearm sein, also per Aufzug erreichbar oder im Parterre gelegen. „Ein paar Stufen bis zum Erdgeschoss sind kein großes Problem“, ergänzt Maria Lüttringhaus. Treppen sind dagegen ein Ausschlusskriterium. Nach Möglichkeit sollte die Wohnung gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein und etwa 60 bis 95 Quadratmeter groß. Da das Amt für Soziales und Wohnen die Kosten trägt, sollte die Bruttokaltmiete bei höchstens 784,70 Euro liegen.
Je eher die Familie umziehen könnte, umso besser. Doch wenn jemand die perfekte Wohnung erst in drei Monaten vermieten könne, sei auch das möglich: Vorübergehend können die Hriannyis jetzt ins LüttringHaus umziehen. Da müssen sie sich zwar auf verschiedene Etagen aufteilen, haben aber zumindest eine Kochgelegenheit. Maria Lüttringhaus mag Sascha nicht im Marienhospital lassen: „Die lachenden Augen haben mich einfach so an Emma erinnert. Diese Lebensfreude bei so einem Schicksal. Ich muss da einfach helfen.“
Wer ein Angebot für Sascha hat, kann sich bei der Inklusionsinitiative Emma+Wir e.V. und der Ukrainian infogroup Essen melden. Ansprechpartnerin ist Nataliia Galagan, die telefonisch unter 0176 415 29 250 zu erreichen ist oder per Mail an: natasha.galagan@gmail.com