Essen. Im Januar wurde bekannt: Die Polizei Essen verlässt nach 107 Jahren ihr historisches Präsidium. Jetzt sagt Polizeipräsident Frank Richter, warum.

Essens Polizeipräsident Frank Richter hat sich jetzt erstmals zum geplanten Umzug des Polizeipräsidiums geäußert. Die Polizei wird, wie im Januar erstmals berichtet, im Februar 2025 ihr historisches Domizil an der Büscherstraße zwischen Rüttenscheid und Holsterhausen verlassen. Voraussichtlich zieht das Präsidium, zuständig für Essen und Mülheim, in den Büropark der früheren Karstadt-Hauptverwaltung nach Bredeney.

Frank Richter betont in einer Stellungnahme, die am Dienstagvormittag veröffentlicht wurde, dass der Behörde der Entschluss, das historische Domizil zu verlassen, „nicht leicht gefallen“ sei. Die Bürger müssten jedoch keinen Verlust von Bürgernähe befürchten. Richter schreibt: „Hierzu sage ich Ihnen ausdrücklich: Wir beschränken keineswegs unsere Bürgernähe. Im Gegenteil!“

Die Auszugspläne der Polizei, die sich im Herbst 2021 erstmals andeuteten, waren bis zum jetzigen Zeitpunkt von höheren Stellen offiziell nie kommentiert worden. Es galt immer nur diese eine Devise, die die Nachricht über die Umzugspläne bestätigte: „Nach intensiver Prüfung ist die aktuelle Planung alternativlos!“

Polizei Essen: Ausschreibung für ein neues Domizil wurde Ende Dezember veröffentlicht

Wobei mit „aktueller Planung“ gemeint ist: Das Polizeipräsidium verlässt Anfang 2025 nach dann 107 Jahren das denkmalgeschützte Gebäude im Justizviertel gegenüber dem Land- und Amtsgericht. Die europaweite Ausschreibung für eine passende Immobilie – veröffentlicht kurz vor dem Jahreswechsel – stellt die Bedingung, dass es ein Bestandsgebäude sein solle (also kein Neubau) und in Autobahnnähe im Essener Süden liegen müsse. In den Büros der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung sind bereits mehrere Einheiten der Polizei untergebracht.

Diese angekündigte Zäsur der Essener Polizeigeschichte löst bislang erstaunlich wenig Protest aus. Allein die FDP, das Bürger-Bündnis sowie ein früherer Polizeipräsident Essens, Michael Dybowski (amtierte 1988 bis 2000) äußerten sich kritisch. Auch im Internet kursieren vereinzelte, kritische Stimmen. Ihre Anzahl ist jedoch überschaubar.

Kritiker befürchten den Verlust von Bürgernähe

Neben dem befürchteten Verlust von Bürgernähe führen Gegner des Auszugs folgendes Argument ins Feld: Das denkmalgeschützte Gebäude, eingeweiht im Jahr 1918, sei regelmäßig mit millionenschwerem Aufwand an die neuesten technischen und räumlichen Notwendigkeiten angepasst worden.

Doch hier sei längst eine Grenze überschritten, hält Polizeipräsident Frank Richter dagegen: Eine zeitgemäße Digital-Technik ins alte Gebäude einzubauen, sei erstens viel zu teuer und zweitens im laufenden Betrieb nicht denkbar. Die Digital-Technik sei aber unverzichtbar, um dauerhaft erfolgreiche Polizeiarbeit betreiben zu können.

Polizei argumentiert: Altes Gebäude kann Bedingungen für zeitgemäße Polizeiarbeit nicht bieten

Das denkmalgeschützte Gebäude sei auch nicht dazu in der Lage, ein „flexibles Raumkonzept“ zu verwirklichen, das man heute brauche: Für die Leitung von Großeinsätzen müsse man zum Beispiel spontan große Räume bilden können. Dies sei an der Büscherstraße allein wegen „statischer Zwänge“ nicht möglich.

Ein Auszug aus dem wilhelminischen Präsidium bedeute am Ende sowohl mehr Sicherheit für die Bürger als auch mehr Bürgernähe: „Schon seit Jahren“, erinnert Frank Richter, „starten keine Streifenwagen mehr von der Büscherstraße aus zu Ihnen.“ Die Polizeiinspektionen und -wachen würden nach dem Umzug des Präsidiums dort bleiben, wo sie jetzt sind. Hinzu komme, dass „das Anzeigenaufkommen im Präsidium sich stetig verringert.“ Damit will Richter verdeutlichen: Das Präsidium an der Büscherstraße ist trotz seiner zentralen Lage nicht der Ort, den Bürgerinnen und Bürger aufsuchen, wenn es um konkreten Polizeikontakt geht.

Wie man das Polizeipräsidium künftig nutzen könnte, ist noch völlig unklar. Es gehört dem Land. Politiker aus den angrenzenden Stadtteilen haben angeregt, es künftig als Grundschule zu nutzen – doch das ist bislang nur eine Idee. Ob sie umgesetzt werden kann, ist völlig unklar.