Essen. In drei Jahren lässt die Behörde die Büscherstraße hinter sich. Der Auszug sei „alternativlos“. Und was wird dann aus dem historischen Gebäude?

Das Essener Präsidium in Rüttenscheid steht in drei Jahren ohne Polizei da. Die bereits vor geraumer Zeit von der Behördenleitung noch vage angekündigten Auszugspläne wegen akuter Raumnot sind nun unumkehrbar und kennen inzwischen auch ein Datum: „Die Polizei Essen hat mitgeteilt, dass sie das Präsidium an der Büscherstraße im Frühjahr 2025 verlassen möchte“, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung beim Eigentümer der Immobilie, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB NRW).

„Die Kündigung ist für den Februar terminiert“, bestätigt Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Um dann nicht ohne bauliche Alternative dazustehen, hat das Innenministerium bereits Nägel mit Köpfen gemacht: Drei Tage vor dem Jahreswechsel wurde in Düsseldorf eine europaweite Ausschreibung für einen neuen Standort auf den Weg gebracht.

Wohin es innerhalb des Essener Stadtgebiets genau gehen wird, ist offen, das Wunschziel aber klar umrissen. Im Rahmen der Ausschreibung sei ein Auswahlgebiet festgelegt worden, sagt Wickhorst: „Daraus ergeben sich mögliche Standorte, die sich in relativer Nähe zur bestehenden Liegenschaft an der Theodor-Althoff-Straße befinden“, wo in der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung seit Sommer 2020 neben der Polizeiinspektion Süd diverse andere Einheiten mit insgesamt rund 800 Mitarbeitern untergebracht sind.

Der Leitgedanke einer „zentralisierten Polizei“

Bei allen Um- und Auszugsüberlegungen spiele „der Gedanke einer zentralisierten Polizei“ eine wichtige Rolle. Dies gelte vor allem für Dienststellen und Abteilungen ohne Außenwirkung und Bürgerkontakt. Die Polizeiinspektionen Nord, Mitte und Süd blieben bestehen. Die Kosten des ganzen Vorhabens sind noch nicht bezifferbar, sie müssen durch eine gesonderte Ausschreibung erst noch ermittelt werden.

Mindestens 25,5 Millionen Euro will das Land NRW für die ehemalige Polizeischule an der A52 in Essen haben.
Mindestens 25,5 Millionen Euro will das Land NRW für die ehemalige Polizeischule an der A52 in Essen haben. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Für die Polizei Essen ist das Aus für den historischen Standort offenbar der einzige Weg. Das Gebäude könne „nicht die Infrastruktur für die Zukunft der Polizei Essen darstellen“, lautet die Sicht der Dinge. Die Bedarfe, zum Beispiel die einer fortschrittlichen Leitstelle, ließen sich im Präsidium nicht abbilden. Die notwendige technische Ertüchtigung in dem denkmalgeschützten Gebäude und die dadurch bedingten Einschränkungen seien entweder nicht verhältnismäßig, sprich: zu aufwendig und zu teuer, oder erst gar nicht realisierbar, heißt es.

Auf die Frage, ob man nicht einzelne Abteilungen ohne Bürgerkontakt hätte auslagern können, um die Platzprobleme zu lösen, ohne gleich den ganzen Standort aufzugeben, antwortet Wickhorst: „Nach intensiver Prüfung ist die aktuelle Planung alternativlos!“ Hinter diesem Satz steht wohl bewusst ein Ausrufezeichen, das Kritikern des Komplett-Auszugs gelten dürfte.

Die weitere Verwendung des Präsidiums wird geprüft

So hatte etwa Michael Dybowski (80), Polizeipräsident von Essen, bevor er bis zu seiner Pensionierung nach Düsseldorf wechselte, deutlich gemacht, dass ein Rückzug der Behörde aus Rüttenscheid einem „Entfernen der Polizei aus der Stadtgesellschaft“ und einem „Abschied von der Polizeigeschichte in Essen“ gleichkomme. Das Präsidium mit seiner beabsichtigten Anbindung an das Justizviertel sei nun einmal „ein historischer Ort“, den man nicht allein aus pragmatischen Überlegungen aufgeben solle.

Die aktuelle Behördenleitung kontert diesen geschichtsbewussten Einwand zumindest indirekt: „Das Bild der Polizei wird durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Kontakt mit dem Bürger geprägt. Es wird von der Polizei eine rechtsstaatliche und effiziente Arbeit erwartet. Die Polizei muss sich den modernen Herausforderungen stellen.“

Was aus dem Präsidium ohne Polizei wird, ist noch lange nicht absehbar. „Nach dem Auszug prüft der BLB NRW die weitere Verwendung“, heißt es aus Düsseldorf. Ein unter Umständen jahrelanger Prozess bahnt sich damit an, der sich für eine weitere Liegenschaft der Essener Behörde auf der Zielgerade befindet.

25,5 Millionen Euro Mindestkaufpreis für die Polizeischule

Für den Verkauf des Geländes der alten Polizeischule mit ihren teils denkmalgeschützten Gebäuden an der Norbertstraße läuft aktuell ein Bieterverfahren, das am 22. Februar endet. Dann dürfte klar sein, wem das marode Ensemble mit teils schadstoffbelasteten Gebäuden auf 90.938 Quadratmetern Grund in Bredeney den Mindestkaufpreis in Höhe von 25,5 Millionen Euro wert ist.

Die Stadt Essen hat die Rahmenbedingungen für eine künftige Nutzung klar gesetzt: Erlaubt sind auf dem Hügel „nicht störende Büro- und Verwaltungsnutzungen“. Wohnen, so heißt es, könne nur als „mitgezogene Nutzung zum Beispiel bei universitärer Nutzung als Wohnheim“ realisiert werden.