Essen. Die Essener Behörde feierte mit großem Bahnhof das Richtfest für die polizeieigene Werkstatt in Bredeney - und erlebte eine überraschende Ansage.
Der millionenschwere Mack ist gut gesichert. Hinter Holzbrettern versteckt wartet das riesige Wandmosaik des hessischen Künstlers auf der früheren Vorstandsetage der Karstadt-Hauptverwaltung in Essen-Bredeney auf seine Enthüllung, während zahllose Arbeiter rundherum Hand anlegen, damit im Sommer diesen Jahres alles über die Bühne gehen kann: der Umzug mehrerer Polizeieinheiten mit rund 750 Behördenmitarbeitern aus gleich drei Liegenschaften des Landes an die Theodor-Althoff-Straße. Das Großprojekt, es nimmt Gestalt an. In Rekordzeit.
„Die Polizei ist nicht besonders verwöhnt, wenn es um Baumaßnahmen geht“, sagte Essens Polizeipräsident Frank Richter beim ersten öffentlichen Ortstermin auf dem Gelände: dem Richtfest für die polizeieigenen Werkstatthalle vor großem Bahnhof. Mit Blick auf die alte Polizeischule nebenan, die bald leergezogen wird, weil die Kosten der seit Jahrzehnten überfälligen Sanierung einen dreistelligen Millionenbetrag verschlungen hätten, konnte sich der Behördenleiter einen Seitenhieb auf den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes nicht verkneifen: „Die Geschwindigkeit hier ist etwas ganz Besonderes. Wir denken sonst in Jahrzehnten.“
Drei Liegenschaften werden für die Polizei im Sommer Geschichte sein
Seit erst einem Jahr wird an dem neuen zentralen Standort auf dem 100.000 Quadratmeter großen Areal ganz nach den Vorgaben und Bedürfnissen der Polizei gebaut und gewerkelt, in einem halben Jahr schon soll alles fertig und damit die alte Polizeischule, die Wache an der Norbertstraße und die Dependance im Teelbruch Geschichte sein. Im Juli werden die ersten Einheiten einziehen, am 11. August folgt die offizielle Einweihung durch Landesinnenminister Herbert Reul.
Auch interessant
Gegenüber der Werkstatt wird dann die Wache im Eingangsfoyer auf rund 300 Quadratmetern in dem rund 70 Mal 80 Meter messenden Hauptgebäude für die Bürger geöffnet und der Riesen-Carport für die Fahrzeuge der Hundertschaft nebenan fertig gestellt sein. Dann führen die instand gesetzten Rolltreppen aus den einstigen Karstadt-Kaufhäusern der Republik in die oberen Stockwerke, wo in den ersten der 18 Quadratmeter großen Büros, die jeweils zwei Sachbearbeitern Platz bieten, die ersten grauen Teppichböden liegen. Die Schränke für die polizeieigenen Computerserver stehen bereits in einem Technikraum, in dem ein Frischluftkorridor samt Lüftern dafür sorgt, dass die Technik nicht überhitzt.
Pro Woche wird rund eine Million Euro im Essener Süden verbaut
Eine Million Euro pro Woche wird an der neuen Polizeiliegenschaft mit einer Nutzfläche von rund 27.000 Quadratmetern verbaut. Es ist ein sogenannter Ewigkeitsstandort für die Behörde mit einem auf 30 Jahre angelegten Mietvertrag, der dem Eigentümer „Publity“ über vier Millionen Euro sichere Mieteinnahmen pro Jahr sichert.
Es gibt wohl nicht allzu viele Großbaustellen auf denen sich Firmen, Investor und künftige Nutzer so einig darin sind, dass „alles gut im Zeitplan“ ist und „alle Probleme einvernehmlich gelöst“ sind, wie es Andreas Rudolph, unter anderem im Land zuständig für die Liegenschaften von rund 50 Polizeibehörden, betont. Und es gibt wohl nicht allzu viele Richtfeste, auf denen ein Vertreter des Innenministeriums bei der Begrüßung zur Verwunderung aller Anwesenden gleich eine neue Baustelle aufmacht.
Muss die Essener Polizei ihren angestammten Sitz womöglich räumen?
Klaus Schönenbroicher gab zu bedenken, dass der Mietvertrag zwischen dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) und der Essener Polizei für das Präsidium an der Büscherstraße 2023 auslaufe. Damit stehe die Behörde als auch die Landesregierung vor einer entscheidenden Frage: Will man an der Liegenschaft und damit am BLB festhalten oder lieber eine neue Alternative aus dem Hut zaubern, so wie beispielsweise für die Polizei Münster, die ein nagelneues Präsidium bekommt.
Muss die Essener Polizei womöglich ihren angestammten Sitz in dem so geschichtsträchtigen wie aufwendig sanierten Haus räumen? Die vorsichtige Antwort hinter vorgehaltener Hand klingt schon ein bisschen nach Hoffen und Bangen: „Wir sind an der Büscherstraße eigentlich gut versorgt.“