Essen-Katernberg. Ein Wohnhaus in Essen-Katernberg hat ein Rattenproblem. Das ärgert und ekelt die Nachbarn. Der Hauseigentümer will jetzt Abhilfe schaffen.
Ratten planschen in der Vogeltränke, Ratten sitzen auf dem Fensterbrett und schauen beim Frühstück zu, Ratten sausen über die Terrasse: Bewohner der Katernberger Straße in Essen sind verzweifelt. Im Durchgang und Garten des Hauses mit der Nummer 41 tummeln sich die Tiere.
Müll zieht Ratten an – Entsorgungsbetriebe nehmen nur mit, was in den Tonnen ist
Christa Rosendahl gehört das Nachbarhaus. Die 75-Jährige hat lange den Friseursalon Rosendahl betrieben. Sie wohnt seit 1970 dort und hat sich mittlerweile mit Zäunen und Sichtschutz komplett von den Nachbarn abgeschottet. Doch sie weiß: „Das interessiert die Ratten nicht, die kommen trotzdem zu uns rüber.“ Fallen und Gift würden nur wenig helfen, es seien einfach zu viele. An einem Vormittag habe sie vier Tiere gefangen, weitere acht hätten in der Vogeltränke geplanscht.
Der Sichtschutz zu den Nachbarn sorge immerhin dafür, dass sie den Müll nicht sehe. Der sei nämlich das Problem: „Niemand trennt den Abfall, er liegt überall rum und die Entsorgungsbetriebe nehmen nur das mit, was sich in den Tonnen befindet.“
Eine weitere Nachbarin, Eva-Maria Wöhler, hat beobachtet: „Die Bewohner grillen ständig, aber nicht mit Kohle, sondern mit Sperrmüll und dazwischen laufen die Ratten herum.“ Das Problem bestehe schon seit mehreren Jahren. In dem betroffenen Haus würden immer wieder Mieter ein- und ausziehen, die meisten seien Zugezogene aus anderen Ländern. Die Ratten aber seien ständige Gäste – auch in ihrem Garten.
Stadt Essen ist die Rattenplage in Katernberg seit Anfang des Jahres bekannt
Wöhler: „Die sind dreist und neugierig.“ Die Terrassentür könne sie schon lange nicht mehr auflassen aus Angst, dass die Tiere reinkommen. „Dafür sitzen die Nagetiere auf dem Fensterbrett und schauen uns beim Frühstück zu“, erzählt Wöhler, die sich nicht nur ekelt, sondern auch eingeschränkt fühlt. Man kann sich nicht so bewegen, wie man gerne möchte. Nachbarn würden ihre Kinder schon nicht mehr draußen spielen lassen.
Auf Anfrage erklärt Stadtsprecher Patrick Betthaus, dass das Problem der Stadt seit Ende Januar bekannt sei. In dem Haus seien insgesamt 34 Personen gemeldet, darunter auch Kinder unter sechs Jahren. Eine Kindeswohlgefährdung liege nicht vor. Betthaus: „Es wurde beklagt, dass sich auf dem Grundstück der Katernberger Straße 41 überfüllte Mülltonnen sowie weitere Müllablagerungen befinden würden und auch Ratten gesichtet wurden.“ Ein Rattenbefall im Haus sei bei einer Kontrolle seitens der Stadt nicht festgestellt worden.
Betthaus: „Anfang Februar wurde der Hauseigentümer schriftlich aufgefordert, das Grundstück zu reinigen und Rattenbekämpfungsmaßnahmen durchzuführen. Ende Februar wurden die Stadtwerke Essen zudem gebeten, ergänzend Rattenbekämpfungsmaßnahmen in der Kanalisation durchzuführen.“ Ende März sei dann eine Kontrolle durch das Ordnungsamt erfolgt und festgestellt worden, dass die Stadtwerke ihre Arbeit erledigt hätten.
Hauseigentümer in Essener Rattenhaus wechseln
„Das Grundstück selbst allerdings war weiterhin verunreinigt und die Mülltonnen überfüllt“, erklärt Betthaus. Im nächsten Schritt sei eine größere Restmülltonne aufgestellt worden. Doch auch die reiche augenscheinlich nicht aus. Die Tonnen laufen über, die Deckel schließen nicht. Halb geöffnete Müllsäcke liegen daneben und die Ratten krabbeln darin rum. Das zeigen Fotos von Eva-Maria Wöhler.
Die Stadt hat den Hauseigentümer nach Angaben von Patrick Betthaus im April aufgefordert, bis Ende Mai erneut größere Mülltonnen zu ordern: „Außerdem sollte er das Grundstück reinigen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Ratten durchführen.“ Erfolge dies nicht, müsse er mit einer Ordnungsverfügung rechnen.
Soweit kam es jedoch nicht, denn in der Zwischenzeit hat der Eigentümer des Hauses gewechselt. Auch der neue Eigentümer sei laut Betthaus aufgefordert, eine Grundstücksreinigung und eine Rattenbekämpfung zu veranlassen. Die Stadt werde weiter entsprechende Kontrollen durchführen.
Rattenplage erinnert an ähnlichen Fall in 2021
Nur 500 Meter entfernt, an der Katernberger Straße 2, gab es genau vor einem Jahr ein ähnliches Problem. Die Immobilie wurde damals seitens der Stadt komplett geräumt und war für ein halbes Jahr unbewohnbar. Mittlerweile sind einige der Mieter, die überwiegend Armutszuwanderer sind, wieder zurückgekehrt. Johannes Maas, Vorsitzender des Katernberger Werberings, erklärte schon damals: „Es muss sich etwas ändern.“ Die Frage sei, wie man Eigentümer sowie Bewohner und Bewohnerinnen in die Gesellschaft integrieren könne, dann würde sich auch die Müllproblematik bessern. Man müsse den Menschen in verschiedenen Bereichen bei der Integration helfen und sie sollten sich helfen lassen.
Angebote und Hilfen gibt es allerdings schon jetzt: Dazu gehört unter anderem, dass Vertreter des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ) regelmäßig bei den Mietern vorbeischauen und auch das Quartiershausmeisterteam der Awo in dem Bereich viel unterwegs ist. Johannes Maas steht in engem Kontakt mit dem neuen Hauseigentümer und weiß: „Er ist sehr bemüht, dass sich die Lage schnell bessert.“