Essen. Müllkörbe mit Deckel gelten als geeignet, damit Ratten Spielplätzen fernbleiben. Dennoch sollen sie nicht überall in Essen angeschafft werden.

Wenn irgendwo Ratten auftauchen, ist der Ekel groß, erst recht, wenn es sich um Spielplätze handelt. Um den Nagern den Kampf anzusagen, gelten Müllkörbe mit Deckel als hilfreich. Während sich aber nun eine Bezirksvertretung für deren Anschaffung ausgesprochen hat, lehnt eine andere sie ab. Die Hintergründe.

Herumliegende Speisereste und Unrat locken Ratten an. Wenn auf Spielplätzen direkt neben einem Müllkorb Pommes oder Pizzareste herumliegen, müssen es nicht unbedingt die Besucher gewesen sein, die sie achtlos weggeworfen haben. Vielfach picken sich auch Vögel die Essensreste aus der Mülltonne und verteilen sie im direkten Umfeld. Ein gefundenes Fressen für die ungeliebten Ratten. Damit die Vögel erst gar nicht zum Zuge kommen können, gibt es im Stadtgebiet an einigen Orten Müllkörbe mit Deckel.

505 Meldungen zu Rattenvorkommen

Im vergangenen Jahr sind über den Mängelmelder-App der Stadt 505 Meldungen eingegangen, bei denen es sich um das Thema Ratte handelte.

Eine signifikante Häufung von Ratten in einzelnen Stadtteilen kann die Verwaltung nach eigenen Angaben nicht bestätigen.

Tauchen Ratten auf Privatgelände auf, sind die Eigentümer aufgefordert, die Nager zu bekämpfen. Auf öffentlichen Flächen sind die jeweiligen Behörden/Ämter zuständig.

Zur Vorbeugung kümmere sich Grün und Gruga auf den Spielplätzen um regelmäßigen Rückschnitt von Grün, damit sich die Ratten dort nicht einnisten.

Die Reinigungsintervalle der Abfallkörbe seien den örtlichen Begebenheiten angepasst, die EBE erklärt beispielsweise, dass an Containerstandorten drei Mal pro Woche gereinigt werde.

An Spielplätzen seien Infotafeln mit entsprechenden Zeichen und Hinweisen aufgestellt, um den Besuchern Verhaltensregeln nahezubringen.

Im Stadtbezirk I sollen solche Behälter jetzt auf Spielplätzen, Grünflächen und auch in der Nähe von Müllcontainern zum Standard werden. Dafür müssen Müllkörbe ohne Deckel gegen solche mit Deckel ausgetauscht werden. Die Bezirksvertretung hat sich dafür ausgesprochen, dass die Verwaltung die Kosten ermitteln soll und ihr auch mit auf den Weg gegeben zu klären, wie eine Umsetzung erfolgen könnte.

Das Stadtteilparlament war damit einem Antrag der Sozialdemokraten gefolgt, die eine Reihe von Orten auflisten, an denen schon mehrfach Ratten gemeldet worden sind. Unter anderem werden in der Aufzählung die Spielplätze am Kurfürstenplatz, am Steinplatz der Von-der-Tann-Straße genannt sowie der Containerstandort an der Elisenstraße.

Großteil des Mülls kommt von Kunden der Pizzeria in Karnap

Ganz anders ging die Bezirksvertretung V mit der Forderung um, den Spielplatz an der Arenbergstraße in Karnap entsprechend auszustatten. Dort liege trotz vier Mülleimern oft Unrat rund um die Eimer herum, ebenso im Sand oder an den Spielgeräten, so das Karnaper Bürgerbündnis, das die Spielplatzpatenschaft übernommen hat. „Da sich vermehrt Krähen und auch Ratten den Verpackungsmüll aus den Mülleimern holen, wird der Unrat im Umkreis der Örtlichkeiten und speziell auf dem Spielplatz verteilt“, so Geschäftsführer Thorsten Kaiser.

Am Karnaper Spielplatz an der Arenbergstraße stellt sich die Frage: Wer ist das Problem? Mensch oder Ratte? Oft liegen Pizzakartons mit entsprechenden Resten neben den Mülleimern. Das zieht Ratten an.
Am Karnaper Spielplatz an der Arenbergstraße stellt sich die Frage: Wer ist das Problem? Mensch oder Ratte? Oft liegen Pizzakartons mit entsprechenden Resten neben den Mülleimern. Das zieht Ratten an. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Politiker lehnten es jedoch ab, die vorhanden Mülleimer ohne Deckel gegen solche mit Deckel auszutauschen. Die Stadtverwaltung hatte im Vorhinein eine Stellungnahme abgegeben in der seitens Grün und Gruga betont wurde, dass ein Großteil des Mülls durch Kunden der angrenzenden Pizzeria verursacht werden würde. „Dieses Müllaufkommen würde sich durch abgedeckte Papierkörbe nicht verhindern lassen. Pizzaschachteln müssten vor der Entsorgung mehrfach gefaltet werden, um in den Papierkorb zu passen“, heißt es in der Stellungnahme. Dazu seien die Menschen oft nicht bereit, der Müllberg könnte sich sogar vergrößern. Die Stadtteilpolitiker folgten dieser Meinung mehrheitlich.

Abfalleimer mit Deckel fordert die Bezirksvertretung I im Kampf gegen die Rattenplage.
Abfalleimer mit Deckel fordert die Bezirksvertretung I im Kampf gegen die Rattenplage. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

SPD-Fraktionsvorsitzende Vanessa Gremer erklärte, dass man auch 20 Mülleimer hinstellen könnte, der Müll würde trotzdem daneben landen. Neue Mülleimer seien Ressourcen- und Steuergeldverschwendung. Sie schlug vor, den Quartiershausmeister mehr in diesem Bereich einzubinden. Auch die CDU-Fraktionsvorsitzende, Stephanie Kölking, betonte, das Problem seien die Menschen, die den Müll daneben werfen und nicht die Tiere, die ihn aus den Eimern picken. Sie lobte jedoch explizit das Engagement der Karnaper Initiativen und Ehrenamtlichen.

Die fühlen sich jedoch jetzt ausgebremst in ihrem Kampf gegen den Müll. Vorneweg Thorsten Kaiser, der direkt nach der Sitzung eine erboste Pressemitteilung herausgab. „Wir werden die Entscheidung der Bezirksvertretung V nicht einfach stehen lassen, denn wir sind unseren Kindern und Jugendlichen im Stadtteil Karnap verpflichtet, uns dafür einzusetzen, dass sie einen sauberen Raum zum Spielen haben.“ Außerdem hat er sich an den SPD-Vorsitzenden des Unterbezirks Essen, Frank Müller, gewandt und um Unterstützung gebeten sowie angefangen, Unterschriften bei den Anwohnern einzusammeln.

Grün und Gruga tauschtreparaturbedürftige Müllkörbe aus

Grün und Gruga, für 2422 Müllkörbe im Stadtgebiet zuständig, hat die Rattenplage offensichtlich auch im Visier. Da es allerdings, so Sprecherin Christina Waimann, keinen eigenen Ansatz im Etat gibt, werden die Müllkörbe mit Deckel gegen Modelle ohne nur dann ausgewechselt, wenn diese defekt sind. Meist seien das rund 100 pro Jahr, die Kosten belaufen sich pro Exemplar auf 550 Euro. Wenn darüber hinaus noch Wünsche und Bedarfe bestehen, müsse das beispielsweise mit Geldern einer Bezirksvertretung finanziert werden.