Essen-Altenessen. Ein Wohnhaus in Altenessen hat ein Kakerlakenproblem. Tiere krabbeln in Flur und Wohnungen. Die Stadt hat eingegriffen. Mieterin ist verzweifelt.
In dem Mietshaus an der Hövelstraße in Altenessen haben bis vor kurzem 16 Kinder und acht Erwachsene gelebt – zusammen mit unendlich vielen Kakerlaken. Die Schädlinge krabbeln im Treppenhaus, im Keller und auch in den Wohnungen selbst.
Kakerlaken in Essener Wohnhaus auch im Kühlschrank
Julia Nolte wohnt im Erdgeschoss und ist verzweifelt: „Ich finde die Kakerlaken überall.“ Mit überall meint sie nicht nur im Kühlschrank, in der Spüle und in den Küchenschränken. Auch in ihrem und den Betten ihrer Kinder krabbelten die Tiere, im Badezimmer und hinter der Tapete. Die alleinerziehende Altenpflegerin wohnt in der 95-Quadratmeter-Wohnung mit drei Kindern, der Jüngste lernt gerade das Krabbeln. „Ich bin mit den Nerven am Ende, manchmal sitze ich einfach hier und heule.“
Bei einem Ortsbesuch öffnet Nolte einen Abstellraum im Treppenhaus und springt zurück: Mehrere Kakerlaken fallen auf den Boden und suchen das Weite. Sie könne ihre Wohnung noch so viel putzen und die Schränke auswaschen – gegen die Kakerlaken habe sie keine Chance. Vor zwei Jahren habe es den ersten Befall gegeben, erklärt die Essenerin. Damals sei ein Kammerjäger zweimal im Einsatz gewesen, danach sei zunächst Ruhe eingekehrt. Doch die gesundheitsschädlichen Krabbeltiere kamen zurück.
Ratten im Keller des Hauses in Altenessen
Die 29-Jährige vermutete die Mieter in der Wohnung über ihr als Verursacher. „Die haben ihren Müll wochenlang auf dem Balkon liegen gehabt, kein Wunder, dass dann Tiere kommen.“ Nolte erklärt, die Kakerlaken seien nicht das einzige Problem, im Keller wohnten zudem Ratten. Was sie dort lagere, sei angefressen.
Julia Nolte kontaktiere die Stadt Essen, telefonierte mit Gesundheits- und Ordnungsamt und auch mit der Wohnungsvermittlung. Sie fühlt sich zu Hause unwohl, braucht eine neue Bleibe. „Ich finde einfach nichts“, erklärt sie. Mit drei Kindern bräuchte sie einen gewissen Platz, Alleinerziehende seien bei Vermietern zudem nicht gerne gesehen. So wohnt sie zwischendurch bei ihrer Mutter, auf Dauer sei das jedoch keine Lösung.
Nach Angaben der Stadt seien der 29-Jährigen schon mehrere Wohnungen angeboten worden, diese seien jedoch immer abgelehnt worden. Nolte hält dagegen: „Das Einzige, was mir angeboten wird, sind Wohnungen, auf die ich mich bewerben kann. Da war aber nichts für mich und meine Kinder dabei.“
Kakerlakenbefall ist der Stadt seit August 2021 bekannt
Die Stadt erklärt auf Anfrage, dass der Fall dort seit Ende August 2021 bekannt ist. Die Wohnungsaufsicht habe einen Vor-Ort-Termin durchgeführt. An den kann sich Nolte noch erinnern: „Die Kakerlaken liefen dem Mann von der Stadt über die Füße.“ Stadtsprecherin Jasmin Trilling: „Im Anschluss wurde der Vermieter kontaktiert. Aus seiner Sicht lag die Ursache für den Schädlingsbefall bei einer Mietpartei im Haus. Vorherige Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, auch eine durch eine professionelle Firma, sind in der Vergangenheit immer ins Leere gelaufen, da das verursachende Verhalten nicht abgestellt wurde.“
Der Vermieter habe dem Verursacher daher gekündigt und sich auch selbst um die Bekämpfung der Kakerlaken gekümmert. „Er hat ein Gel ausgelegt“, weiß Nolte, die das Mittel selbst benutzt, aber nicht für allzu effektiv hält: „Die Kakerlaken sind in jeder Ritze und dort, wo sie nicht selbst krabbeln, haben sie ihre Eier gelegt.“
Müllproblem auf dem Grundstück des Hauses in Altenessen
Vor einigen Wochen seien die Mieter, die das Problem mutmaßlich verursacht haben, ausgezogen. Trilling: „Im Zuge des Auszugs erhielt das Ordnungsamt auch mehrere Beschwerden über Müll auf dem Grundstück.“ Nolte erzählt, dass die Familie ihren Müll neben die Tonnen gelegt habe, er sei dann nicht abgeholt worden und so wäre er von Ratten angefressen worden. Trilling: „Zuletzt wurde der Vermieter durch das Ordnungsamt aufgefordert, den Müll auf seinem Grundstück zu beseitigen und sich erneut der Schädlingsproblematik anzunehmen, die trotz Auszug weiterhin besteht.“ Ordnungsamt und Gesundheitsamt werden „kurzfristig kontrollieren“, ob sich die Lage in dem Haus gebessert hat.
„Eigentlich müsste das Haus geräumt und entkernt werden, findet Julia Nolte, der die Aktionen seitens der Stadt Essen nicht ausreichen. „Es dauert alles viel zu lange.“ Ihre Kinder würden unter den Zuständen leiden, trauen sich nicht alleine zur Toilette und könnten nicht entspannt spielen – aus Angst und Ekel vor den Tieren.