Essen-Rüttenscheid. Die Dauerbaustelle im Essener Justizviertel raubt einigen die Nerven. Nun verhinderte ein Baustellenfahrzeug die Leerung von Mülltonnen.

Marc Ballay ist wütend. Wegen der Dauerbaustelle im Essener Justizviertel leide er ohnehin unter Lärm und „Erschütterungen, dass die Tassen im Schrank klirren“, beklagt der Rüttenscheider. Bisher habe aber wenigstens die Müllentsorgung reibungslos funktioniert – bis zum 21. April. Da wurden seine Tonnen in der Kortumstraße nämlich stehengelassen. Grund: Ein Baustellenfahrzeug hatte die Straße zugeparkt, sodass die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) nicht herankamen und unverrichteter Dinge wieder abfuhren.

Auf Nachfrage bestätigt die EBE den Vorfall. „Üblicherweise werden die Tonnen zunächst von unseren Mitarbeitern vorab rausgestellt, anschließend fährt das Abfallsammelfahrzeug in die jeweilige Straße“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung. Dies ist vertraglich so vereinbart: Die EBE-Besatzung holt die Tonnen aus dem Keller, stellt sie an die Straße und nimmt sie dann mit.

„So wurden auch in diesem Fall die Tonnen rausgestellt, nur konnte das Sammelfahrzeug dann aufgrund der versperrten Zufahrt nicht in die Straße fahren“, erklärt die EBE. Am darauffolgenden Mittwoch (27. April) seien dann alle Tonnen frei zugänglich gewesen und geleert worden. Alle Mehrmengen habe man mitgenommen.

Essener Stadtwerke: Unachtsamer Mitarbeiter parkte Fahrzeug im Weg

In die Rüttenscheider Kortumstraße kann man derzeit von der Zweigertstraße aus nicht fahren. Das gilt aber eigentlich nicht für die Fahrzeuge der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE).
In die Rüttenscheider Kortumstraße kann man derzeit von der Zweigertstraße aus nicht fahren. Das gilt aber eigentlich nicht für die Fahrzeuge der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE). © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Doch warum blockierte das Baustellenfahrzeug überhaupt die Straße? Wegen der Bauarbeiten ist die Kortumstraße zurzeit an der Einmündung Zweigertstraße gesperrt. Die Leerung der Mülltonen muss aber trotzdem gewährleistet sein. Die Stadtwerke erklären den Vorfall auf Anfrage so: „Ein Mitarbeiter hatte sein Fahrzeug kurzfristig vor den Mülltonnen in der Kortumstraße abgestellt. Als das EBE-Fahrzeug zum Leeren der Mülltonnen kam, stand der Fahrer an der Baugrube. Er hat nicht mitbekommen, dass die EBE-Mitarbeitenden die Tonnen leeren wollten.“

Man bedauere, dass die Müllentsorgung aufgrund der Unachtsamkeit eines Mitarbeiters nicht habe durchgeführt werden können und habe alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einmal darauf hingewiesen, dass der Zugang zu den Müllbehältern für die EBE jederzeit gewährleistet sein müsse.

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Essener Entsorgungsbetriebe: Zugeparkte Straßen sind „Alltag“

Immer wieder kommt es vor, dass Mülltonnen wegen Verkehrsbehinderungen nicht geleert werden können. Über die Häufigkeit führt die EBE laut eigener Aussage keine Statistik, betont aber: „Allerdings gehören zugeparkte Straßen zu unserem Alltag, sodass wir jeden Tag damit zu kämpfen haben.“ Seien die Tonnen in einer Straße wiederholt blockiert, wende man sich mit der Bitte um Unterstützung an das Ordnungsamt. Das könne dann verstärkte Kontrollen, verbunden mit Bußgeldbescheiden, bedeuten.

Die betreffenden Autos abschleppen zu lassen, sei dagegen keine Option: Schlicht, weil die Zeitplanung der Touren das Warten auf einen Abschleppdienst nicht zulasse. „Vielmehr versuchen wir in Fällen, die immer wieder problematisch sind, Lösungen zu entwickeln und diese gemeinsam mit allen Akteuren umzusetzen“, so die städtischen Entsorgungsbetriebe.

Bauarbeiten im Essener Justizviertel sollen bis Mai 2023 abgeschlossen sein

Vorwurf: Tonnen nicht in den Keller zurückgestellt

Marc Ballay beklagt, die Mitarbeiter der EBE hätten seine Mülltonnen am 27. April zwar geleert, aber – anders als vertraglich vereinbart – nicht in den Keller zurückgestellt, obwohl Bewohnerinnen und Bewohner im Haus gewesen seien.

Hierzu entgegnet die EBE: „Dass Tonnen nicht zurückgestellt werden können, kommt häufiger vor. Unsere Mitarbeiter sind darauf angewiesen, dass die Türen geöffnet werden.“

Vor allem die nach Angaben der Stadt rund 15.000 Baustellen pro Jahr sind potenzielle Problemorte. Viele der Baustellen ließen sich nach Rücksprache mit dem Bauträger oder durch Amtshilfe so umgestalten, dass eine Entsorgung zur nächsten Leerung wieder möglich sei, so die EBE. „Dennoch haben wir als EBE aktuell über 40 Baumaßnahmen aktiv, wo die Einschränkungen so erheblich sind, dass eine Entsorgung nur noch mit Sammelbehältern möglich ist“, schildern die Entsorgungsbetriebe. Man beschäftige einen Mitarbeiter, der speziell mit dem Thema Baustellen betraut sei. „Er steht in engem Kontakt unter anderem mit den Stadtwerken, um die haushaltsnahe Entsorgung trotz Baustellen bürgerfreundlich und schnell zu lösen.“

Die Bauarbeiten im Justizviertel hatten sich in der Vergangenheit mehrfach verzögert. Zu den Gründen gehören laut Stadtwerke-Sprecher Dirk Poplun unter anderem Arbeiten am Stollen zur Querung der Zweigertstraße (Verbindung der Kortumstraße), die sich aufwendiger gestalteten als erwartet. Außerdem habe das regnerische Wetter den Mitarbeitern zu schaffen gemacht. „Bei den Sturzbächen im letzten Jahr ist sogar einmal der Stollen teilweise voll Wasser gelaufen und musste abgepumpt werden“, so Pomplun. Die gesamten Bauarbeiten sollen laut Stadtwerke bis Mai 2023 abgeschlossen sein.