Essen. Wie hat die EBE auf Kritik von Bürgern an der Müllabfuhr und am Winterdienst reagiert? Das sagt Geschäftsführer Ulrich W. Husemann.

Als Ulrich W. Husemann seinen Job als neuer städtischer Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) antrat, gab er ein Versprechen ab: „Wir werden verlässlicher.“ Ein Jahr ist das her. Hat er Wort gehalten? „Ich finde schon“, sagt Husemann.

Bevor der heute 59-Jährige den Posten übernahm, standen die Entsorgungsbetriebe massiv in der Kritik bei Bürgern und Politikern. Inzwischen hat die EBE reagiert, Personal und Fahrzeuge wurden aufgerüstet. Mehr als 100 neue Mitarbeiter wurden eingestellt, vor allem für die Müllabfuhr und die Straßenreinigung, wie Husemann betont. Heute zählt das Unternehmen 1072 Beschäftige, vor einem Jahr waren es 960.

Die Entsorgungsbetriebe bringen mehr Mitarbeiter auf die Straßen

„Wir bringen mehr Mitarbeiter auf die Straßen“, sagt Husemann. Beschwerden, dass Mülltonnen nicht geleert wurden, die gibt es heute noch. Auch an diese Redaktion wenden sich immer wieder Bürger, die sich über die EBE beklagen. Aber es sind weniger geworden, viel weniger als im Sommer des vergangenen Jahres, als sich die Welle der Empörung überschlug.

Nicht nur bei Müllabfuhr und Straßenreinigung hat die EBE nachgesteuert. Papiercontainer werden mittlerweile in zwei Schichten geleert statt in einer. „Die Autos standen auf dem Hof rum. Besser, wir setzen sie ein“, sagt Husemann. Auch den Winterdienst hat die EBE umorganisiert. Der Pool an Fahrern der Streuwagen wurde verkleinert. Dafür seien die, die auf dem Bock sitzen, besser vertraut mit ihrem Fahrzeug, das Räumschild wüssten sie richtig einzusetzen.

Auf dem Betriebshof ließ Husemann dafür eigens einen Parcours aus Schrottautos aufbauen, damit die Fahrer mit den sperrigen Räumfahrzeugen zu rangieren lernten. Der Stresstest auf den Straßen steht für den Winterdienst noch aus. Husemann ist überzeugt davon, dass die EBE den Test auch unter realen Bedingungen bestehen wird. Abwarten.

Der Krankenstand bei den Entsorgungsbetrieben Essen ist zu hoch

Als städtischer Geschäftsführer ist Ulrich W. Husemann zuständig für kaufmännische Angelegenheiten und für das Personal. „Hier herrscht keine Demokratie“, betont er. Seine Mitarbeiter nimmt er in die Pflicht, gibt nach eigenen Worten aber Verantwortung auch weiter. Das Miteinander wolle er stärken. Auch indem die Beschäftigten andere Arbeitsplätze kennenlernen, und sei es nur für einen Tag. „Warum soll sich der Werkstatt-Mitarbeiter nicht auch mal an die Beschwerde-Hotline setzen?“ Er selbst ist einen Tag auf einem Müllwagen mitgefahren und hat mit angepackt in einem Kellerrevier. Wie war’s? „Anstrengend, aber machbar.“

Dennoch: In der Belegschaft gibt es viele Beschäftigte, die nicht mehr können. Der Krankenstand liegt prozentual im zweistelligen Bereich und damit viel zu hoch, wie Husemann betont. Die Quote gelte es zu senken durch Prävention und Motivation. Immerhin: Vom Betriebsrat gibt es lobende Worte für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Das war nicht immer so.

Durch die Corona-Krise ist die EBE vergleichsweise gut gekommen

Apropos Gesundheit: Durch die Corona-Krise sei die EBE bislang vergleichsweise gut gekommen. Nur wenige Mitarbeiter seien an dem Virus erkrankt. Aktuell seien es elf, alle hätten sich im privaten Umfeld mit dem Virus infiziert. Im Betrieb gilt 3G. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten seien geimpft. Alle anderen müssen sich täglich testen lassen und können dies gleich vor der Schranke zum Betriebshof.

Ulrich W. Husemann führt die EBE nicht alleine. Das operative Geschäft der EBE liegt in den Händen von Stephan Tschentscher, vom privaten Mitgesellschafter Remondis gestellter Geschäftsführer. „Wir verstehen uns gut“, sagt Husemann. Nach außen trete man bewusst gemeinsam auf. Ob es bei dieser Konstellation bleibt, ist offen. Die Stadt hat eine Entscheidung darüber zurückgestellt, ob es weiter geht mit Remondis oder ob die Entsorgungsbetriebe wieder zurückgeführt werden komplett in kommunale Hände.

Klimaschutz

Das Thema Klimaschutz beschäftigt auch die Entsorgungsbetriebe Essen. Laut Geschäftsführer Ulrich W. Husemann wird die EBE im Laufe des Jahres den ersten Müllwagen mit Wasserstoffantrieb in Betrieb benehmen. Die Kosten in Höhe von rund 800.000 Euro werden vom Bund zu 90 Prozent gefördert. Die EBE sieht sich in der Verantwortung, weitere Fahrzeuge auf umweltfreundliche Technologien umzustellen. Ohne finanzielle Förderung sei diese Aufgabe aber nicht zu stemmen, so Husemann.

Die Stadt nimmt sich Zeit. Das dürfte auch mit laufenden Untersuchungen zur sogenannten „Harmuth-Offensive“ zu tun haben. Mitarbeiter des EBE-Containerdienstes sollen, wie berichtet, angewiesen worden sein, Preise des privaten Mitbewerbers Harmuth konsequent zu unterbieten. Das war vor Husemanns Antritt als städtischer Geschäftsführer.

Husemann will sich dazu nicht äußern. Von Mitarbeitern sei er darauf angesprochen worden, wie es weitergehe, sollte die Stadt die Zusammenarbeit mit Remondis beenden. Seine Antwort: „Es muss weitergehen, und es wird weitergehen.“ Das gelte für die Beschäftigten wie für die Arbeit draußen auf den Straßen.