Essen-Rüttenscheid. Im Essener Justizviertel wird die Kanalisation erneuert. Bis zum Ende der Arbeiten müssen sich Anwohner noch gedulden. Der aktuelle Stand.

Die Bauarbeiten im Essener Justizviertel werden erst einmal weiter andauern. Wie Dirk Pomplun, Sprecher der Stadtwerke, auf Anfrage erklärte, soll die Maßnahme nach jetzigem Planungsstand erst im Frühjahr 2023 abgeschlossen werden. Zwischen Zweigert- und Alfredstraße erneuern die Stadtwerke die Kanalisation umfassend. In Höhe des Haumannplatzes blicken Anwohnerinnen und Anwohner derzeit auf große Berge aus angehäuftem Schutt.

Bereits fertig ist der neue Abwasserkanal unter der Zweigertstraße. Er führt von der Kreuzung Zweigertstraße/Martinstraße bis auf Höhe der Kortumstraße (in Richtung Alfredstraße) und hat einen Durchmesser von 1,40 Metern. Zu diesem Bauabschnitt gehörte auch ein Stollen unter der Zweigertstraße und den Ruhrbahngleisen, der ebenfalls fertiggestellt ist. Dieser Stollen verbindet die beiden Teile der Kortumstraße, die durch die Zweigertstraße getrennt werden.

Arbeiten an zwei Abwasserkanälen im Essener Justizviertel

„Derzeit bauen wir unter anderem an der Fortführung des Abwasserkanals in der Zweigertstraße bis zur Alfredstraße in Richtung Rüttenscheider Stern“, erklärt Pomplun. „Die Arbeiten hier werden noch bis Ende April andauern.“ Begonnen wurde dieser Teilabschnitt auf Höhe der Kortumstraße. Der Kanal hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern.

Große Schuttberge sind im Bereich des Haumannplatzes in Essen-Rüttenscheid angehäuft.
Große Schuttberge sind im Bereich des Haumannplatzes in Essen-Rüttenscheid angehäuft. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

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Gleichzeitig bauen die Stadtwerke einen weiteren Abwasserkanal mit einem Durchmesser von 1,20 Metern in der Kortumstraße (Richtung Krawehlstraße). Dieser Abwasserkanal beginnt im Kreuzungsbereich Zweigertstraße/Kortumstraße und endet auf Höhe der Cäsarstraße. Der Kanal wird fast vollständig in offener Bauweise verlegt. „Wir haben hier eine besondere Situation“, schildert Pomplun.

Essener Stadtwerke-Sprecher: Kanalarbeiten sind sehr zeit- und kostenaufwendig

Zum einen müsse man an fünf Stellen Kurzstollen errichten, um die dort liegenden Fernwärmeleitungen zu unterqueren. Zum anderen würden auch noch zwei alte Kanäle aus den Jahren 1908 und 1965 ausgebaut, um für die neue Kanaltrasse Platz zu schaffen. „Der Kanal aus dem Jahr 1908 ist ein sogenanntes Ei-Profil und macht vom Aussehen her seinem Namen alle Ehre“, erklärt Pomplun.

Die Bauarbeiten im Essener Justizviertel dauern weiter an.
Die Bauarbeiten im Essener Justizviertel dauern weiter an. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Er ist 50 Zentimeter breit, 75 Zentimeter hoch – und sieht im Querschnitt aus wie ein Ei. In der damaligen Zeit seien viele Abwasserkanäle in dieser Art gebaut worden, so der Stadtwerke-Sprecher. Im Justizviertel habe man es mit einer außergewöhnlichen Baugrabengröße zu tun: 4,20 Meter breit und 5 Meter tief. „Das macht die Kanalarbeiten sehr zeit- und kostenaufwendig“, so Pomplun.

Bauprojekt ist Teil des Abwasserbeseitigungskonzepts der Stadt Essen

Einschränkungen für Autofahrer

Die Zweigertstraße ist aufgrund der Baumaßnahmen zurzeit zwischen Haumannplatz und Alfredstraße in Fahrtrichtung Essen-Rüttenscheid für den Individualverkehr komplett gesperrt.In Gegenrichtung steht dem Verkehr auf der Zweigertstraße nur eine der beiden Fahrspuren in Fahrtrichtung Klinikum zur Verfügung.Außerdem ist die Kortumstraße an der Einmündung Zweigertstraße komplett gesperrt.Ortskundige Verkehrsteilnehmer werden gebeten, den gesamten Bereich großräumig zu umfahren.

Auch der Bau von zwei Stollen vom Polizeipräsidium in Richtung Landgericht steht noch an. „Derzeit können wir den Baubeginn aber noch nicht genau festlegen, da der Grundwasserstand in diesem Bereich sehr hoch ist“, erklärt Pomplun. „Er liegt bis zu zwei Meter über dem tiefsten Punkt der Stollensohle.“ Um das Grundwasser für die Zeit der Stollenbauarbeiten entsprechend abzusenken, benötige man mindestens drei Wochen Vorlauf. Ebenso müsse man sehr wahrscheinlich auch noch Kampfmittelsondierungen und damit verbundene Auswertungsarbeiten durchführen.

Das Bauprojekt ist in das vom Rat beschlossene Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt Essen eingebunden. Die ersten Arbeiten wurden 2020 durchgeführt. Im Vorfeld mussten einige sturmgeschädigte Bäume auf der Grünfläche zwischen Martinstraße und Haumannplatz und auf der Mittelinsel zwischen Martin- und Zweigertstraße weichen. Die Stadtwerke betonen, dass bei dem Kanalbau neuester technischer Standard zum Tragen komme. Man investiere drei Millionen, um die zum Teil fast 100 Jahre alten Kanäle durch neue zu ersetzen. Eigentlich sollten die Bauarbeiten im Frühjahr 2022 abgeschlossen werden.